Einfach mal ne Übergabe....(zum Mitmachen)
Re: Einfach mal ne Übergabe....(zum Mitmachen)
Hallo,
in dieser tollen Reihe möchte ich mal wieder in unsere Region zurück: Auf die Westerwaldquerbahn, die einmal von Montabaur über Westerburg und Rennerod bis Herborn führte.
Am 16. Juli 1985 konnte ich diese von 211 129 geführte kurze Übergabe bei strahlendem Sonnenschein im Bahnhof Erdbach - einer Spitzkehre - fotografieren.
Bild 1:
Kurz vor der Abfahrt.
Bild 2:
Die Fuhre ist jetzt Richtung Herborn abgefahren. Der Kilometerstein 8,1 gehört damit zum Herborner Streckenast, "8,5" zur Kilometrierung nach Westerburg.
Links im Vordergrund liegt die Strecke nach Schönbach.
Die Strecke von Schönbach bis Herborn wurde zwei Monate später (am 27.09.1985) stillgelegt und von Oktober 1989 bis April 1990 demontiert.
Wer genau wissen will, wo der Bahnhof Erdbach lag, kann sich auf folgender Karte orientieren:
Auch interessant: Südlich von Erbach ist eine Station "Rotzenhahn" eingezeichnet, die man als Ort im Jahr 1937 "wegen des unschönen Eindrucks" in Rotenhain umbenannt hat. Auf der Karte von 1939 ist das noch nicht berücksichtigt. Aber bei Bahnhofsbezeichnungen dauert das ja immer länger ....
Die 1962 gebaute 211 129 hatte auch kein langes Leben mehr vor sich: Sie wurde am 30. November 1987 ausgemustert und anschließend in Bremen zerlegt.
Es grüßt Euch
Günter
in dieser tollen Reihe möchte ich mal wieder in unsere Region zurück: Auf die Westerwaldquerbahn, die einmal von Montabaur über Westerburg und Rennerod bis Herborn führte.
Am 16. Juli 1985 konnte ich diese von 211 129 geführte kurze Übergabe bei strahlendem Sonnenschein im Bahnhof Erdbach - einer Spitzkehre - fotografieren.
Bild 1:
Kurz vor der Abfahrt.
Bild 2:
Die Fuhre ist jetzt Richtung Herborn abgefahren. Der Kilometerstein 8,1 gehört damit zum Herborner Streckenast, "8,5" zur Kilometrierung nach Westerburg.
Links im Vordergrund liegt die Strecke nach Schönbach.
Die Strecke von Schönbach bis Herborn wurde zwei Monate später (am 27.09.1985) stillgelegt und von Oktober 1989 bis April 1990 demontiert.
Wer genau wissen will, wo der Bahnhof Erdbach lag, kann sich auf folgender Karte orientieren:
Auch interessant: Südlich von Erbach ist eine Station "Rotzenhahn" eingezeichnet, die man als Ort im Jahr 1937 "wegen des unschönen Eindrucks" in Rotenhain umbenannt hat. Auf der Karte von 1939 ist das noch nicht berücksichtigt. Aber bei Bahnhofsbezeichnungen dauert das ja immer länger ....
Die 1962 gebaute 211 129 hatte auch kein langes Leben mehr vor sich: Sie wurde am 30. November 1987 ausgemustert und anschließend in Bremen zerlegt.
Es grüßt Euch
Günter
- Dieselpower
- Direktor A15
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Re: Einfach mal ne Übergabe....(zum Mitmachen)
V100 ist ein schönes Stichwort.
Anläßlich des 1988er Tramper-Monats-Tickets zog es uns zur "Württembergischen Allgäubahn" - genauer gesagt in Richtung Aulendorf. Wagenzettel aus einem Frechener Sandwagen - ich weiß nicht mehr ob Tds oder Ucs - machten uns auf die Strecke zur Oberland Glas (Heute merheitlich im Eigentum der Saint-Gobain) in Bad Wurzach neugierig. Und so fanden wir uns in Aulendorf ein, und frugen einmal mehr kackfrech nach einer Mitfahrgelegenheit, nachdem uns die örtliche Aufsicht die 211 288 als Zuglok der Übergabe verraten hatte. Was der Tag für mich persönlich noch bringen würde, wagte ich nicht zu hoffen...er wurde auch für meinen beruflichen Werdegang zum Meilenstein.
Wir hatten die Übergabe gerade fertig zusammengestellt, erhielten Ausfahrt, da begann der Lokführer mich zu mustern, bemerkte meine aufmerksamen Blicke auf Instrumente und Buchfahrplan, und wollte wissen, ob ich schon einmal gefahren sei, und wahrheitsgemäß bejahte ich - allerdings bestand die Praxis aus ein paar mal 110, 215 und 218 mit braven scheibengebremsten n-Wagen und ein wenig V90 im Rangiertempo.
Mit den Worten "Na prima, ich hab heute keine Lust!" stand er vom Sitz auf, nachdem er sich bis zur Fahrstufe 15 hochgeschaltet hatte, und sagte: "Einmal übernehmen bitte!", während er den SIFA-Taster am langen Arm gedrückt hielt, bis ich auf dem Führersitz saß. Am Ende bin ich dann - bis auf die paar Minuten zum Fotografieren - tatsächlich die ganze Tour hin und zurück gefahren, es war ein einfach nur genialer Tag. Das herrliche Sommerwetter, die tolle Landschaft, die herrliche Strecke, die kreuzbrave Maschine, die trotz 47 t Überlast keine Zicken machte... Daß ich bei der beschwerlichen Bergfahrt auf der letzten Etappe des Hinwegs besonders Kühlwasser - und Getriebeöltemperatur im Auge hielt. ohne daß er mich darauf aufmerksam machen mußte, gefiel unserem Meister wohl, und er fühlte sich in seiner Entscheidung bestätigt, er grinste jedenfalls zufrieden, und auch unser Zugführer schien keinerlei Bedenken zu haben. Nur bei kritischen Stellen auf der mir bis dahin unbekannten Strecke gab er mir einige Hinweise. Ich muß allerdings zugeben, daß ich mit dem alten Drehschieberventil Knorr Nr.8 und der Bremsstellung G so meine Startschwierigkeiten hatte....irgendwann macht man alles zum ersten mal, der Lokführer schien mit seinem 16jährigen Anwärter am Schluß jedenfalls relativ zufrieden.
