"Lärmdiskussion schadet Rheintourismus"
Verfasst: Di 30. Sep 2008, 00:37
von eta176
Gegen diese etwas provokante These wenden sich auch Vertreter des "Bürgernetzwerkes Pro Rheintal"
in einem Artikel der Rhein-Zeitung, Ausgabe Asbach, Linz, Unkel vom 20.09.:
Weniger Lärm bringt mehr Gäste
- Link nicht mehr verfügbar -
Das zum Artikel gehörende Bild scheint mir eher von der Mosel zu stammen
(Ich hoffe, Beitrag und Bild werden ohne Probleme angezeigt, da sie von einer e-paper Demo-Seite stammen.)
Verfasst: Di 30. Sep 2008, 13:23
von hqerlen
Ohne Passwort - tut sich nichts!
Verfasst: Di 30. Sep 2008, 14:28
von eta176
Aus dem Archiv der RZ jetzt der gesamte Artikel
Weniger Lärm bringt mehr Gäste
Für das Bürgernetzwerk Pro Rheintal ist Qualitätstourismus erst möglich, wenn die Züge nicht mehr so viel Krach machen
"Qualitätstourismus beginnt mit der Wahrheit." Das sagen Vertreter der Initiative Pro Rheintal und weisen damit Vorwürfe zurück, der Kampf gegen den Bahnlärm könne Touristen fernhalten.
MITTELRHEIN. Frank Groß, Sprecher des Bürgernetzwerkes Pro Rheintal, ist sich sicher: "Seit Jahren ist der Mittelrhein wegen des Bahnlärms in der Republik verschrien." Jeder Besucher des Rheintals, unabhängig davon, ob er ein ruhiges Zimmer bekommt, erlebe den ohrenbetäubenden Bahnverkehr hautnah. "Mit jedem vorbeirauschenden Güterzug brennt sich der Gedanke ,Hier war ich zum letzten Mal" tiefer ein. Da braucht es keine Bahnlärmgegner", sagt Groß.
Im Gegenteil, der Kampf gegen den Bahnlärm sei wie ein Symbol der Hoffnung, mit dem die Region zeige, dass sie etwas unternimmt und dass Chancen bestehen, dass es besser werde und man auf den Weg zum Qualitätstourismus setze. Ruth Caspari, Betreiberin des Nassauer Hofes in St. Goarshausen, unterstützt die Aussagen: "Stellen Sie sich vor, Sie buchen Ihre nächste Urlaubsreise und kommen in ein Hotel, in dem Sie die ganze Nacht kein Auge zutun. Sie werden nach einem Tag wieder abreisen und nichts dafür bezahlen."
Groß, Agenturchef und Marketingmann, der unter anderem für die Stadt Koblenz ein Marketingkonzept erarbeitet hat, verweist darauf, dass Marketing immer nur so gut sei wie die Erwartungen, die es wecke - und dass anschließend die Erwartungen auch erfüllt werden müssten. "Es geht darum, eine Stimmigkeit herzustellen zwischen der wahren Welt des Produkterlebnisses und der virtuellen Welt des Marketings", sagt Groß und fährt fort: "In der heutigen Zeit verlieren viele Marken ihre Anhänger und damit auch ihre Wirkung." Das gelte auch für Hotels, die ihre Klasse immer an der Qualität ihrer Gäste messen könnten.
Doch das Problem liege nicht bei den Hoteliers, sagt Groß, sondern es liege zu 80 Prozent in den Umweltbedingungen und ganz besonders im Bahnlärm. Die Investitionen, die notwendig seien, um durch Wellness- und Freizeitangebote sowie entsprechende Hotels und Gaststätten ein Qualitätsniveau zu erreichen, scheiterten vor allem daran, dass die Region keinen Erho¬lungswert habe, solange dort Güterzüge mit 110 dB (A) durchrauschen. Dabei seien fast alle anderen Faktoren auf einem sehr guten Weg, seit die A 61 die B 9 entlaste, der Rhein wieder sauberes Wasser habe und die Winzer Weine produzierten, die Gourmets aus allen Ländern an den Rhein bringen. Die eigentliche Stärke des Rheintals, sein Klima und der "große Strom" seien die "Entschleunigung". Die Menschen, die heute nur noch "beschleunigt" würden, bräuchten dringend diese Entschleunigung durch das ruhig fließende Wasser, das sie wieder mit der Natur verbindet und ihnen erlaubt, die Seele baumeln zu lassen. Ergänzt durch Rad- und Fußwanderwege, Schwimmbäder, Uferpromenaden mit tollen Gastronomieangeboten hätte das Rheintal das Potenzial einer First Class-Urlaubsregion mit Weltniveau.
„Dieses fantastische Angebot könnte das Rheintal mit einem entsprechenden Masterplan, der alle Gemeinden von Koblenz bis Mainz einbezieht, zu einer der wohlhabendsten Regionen in Europa machen", ist Groß überzeugt. Auch die erforderliche Vielfalt sei gegeben, um Langzeiturlaub zu ermöglichen. Mit einer menschenwürdigen Regionalbahn und der Weißen Flotte könnte eine Infrastruktur geschaffen werden, die diesen Traum Wirklichkeit werden lasse.
Das seien jedenfalls einige der Gedanken, die Pro Rheintal veranlasst hätten, sich massiv gegen den Bahnlärm einzusetzen, "weil dieses hervorragende Potenzial des Rheintals im Moment durch den Bahnlärm buchstäblich zerstört wird". Die aktuelle Tourismusstatistik zeige, dass der Aufschwung, den alle anderen Tourismusregionen in Rheinland-Pfalz auf¬weisen, im Rheintal, trotz der denkbar besten Voraussetzungen, ausbleibe.
Deshalb müsse Schluss sein mit Versteckspielen und "so tun, als ob". Jeder, der an der Region interessiert sei, müsse sich massiv für eine sofortige Reduzierung des Bahnlärms einsetzen und im ganzen Land darüber reden, dass hier am Rhein endlich etwas geschehe. Das könne dann auch wieder mehr Touristen an den Rhein bringen.
Rhein-Zeitung - Ausgabe Asbach, Linz, Unkel vom 20.09.2008, Seite 29