Doch nun genug der Worte, lassen wir ein paar Bilder folgen:
Die erste Etappe - Roßberg - ist erreicht. Kurios: Schon zum damaligen Zeitpunkt war Roßberg (km 45,3) nur Betriebsbahnhof zum Kreuzen und um den Fahrtrichtungswechsel durchzuführen. Die ersten 104 m Höhenunterschied sind auf 17 km überwunden, ich habe die Lok schon umgesetzt.
Der Lokführer war so freundlich, mir während der Dauer der Fotoarbeiten die bedienende Funktion der vereinfachten Bremsprobe abzunehmen - vielen Dank. Der ebenfalls in voller Dienstkleidung angetretene Zugführer kommt nach vorn, noch schnell ein Foto, dann wird es - trotz der kleinen Übersetzung (65-km/h-Ackergang) - beschwerlich für Frau 100. Roßberg und Bad Wurzach liegen zwar annähernd auf gleicher Seehöhe, dazwischen gilt es jedoch, mittels bis zu 28,5 Promille Neigung einen Höhenzug zu überwinden.
Geschafft - der Lack ist zwar schon etwas stumpf, aber unser Mädchen hat seinen Zug (Hintergrund) zuverlässig im "Glasbahnhof" Bad Wurzach abgeliefert, und kühlt nun ein wenig ihre Betriebsstoffe, bevor es mit deutlich weniger beschwerlicher Last zu Tale geht....Im Hintergrund ist offenbar das Sammelgleis für Schadwagen, denn der österreichische Shimms hat wie es scheint bei Be-oder Entladen böse einen mit dem Kran abbekommen....
Zu unserer allseits geliebten V100: Ist jemandem eigentlich schon mal die unterschiedliche Stirnfensterausführung auf jeder Seite der V100 aufgefallen? Hand aufs Herz! Diese vorbildgerechte Besonderheit soll im Hause Märklin vor vielen Jahren sogar zu Reklamationen geführt haben....das rückwärtige bzw. in Fahrtrichtung jeweils linke Fenster ist ausstellbar ausgeführt, was die Lüftungsmöglichkeiten des Führerstandes verbessert, offen gesehen habe ich sie jedoch niemals wirklich bewußt. Bei nicht wenigen Loks wurde das auch im Rahmen von Hauptuntersuchungen geändert, und beide fix in Gummi gefaßt.
Zur befahrenen Strecke Roßberg Bbf - Bad Wurzach:
Eine äußerst wechselhafte Geschichte...die 11 km lange Strecke wurde 1904 eröffnet, warf jedoch nie die erhofften Gewinne ab, so daß man sie schon 1927 wieder stillegen wollte. Während sich das für den Reiseverkehr noch bis 1963 hinzog (!!!), überlebte der nicht unerhebliche Güterverkehr dieses Vorhaben - festhalten bitte - ganze 75 Jahre! Erst Ende 2002 sollte der "letzte" Güterzug rollen, was nur Monate später revidiert wurde. Doch da die DB Netz kein Interesse an der Strecke hatte, wurde sie von der Stadt Bad Wurzach übernommen, die sie ab 2004 mit Hilfe der WEG als EIU betreibt. Die Bayrische Cargo Bahn BCB fuhr fortan die Oberland-Glas-Verkehre bis 2012 die Stock Transport GmbH übernahm, welche sie jedoch ebenfalls schon nach 4 Jahren wieder einstellte, und die Strecke wieder in Dornröschenschlaf verfiel. Seit Anfang 2018 rollen jedoch wieder einzelne Güterzüge, nachdem DB ZugBus Regionalverkehre Alb-Bodensee (RAB) im jahre 2010 an bestimmten Wochenenden und zu speziellen Anlässen im Zweistundentakt einen 628 im Ausflugsverkehr pendeln ließ. Mittlerweile finden diese Verkehre im Sommer an jedem Sonntag statt, und werden unter dem Namen "Moorbahn" (das Wurzacher Ried ist eines der größten zusammenhängenden Hochmoorgebiete Mitteleuropas, das sogar mit einer heute touristisch genutzten Torfbahn bereist werden kann) mit RS1 (BR 650) durchgeführt.
Zur Orientierung:
EDIT: Nachdem ich mit dem gelb-grün-lastigen Ergebnis meiner Scan-Nachbearbeitung nicht wirklich zufrieden war, und sichergehen wollte, daß es an meinem noch nicht so ausgeprägten Geschick mit all den Reglern und Möglichkeiten der Nachbearbeitung lag, und nicht am Material, schickte ich die Bilder an Günter, der so freundlich war, mit inklusive eines Schnellkurs die wichtigsten Schritte zu erklären. Seine Ergebnisse habe ich nun hier eingesetzt, und bin froh, nun die Bestätigung zu haben, daß da doch noch viel Luft nach oben ist. Daher meinen ganz herzlichen Dank an Günter und liebe Grüße nach Troisdorf...
Anläßlich des 1988er Tramper-Monats-Tickets zog es uns zur "Württembergischen Allgäubahn" - genauer gesagt in Richtung Aulendorf. Wagenzettel aus einem Frechener Sandwagen - ich weiß nicht mehr ob Tds oder Ucs - machten uns auf die Strecke zur Oberland Glas (Heute merheitlich im Eigentum der Saint-Gobain) in Bad Wurzach neugierig. Und so fanden wir uns in Aulendorf ein, und frugen einmal mehr kackfrech nach einer Mitfahrgelegenheit, nachdem uns die örtliche Aufsicht die 211 288 als Zuglok der Übergabe verraten hatte. Was der Tag für mich persönlich noch bringen würde, wagte ich nicht zu hoffen...er wurde auch für meinen beruflichen Werdegang zum Meilenstein.
Wir hatten die Übergabe gerade fertig zusammengestellt, erhielten Ausfahrt, da begann der Lokführer mich zu mustern, bemerkte meine aufmerksamen Blicke auf Instrumente und Buchfahrplan, und wollte wissen, ob ich schon einmal gefahren sei, und wahrheitsgemäß bejahte ich - allerdings bestand die Praxis aus ein paar mal 110, 215 und 218 mit braven scheibengebremsten n-Wagen und ein wenig V90 im Rangiertempo.
Mit den Worten "Na prima, ich hab heute keine Lust!" stand er vom Sitz auf, nachdem er sich bis zur Fahrstufe 15 hochgeschaltet hatte, und sagte: "Einmal übernehmen bitte!", während er den SIFA-Taster am langen Arm gedrückt hielt, bis ich auf dem Führersitz saß. Am Ende bin ich dann - bis auf die paar Minuten zum Fotografieren - tatsächlich die ganze Tour hin und zurück gefahren, es war ein einfach nur genialer Tag. Das herrliche Sommerwetter, die tolle Landschaft, die herrliche Strecke, die kreuzbrave Maschine, die trotz 47 t Überlast keine Zicken machte... Daß ich bei der beschwerlichen Bergfahrt auf der letzten Etappe des Hinwegs besonders Kühlwasser - und Getriebeöltemperatur im Auge hielt. ohne daß er mich darauf aufmerksam machen mußte, gefiel unserem Meister wohl, und er fühlte sich in seiner Entscheidung bestätigt, er grinste jedenfalls zufrieden, und auch unser Zugführer schien keinerlei Bedenken zu haben. Nur bei kritischen Stellen auf der mir bis dahin unbekannten Strecke gab er mir einige Hinweise. Ich muß allerdings zugeben, daß ich mit dem alten Drehschieberventil Knorr Nr.8 und der Bremsstellung G so meine Startschwierigkeiten hatte....irgendwann macht man alles zum ersten mal, der Lokführer schien mit seinem 16jährigen Anwärter am Schluß jedenfalls relativ zufrieden.
Doch nun genug der Worte, lassen wir ein paar Bilder folgen:
Die erste Etappe - Roßberg - ist erreicht. Kurios: Schon zum damaligen Zeitpunkt war Roßberg (km 45,3) nur Betriebsbahnhof zum Kreuzen und um den Fahrtrichtungswechsel durchzuführen. Die ersten 104 m Höhenunterschied sind auf 17 km überwunden, ich habe die Lok schon umgesetzt.
Der Lokführer war so freundlich, mir während der Dauer der Fotoarbeiten die bedienende Funktion der vereinfachten Bremsprobe abzunehmen - vielen Dank. Der ebenfalls in voller Dienstkleidung angetretene Zugführer kommt nach vorn, noch schnell ein Foto, dann wird es - trotz der kleinen Übersetzung (65-km/h-Ackergang) - beschwerlich für Frau 100. Roßberg und Bad Wurzach liegen zwar annähernd auf gleicher Seehöhe, dazwischen gilt es jedoch, mittels bis zu 28,5 Promille Neigung einen Höhenzug zu überwinden.
Geschafft - der Lack ist zwar schon etwas stumpf, aber unser Mädchen hat seinen Zug (Hintergrund) zuverlässig im "Glasbahnhof" Bad Wurzach abgeliefert, und kühlt nun ein wenig ihre Betriebsstoffe, bevor es mit deutlich weniger beschwerlicher Last zu Tale geht....Im Hintergrund ist offenbar das Sammelgleis für Schadwagen, denn der österreichische Shimms hat wie es scheint bei Be-oder Entladen böse einen mit dem Kran abbekommen....
Zu unserer allseits geliebten V100: Ist jemandem eigentlich schon mal die unterschiedliche Stirnfensterausführung auf jeder Seite der V100 aufgefallen? Hand aufs Herz! Diese vorbildgerechte Besonderheit soll im Hause Märklin vor vielen Jahren sogar zu Reklamationen geführt haben....das rückwärtige bzw. in Fahrtrichtung jeweils linke Fenster ist ausstellbar ausgeführt, was die Lüftungsmöglichkeiten des Führerstandes verbessert, offen gesehen habe ich sie jedoch niemals wirklich bewußt. Bei nicht wenigen Loks wurde das auch im Rahmen von Hauptuntersuchungen geändert, und beide fix in Gummi gefaßt.
Zur befahrenen Strecke Roßberg Bbf - Bad Wurzach:
Eine äußerst wechselhafte Geschichte...die 11 km lange Strecke wurde 1904 eröffnet, warf jedoch nie die erhofften Gewinne ab, so daß man sie schon 1927 wieder stillegen wollte. Während sich das für den Reiseverkehr noch bis 1963 hinzog (!!!), überlebte der nicht unerhebliche Güterverkehr dieses Vorhaben - festhalten bitte - ganze 75 Jahre! Erst Ende 2002 sollte der "letzte" Güterzug rollen, was nur Monate später revidiert wurde. Doch da die DB Netz kein Interesse an der Strecke hatte, wurde sie von der Stadt Bad Wurzach übernommen, die sie ab 2004 mit Hilfe der WEG als EIU betreibt. Die Bayrische Cargo Bahn BCB fuhr fortan die Oberland-Glas-Verkehre bis 2012 die Stock Transport GmbH übernahm, welche sie jedoch ebenfalls schon nach 4 Jahren wieder einstellte, und die Strecke wieder in Dornröschenschlaf verfiel. Seit Anfang 2018 rollen jedoch wieder einzelne Güterzüge, nachdem DB ZugBus Regionalverkehre Alb-Bodensee (RAB) im jahre 2010 an bestimmten Wochenenden und zu speziellen Anlässen im Zweistundentakt einen 628 im Ausflugsverkehr pendeln ließ. Mittlerweile finden diese Verkehre im Sommer an jedem Sonntag statt, und werden unter dem Namen "Moorbahn" (das Wurzacher Ried ist eines der größten zusammenhängenden Hochmoorgebiete Mitteleuropas, das sogar mit einer heute touristisch genutzten Torfbahn bereist werden kann) mit RS1 (BR 650) durchgeführt.
Zur Orientierung:
EDIT: Nachdem ich mit dem gelb-grün-lastigen Ergebnis meiner Scan-Nachbearbeitung nicht wirklich zufrieden war, und sichergehen wollte, daß es an meinem noch nicht so ausgeprägten Geschick mit all den Reglern und Möglichkeiten der Nachbearbeitung lag, und nicht am Material, schickte ich die Bilder an Günter, der so freundlich war, mit inklusive eines Schnellkurs die wichtigsten Schritte zu erklären. Seine Ergebnisse habe ich nun hier eingesetzt, und bin froh, nun die Bestätigung zu haben, daß da doch noch viel Luft nach oben ist. Daher meinen ganz herzlichen Dank an Günter und liebe Grüße nach Troisdorf...
Zuletzt geändert von Dieselpower am Mo 8. Mär 2021, 12:09, insgesamt 1-mal geändert.
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
Albert Einstein
"Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich...!"
Konrad Adenauer
Albert Einstein
"Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich...!"
Konrad Adenauer
Re: Einfach mal ne Übergabe....(zum Mitmachen)
Sehr schön, Marko!
Für mich auch besonders anschaulich durch die Karte.
Und ich folge Dir nun nach Süden, aber noch ein bisschen weiter Richtung Osten: nämlich in die Ferienregion Oberbayern. Genauer gesagt an die Bahnlinie von Mühldorf nach Traunstein.
Am Nachmittag des 21. Juli 1989 standen wir südlich von Hörpolding in der Nähe des Einfahrsignals, als 218 347 mit einem Ucs 909 sowie drei Ucs 908 als Üg 66095 (Trostberg 15.17 - Traunstein 16.14) durch saftige Wiesenlandschaften gondelte. Ein Idylle wie auf der Modellbahn, wenn Gleise mit Schotterbettung auf neue Grasmatten von Noch gelegt wurden.
Es grüßt Euch
Günter
Für mich auch besonders anschaulich durch die Karte.
Und ich folge Dir nun nach Süden, aber noch ein bisschen weiter Richtung Osten: nämlich in die Ferienregion Oberbayern. Genauer gesagt an die Bahnlinie von Mühldorf nach Traunstein.
Am Nachmittag des 21. Juli 1989 standen wir südlich von Hörpolding in der Nähe des Einfahrsignals, als 218 347 mit einem Ucs 909 sowie drei Ucs 908 als Üg 66095 (Trostberg 15.17 - Traunstein 16.14) durch saftige Wiesenlandschaften gondelte. Ein Idylle wie auf der Modellbahn, wenn Gleise mit Schotterbettung auf neue Grasmatten von Noch gelegt wurden.
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Re: Einfach mal ne Übergabe....(zum Mitmachen)
Um zu zeigen, daß Wetter und freie Tage nicht immer kompatibel sind, aber die Verpflichtung zur Dokumentation keine Entschuldigungen kennt, hier ein schönes "brrrrrr"-Bild...auch Fotowetter...und damit wage ich mich wieder an den Rand des Forengebietes...
An einem trüben Wintermorgen Anfang 1988 hat sich in Dillenburg die altrote 212 112 zwei offenbar polnische Waggons geschnappt, und möchte mit ihnen die Dietzhölztalbahn unsicher machen. Leider habe ich die Strecke nie kennengelernt, und so kann ich auch nicht mit Gewißheit sagen, wer dort Kanthölzer und Stückgüter aus Polen im Empfang hat(te). Vielleicht ist jemand orts- und streckenkundig, und kann weiterhelfen. An diesem Tag machte ich - überwiegend auf Führerständen - eine tolle Rundfahrt von Eitorf nach Eitorf über Betzdorf - Neunkirchen - Dillenburg - Herborn - Niederwalgern - Marburg - Cölbe - Erndtebrück - Bad Berleburg (Stichfahrt) - Siegen. Der Computer brauchte zwar zwei Fahrkarten dafür, aber es hat kilometergenau geklappt, die Karten hab ich sogar noch. Eine sehr V100- und Schienenbuslastige Tour, aber dank Webasto und Dampfheizung sowie Schnee von Cölbe bis kurz vor Kreuztal trotz des grau(sig)en Wetters (und Dank einer parallel mitgenommenen Video8-Kamera) - und nicht zuletzt toller freundlicher Eisenbahner - unvergessen.
Auch hier war Günter so nett, einmal drüber zu schauen - das Ergebnis stelle ich zum Vergleich nun einmal drunter....und der Zug wirkt viel plastischer.....
An einem trüben Wintermorgen Anfang 1988 hat sich in Dillenburg die altrote 212 112 zwei offenbar polnische Waggons geschnappt, und möchte mit ihnen die Dietzhölztalbahn unsicher machen. Leider habe ich die Strecke nie kennengelernt, und so kann ich auch nicht mit Gewißheit sagen, wer dort Kanthölzer und Stückgüter aus Polen im Empfang hat(te). Vielleicht ist jemand orts- und streckenkundig, und kann weiterhelfen. An diesem Tag machte ich - überwiegend auf Führerständen - eine tolle Rundfahrt von Eitorf nach Eitorf über Betzdorf - Neunkirchen - Dillenburg - Herborn - Niederwalgern - Marburg - Cölbe - Erndtebrück - Bad Berleburg (Stichfahrt) - Siegen. Der Computer brauchte zwar zwei Fahrkarten dafür, aber es hat kilometergenau geklappt, die Karten hab ich sogar noch. Eine sehr V100- und Schienenbuslastige Tour, aber dank Webasto und Dampfheizung sowie Schnee von Cölbe bis kurz vor Kreuztal trotz des grau(sig)en Wetters (und Dank einer parallel mitgenommenen Video8-Kamera) - und nicht zuletzt toller freundlicher Eisenbahner - unvergessen.
Auch hier war Günter so nett, einmal drüber zu schauen - das Ergebnis stelle ich zum Vergleich nun einmal drunter....und der Zug wirkt viel plastischer.....
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
Albert Einstein
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Konrad Adenauer
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Re: Einfach mal ne Übergabe....(zum Mitmachen)
Günter T hat geschrieben: ↑Fr 5. Mär 2021, 19:11
Auch interessant: Südlich von Erbach ist eine Station "Rotzenhahn" eingezeichnet, die man als Ort im Jahr 1937 "wegen des unschönen Eindrucks" in Rotenhain umbenannt hat. Auf der Karte von 1939 ist das noch nicht berücksichtigt. Aber bei Bahnhofsbezeichnungen dauert das ja immer länger ....
Es grüßt Euch
Günter
Hallo Günter,
man hätte es sich auch einfach machen können und den Bahnhof bzw. damals vermutlich noch ein Haltepunkt in "Stockum" umbenennen können.
Denn der Bahnhof liegt interessanterweise gar nicht in der Gemarkung Rotzenhahn/Rotenhain, sondern in Stockum-Püschen.
Grüße
Guido
- Hartmut Wunderlich
- Hauptschaffner A4
- Beiträge: 149
- Registriert: Sa 24. Mär 2007, 18:51
Re: Einfach mal ne Übergabe....(zum Mitmachen)
„Sägen in Siegen“
Herbst 1986, ein Dienstag, 05.30h, der Wecker reißt mich unsanft aus den Träumen…
Ein Blick aus dem Fenster -Waschküche übelster Sorte. Ein Sch...wetter, gerade auch für uns Eisenbahner. Trotz allem, es hilft ja nichts. Aufstehen, Morgentoilette, Tasche packen und dann zur Arbeit fahren.
Kurz vor halb sieben erreiche ich die Betriebswerkstatt Eintracht der Siegener Kreisbahn. Hier hat morgens nur ein Lokführer Dienstbeginn -und der bin zur Zeit ich. Durch die Schuppentür betrete ich den Lokschuppen, da stehen sie: Die Reservelok Nr.13, die Planlok Nr19 und nebenan in der Werkstatt die Nr.18, deren Hauptuntersuchung inclusive neuer Lackierung nahezu abgeschlossen ist.
Ich stelle meine Tasche auf den Führerstandsboden der Lok 19 und gehe dann in den Sozialraum, um mich umzuziehen. Wohlige Wärme umfängt mich, am Tisch sitzt Horst, der Zugführer (eigentlich Rangierleiter, aber ich habe es schon beschrieben: Die „alten“ Herren bestanden auf der Bezeichnung Zugführer) und stopft seine Pfeife. Nach kurzer Begrüßung ziehe ich meinen Kittel über und gehe wieder herunter in die Lokhalle. Mein Arbeitstag beginnt mit dem Vorbereitungsdienst an der Lok -Ölstände und Sand kontrollieren, ggf. auffüllen und die Sichtkontrolle der Lok.
Lok 19 vor dem Lokschuppen im Bahnhof Eintracht
Kurz vor 7 Uhr öffnet Horst das Schuppentor und ich fahre die Lok aus der Lokhalle. Während ich durch den Bahnhof zum Stellwerk „säge", schließt Horst das Hallentor und kommt dann zu Fuß zum Stellwerk. Nach kurzer Begrüßung des Fahrdienstleiters fahren wir nach Siegen DB, um dort die für uns bestimmten Wagen abzuholen. Wir sind jetzt zu dritt, Martin, der Rangierer, kam heute etwas knapp, was seiner in der Regel guten Laune keinen Abbruch tut. Nur das Wetter findet auch er nicht so ganz toll, aber was soll`s, gefahren werden muß ja trotzdem.
In Siegen läßt uns der Fahrdienstleiter sofort an die für uns bestimmten Wagen und nachdem ich die 19 vorsichtig an die Wagengruppe gefahren habe gehen Martin und Horst an die Arbeit. Während Horst die Wagenliste schreibt, kuppelt und schlaucht Martin an und macht mit mir die Bremsprobe.
Vier leere E, zwei leere Kbs, ein Fc mit Eierbrickett, ein beladener Gbs und zwei leere Taems Schwenkdachwagen sind für heute die gesamte Fuhre. Nachdem Horst und kurz darauf auch Martin wieder auf der Lok sind, melde ich uns beim DB-Fdl fahrbereit.
Mit gemütlichen 30 km/h zuckeln wir die knapp zwei Kilometer zum Bahnhof Eintracht.
Wie immer sind die Wagen bunt gereiht, so daß erst einmal Sortieren angesagt ist. Horst begibt sich zum Stellwerk um mit dem Fahrdienstleiter den Ablauf zu besprechen, Martin kuppelt die Lok ab und wir umfahren den Zug.
Lok 19 mit mit dem Eingang erreicht den Bahnhof Eintracht
In der Regel rangieren wir in Eintracht über den Siegener Kopf, da hier die Weichen vom Stellwerk bedient werden -eine nicht unerhebliche Arbeitserleichterung für Zugführer und Rangierer.
Dann wird die Fuhre zerlegt: Zuerst die 4 E-Wagen nach Gleis 5; dort stehen schon 2 weitere auf Vorrat. Später werden wir dem Schrotthändler an der Bahnhofseinfahrt aus diesem Pool die von ihm benötigte Anzahl zustellen.
Nach Gleis 3 kommen die beiden Taems und einer der beiden Kbs; diese werden im Laufe des Vormittags der Fa. Flender zugestellt.
Der andere Kbs kommt gemeinsam mit dem Fc für den Brennstoffhändler ins Ladestraßengleis.
Der Gbs wird letztendlich auf dem Ladegleis der Bahnmeisterei erwartet.
Was sich im ersten Moment ziemlich einfach anhört kann im wirklichen Leben manchmal kompliziert sein: Im Ladestraßengleis steht nämlich noch ein teilentladener Fc von gestern…
Also Fc und Kbs auseinander hängen, zum Ladegleis fahren, den dort stehenden Fc anhängen, zurück zum Kbs, diesen anhängen und nach Gleis 7 auf die Gleiswaage. Nach dem Verwiegen des „neuen“ Fc zurück ins Ladegleis. Hier wird der Kbs schön passend unter den Überladekran gestellt und danach werden die beiden Fc so an der Ladestraße geparkt, daß sich die beiden Kohlenhändler beim Ausladen nicht in die Quere kommen.
Jetzt kommt der aufregendste Teil des Vormittags: Die Anschlussbedienung der Firma Flender. Warum aufregend? Bei der Bedienung werden wir auf etwa 300 Metern zur „Straßenbahn“ auf der B 62, da das Gleis hier in Längsrichtung im Straßenplanum verläuft. Dieser Gleisverlauf ist das letzte Restchen der einstmals stolzen Eisern-Siegener- Eisenbahn, die überwiegend dem Straßenverlauf folgte. Da diese Betriebsform im Bereich der ehemaligen Eisern-Siegener Eisenbahn sich in größerem Umfang bis in die 1970er Jahre hielt, haben fast alle Loks der SK gelbe Rundumkennleuchten auf dem Dach, und wohl einmalig in Deutschland, an den Aufbauecken Blinker zum anzeigen der Abbiegerichtung!!
Jetzt,gegen 9.15h, ist die Rushhour auf der B 62 schon fast zu Ende. Unter Ausnutzung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 15 km/h geht es zwischen den Autos geschoben zum Anschluß der Fa.Flender, wo wir schon sehnsüchtig erwartet werden; geschoben deshalb, da man im Anschlußgleis nur unter erschwerten Bedingungen den Wagenpark umfahren könnte. Das Verschieben der Wagen im Anschluß wird durch die „Flenderbuben“ fallweise mittels eines Gabelstaplers erledigt, so daß wir die Wagen nur parken müssen.
Die Taems werden bis zum Nachmittag mit Vierkantrohren für eine Möbelfabrik beladen sein. Auf den Kbs warten schon zwei Güllefässer der Marke „Siegperle“ (welch ein Name für solche Produkte).
Nachdem Martin die Lok abgekuppelt hat, fahren wir -wieder als Straßenbahn- zurück zum Bahnhof Eintracht.
Mittlerweile hat sich das Wagenbüro schon beim Schrotthändler nach dessen Wagenbedarf erkundigt: „Fünf E-Wagen für den Kuckuck“ (warum zum Teufel nennen den eigentlich alle „Kuckuck“? Keiner weiß es, alle tun es...). Mit dem schon im Anschluß befindlichen Wagen also sechs Wagen, blöd nur, dass der Anschluss nur Platz für maximal 3 Wagen Platz hat!!
Also holen wir erstmal 2 Wagen aus Gleis 5 und fahren damit zum Anschluß. Nachdem Martin den dort stehenden Wagen angekuppelt hat, beginnen zwei Bagger mit der Beladung und nach etwa 20 Minuten sind alle drei Wagen gefüllt.
Diese fahren wir erst einmal nach Gleis 7 hinter die Gleiswaage; das Verwiegen erfolgt aber erst am Nachmittag mit allen anderen zu verwiegenden Wagen in einem Abwasch.
Nachdem Martin die Wagen vom Zug gelöst hat, setze ich die Lok nach Gleis 5 um. Hier treffe ich ihn dann wieder, und er hängt die drei noch fehlenden Wagen an die Lok. Jetzt noch geschwind die Wagen ins Anschlußgleis bugsiert und dann ab mit der Lok in den Lokschuppen. Mittlerweile ist es 11 Uhr geworden; so spät wie schon lange nicht mehr.
Während Horst seinen Papierkrieg (Fahrtbericht,Wagenliste etc.) erledigt und Martin einige Weichen im Bahnhofsbereich schmiert, tanke ich die Lok auf und fülle Öl in die Stangenlager an der doch schon recht betagten Jung-Lok (1961/13289) nach. So bleibt dann noch Zeit für ein Schwätzchen mit den Lokschlossern und gemeinsam mit dem Werkstatt- und Bahnhofspersonal sowie dem Wiegemeister verbringen wir die Mittagspause; ab 13 Uhr geht’s dann auch für uns wieder los.
Die frisch hauptuntersuchte, aber noch nicht abgenommene Nr. 18 vor der Werkstatt
Lok 19 und Lok 18 vor dem Lokschuppen Eintracht
Da die Wagen beim „Kuckuck“ schon fertig beladen sind holen wir diese als erste ab und stellen sie zu den anderen hinter die Gleiswaage. Dann geht es erneut zur Firma Flender; hier stehen die Wagen jetzt im Anschluß verteilt. So kuppelt Martin zuerst die beiden Taems an die Lok und mit diesen fahren wir dann weiter zum Kbs. Ankuppel, Bremsprobe und geschwind zurück nach Eintracht. Da auch die beiden Schwenkdachwagen verwogen werden müssen wird der ganze Kram direkt an die sechs E-Wagen gekuppelt -ein Glück daß das Wiegegleis so lang ist.
An den Wagen im Ladegleis wird noch munter gewerkelt, so werden sowohl die beiden Fc wie auch der Kbs erst morgen an die DB übergeben werden.
Jetzt kommt die kniffligste Aufgabe des Tages:das Verwiegen der ausgehenden Wagen.
Während Horst die Waage bedient (der vorhin erwähnte Wiegemeister ist nur für die Straßenwaage an der Ladestraße zuständig) steht Martin draußen und weist mich ein, so daß alle Wagen passend auf der Wiegebrücke zum stehen kommen.Wagen für Wagen wird so gewogen; die ganze Angelegenheit dauert etwa 30 Minuten.
Während Horst dann mit den Wiegekarten im Bahnhofsbüro verschwindet (hier werden jetzt die Frachtbriefe erstellt), setzte ich mit Martin den Zug nach Gleis 3 um. Der Bahnmeister signalisiert uns daß der G-Wagen fertig entladen ist. Da er ein netter Mann ist,holen wir den Wagen noch ab und setzten ihn (den Gbs,nicht den Bahnmeister...) auf die Zugspitze.
Da die Übergabe nach Siegen im Regelfall geschoben wird, umfahren wir den Zug durch Gleis 4.
Nachdem Martin die Lok angehängt hat erfolgt die obligatorische Bremsprobe. Nach Durchführung selbiger begeben wir uns zum Stellwerk, um die Wartezeit auf die Frachtpapiere bei einem kleinen Plausch mit dem Fahrdienstleiter zu verkürzen.
Gegen 15 Uhr erscheint dann Horst mit den Zugpapieren im Stellwerk. „Fertig“ meint er „es kann Losgehen“. Auf dem Weg zum Stellwerk hat er schon die eine Seite des Zuges bezettelt, jetzt auf dem Weg zur Lok klemmt er auf der anderen Zugseite die Zettel in die Halter. Martin steht auf dem ersten Wagen, der Fahrdienstleiter hat die Schranken am „Stumme-Loch-Weg“ geschlossen und uns bei der DB in Siegen angemeldet.
So geht es dann geschoben nach Siegen DB.
Lok 19 mit einem Ausgangzug am Nachmittag
Am vorgesehenen Halteplatz angekommen bremse ich den Zug sanft zum Stillstand. Da Martin ja noch von der Zugspitze zur Lok laufen muß, kuppelt Horst die Lok ab,bevor er die Frachtpapiere am dafür vorgesehenen Platz deponiert.
Lz geht es wieder zurück nach Eintracht; der Feierabend naht. Horst schert schon am Stellwerk von der Lok um, seinen Fahrtbericht abzugeben, Martin steigt am Lokschuppen ab um mir das Tor zu öffnen. Nachdem ich die Lok auf dem vorgesehenen Abstellplatz geparkt habe, führe ich noch den Abschlußdienst durch (Übergabebuch ausfüllen, Leerkilometer und Tachoscheibe ausrechnen usw.).
Kurz nach 15.30 Uhr geht es dann nach Hause.
Selten holte auch die DB mit ihrer Siegener Rangierlok, meistens einer Lok der Baureihe 260/261 den Ausgang ab:
260 573 im Bahnhof Eintracht
// Hartmut
Herbst 1986, ein Dienstag, 05.30h, der Wecker reißt mich unsanft aus den Träumen…
Ein Blick aus dem Fenster -Waschküche übelster Sorte. Ein Sch...wetter, gerade auch für uns Eisenbahner. Trotz allem, es hilft ja nichts. Aufstehen, Morgentoilette, Tasche packen und dann zur Arbeit fahren.
Kurz vor halb sieben erreiche ich die Betriebswerkstatt Eintracht der Siegener Kreisbahn. Hier hat morgens nur ein Lokführer Dienstbeginn -und der bin zur Zeit ich. Durch die Schuppentür betrete ich den Lokschuppen, da stehen sie: Die Reservelok Nr.13, die Planlok Nr19 und nebenan in der Werkstatt die Nr.18, deren Hauptuntersuchung inclusive neuer Lackierung nahezu abgeschlossen ist.
Ich stelle meine Tasche auf den Führerstandsboden der Lok 19 und gehe dann in den Sozialraum, um mich umzuziehen. Wohlige Wärme umfängt mich, am Tisch sitzt Horst, der Zugführer (eigentlich Rangierleiter, aber ich habe es schon beschrieben: Die „alten“ Herren bestanden auf der Bezeichnung Zugführer) und stopft seine Pfeife. Nach kurzer Begrüßung ziehe ich meinen Kittel über und gehe wieder herunter in die Lokhalle. Mein Arbeitstag beginnt mit dem Vorbereitungsdienst an der Lok -Ölstände und Sand kontrollieren, ggf. auffüllen und die Sichtkontrolle der Lok.
Lok 19 vor dem Lokschuppen im Bahnhof Eintracht
Kurz vor 7 Uhr öffnet Horst das Schuppentor und ich fahre die Lok aus der Lokhalle. Während ich durch den Bahnhof zum Stellwerk „säge", schließt Horst das Hallentor und kommt dann zu Fuß zum Stellwerk. Nach kurzer Begrüßung des Fahrdienstleiters fahren wir nach Siegen DB, um dort die für uns bestimmten Wagen abzuholen. Wir sind jetzt zu dritt, Martin, der Rangierer, kam heute etwas knapp, was seiner in der Regel guten Laune keinen Abbruch tut. Nur das Wetter findet auch er nicht so ganz toll, aber was soll`s, gefahren werden muß ja trotzdem.
In Siegen läßt uns der Fahrdienstleiter sofort an die für uns bestimmten Wagen und nachdem ich die 19 vorsichtig an die Wagengruppe gefahren habe gehen Martin und Horst an die Arbeit. Während Horst die Wagenliste schreibt, kuppelt und schlaucht Martin an und macht mit mir die Bremsprobe.
Vier leere E, zwei leere Kbs, ein Fc mit Eierbrickett, ein beladener Gbs und zwei leere Taems Schwenkdachwagen sind für heute die gesamte Fuhre. Nachdem Horst und kurz darauf auch Martin wieder auf der Lok sind, melde ich uns beim DB-Fdl fahrbereit.
Mit gemütlichen 30 km/h zuckeln wir die knapp zwei Kilometer zum Bahnhof Eintracht.
Wie immer sind die Wagen bunt gereiht, so daß erst einmal Sortieren angesagt ist. Horst begibt sich zum Stellwerk um mit dem Fahrdienstleiter den Ablauf zu besprechen, Martin kuppelt die Lok ab und wir umfahren den Zug.
Lok 19 mit mit dem Eingang erreicht den Bahnhof Eintracht
In der Regel rangieren wir in Eintracht über den Siegener Kopf, da hier die Weichen vom Stellwerk bedient werden -eine nicht unerhebliche Arbeitserleichterung für Zugführer und Rangierer.
Dann wird die Fuhre zerlegt: Zuerst die 4 E-Wagen nach Gleis 5; dort stehen schon 2 weitere auf Vorrat. Später werden wir dem Schrotthändler an der Bahnhofseinfahrt aus diesem Pool die von ihm benötigte Anzahl zustellen.
Nach Gleis 3 kommen die beiden Taems und einer der beiden Kbs; diese werden im Laufe des Vormittags der Fa. Flender zugestellt.
Der andere Kbs kommt gemeinsam mit dem Fc für den Brennstoffhändler ins Ladestraßengleis.
Der Gbs wird letztendlich auf dem Ladegleis der Bahnmeisterei erwartet.
Was sich im ersten Moment ziemlich einfach anhört kann im wirklichen Leben manchmal kompliziert sein: Im Ladestraßengleis steht nämlich noch ein teilentladener Fc von gestern…
Also Fc und Kbs auseinander hängen, zum Ladegleis fahren, den dort stehenden Fc anhängen, zurück zum Kbs, diesen anhängen und nach Gleis 7 auf die Gleiswaage. Nach dem Verwiegen des „neuen“ Fc zurück ins Ladegleis. Hier wird der Kbs schön passend unter den Überladekran gestellt und danach werden die beiden Fc so an der Ladestraße geparkt, daß sich die beiden Kohlenhändler beim Ausladen nicht in die Quere kommen.
Jetzt kommt der aufregendste Teil des Vormittags: Die Anschlussbedienung der Firma Flender. Warum aufregend? Bei der Bedienung werden wir auf etwa 300 Metern zur „Straßenbahn“ auf der B 62, da das Gleis hier in Längsrichtung im Straßenplanum verläuft. Dieser Gleisverlauf ist das letzte Restchen der einstmals stolzen Eisern-Siegener- Eisenbahn, die überwiegend dem Straßenverlauf folgte. Da diese Betriebsform im Bereich der ehemaligen Eisern-Siegener Eisenbahn sich in größerem Umfang bis in die 1970er Jahre hielt, haben fast alle Loks der SK gelbe Rundumkennleuchten auf dem Dach, und wohl einmalig in Deutschland, an den Aufbauecken Blinker zum anzeigen der Abbiegerichtung!!
Jetzt,gegen 9.15h, ist die Rushhour auf der B 62 schon fast zu Ende. Unter Ausnutzung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 15 km/h geht es zwischen den Autos geschoben zum Anschluß der Fa.Flender, wo wir schon sehnsüchtig erwartet werden; geschoben deshalb, da man im Anschlußgleis nur unter erschwerten Bedingungen den Wagenpark umfahren könnte. Das Verschieben der Wagen im Anschluß wird durch die „Flenderbuben“ fallweise mittels eines Gabelstaplers erledigt, so daß wir die Wagen nur parken müssen.
Die Taems werden bis zum Nachmittag mit Vierkantrohren für eine Möbelfabrik beladen sein. Auf den Kbs warten schon zwei Güllefässer der Marke „Siegperle“ (welch ein Name für solche Produkte).
Nachdem Martin die Lok abgekuppelt hat, fahren wir -wieder als Straßenbahn- zurück zum Bahnhof Eintracht.
Mittlerweile hat sich das Wagenbüro schon beim Schrotthändler nach dessen Wagenbedarf erkundigt: „Fünf E-Wagen für den Kuckuck“ (warum zum Teufel nennen den eigentlich alle „Kuckuck“? Keiner weiß es, alle tun es...). Mit dem schon im Anschluß befindlichen Wagen also sechs Wagen, blöd nur, dass der Anschluss nur Platz für maximal 3 Wagen Platz hat!!
Also holen wir erstmal 2 Wagen aus Gleis 5 und fahren damit zum Anschluß. Nachdem Martin den dort stehenden Wagen angekuppelt hat, beginnen zwei Bagger mit der Beladung und nach etwa 20 Minuten sind alle drei Wagen gefüllt.
Diese fahren wir erst einmal nach Gleis 7 hinter die Gleiswaage; das Verwiegen erfolgt aber erst am Nachmittag mit allen anderen zu verwiegenden Wagen in einem Abwasch.
Nachdem Martin die Wagen vom Zug gelöst hat, setze ich die Lok nach Gleis 5 um. Hier treffe ich ihn dann wieder, und er hängt die drei noch fehlenden Wagen an die Lok. Jetzt noch geschwind die Wagen ins Anschlußgleis bugsiert und dann ab mit der Lok in den Lokschuppen. Mittlerweile ist es 11 Uhr geworden; so spät wie schon lange nicht mehr.
Während Horst seinen Papierkrieg (Fahrtbericht,Wagenliste etc.) erledigt und Martin einige Weichen im Bahnhofsbereich schmiert, tanke ich die Lok auf und fülle Öl in die Stangenlager an der doch schon recht betagten Jung-Lok (1961/13289) nach. So bleibt dann noch Zeit für ein Schwätzchen mit den Lokschlossern und gemeinsam mit dem Werkstatt- und Bahnhofspersonal sowie dem Wiegemeister verbringen wir die Mittagspause; ab 13 Uhr geht’s dann auch für uns wieder los.
Die frisch hauptuntersuchte, aber noch nicht abgenommene Nr. 18 vor der Werkstatt
Lok 19 und Lok 18 vor dem Lokschuppen Eintracht
Da die Wagen beim „Kuckuck“ schon fertig beladen sind holen wir diese als erste ab und stellen sie zu den anderen hinter die Gleiswaage. Dann geht es erneut zur Firma Flender; hier stehen die Wagen jetzt im Anschluß verteilt. So kuppelt Martin zuerst die beiden Taems an die Lok und mit diesen fahren wir dann weiter zum Kbs. Ankuppel, Bremsprobe und geschwind zurück nach Eintracht. Da auch die beiden Schwenkdachwagen verwogen werden müssen wird der ganze Kram direkt an die sechs E-Wagen gekuppelt -ein Glück daß das Wiegegleis so lang ist.
An den Wagen im Ladegleis wird noch munter gewerkelt, so werden sowohl die beiden Fc wie auch der Kbs erst morgen an die DB übergeben werden.
Jetzt kommt die kniffligste Aufgabe des Tages:das Verwiegen der ausgehenden Wagen.
Während Horst die Waage bedient (der vorhin erwähnte Wiegemeister ist nur für die Straßenwaage an der Ladestraße zuständig) steht Martin draußen und weist mich ein, so daß alle Wagen passend auf der Wiegebrücke zum stehen kommen.Wagen für Wagen wird so gewogen; die ganze Angelegenheit dauert etwa 30 Minuten.
Während Horst dann mit den Wiegekarten im Bahnhofsbüro verschwindet (hier werden jetzt die Frachtbriefe erstellt), setzte ich mit Martin den Zug nach Gleis 3 um. Der Bahnmeister signalisiert uns daß der G-Wagen fertig entladen ist. Da er ein netter Mann ist,holen wir den Wagen noch ab und setzten ihn (den Gbs,nicht den Bahnmeister...) auf die Zugspitze.
Da die Übergabe nach Siegen im Regelfall geschoben wird, umfahren wir den Zug durch Gleis 4.
Nachdem Martin die Lok angehängt hat erfolgt die obligatorische Bremsprobe. Nach Durchführung selbiger begeben wir uns zum Stellwerk, um die Wartezeit auf die Frachtpapiere bei einem kleinen Plausch mit dem Fahrdienstleiter zu verkürzen.
Gegen 15 Uhr erscheint dann Horst mit den Zugpapieren im Stellwerk. „Fertig“ meint er „es kann Losgehen“. Auf dem Weg zum Stellwerk hat er schon die eine Seite des Zuges bezettelt, jetzt auf dem Weg zur Lok klemmt er auf der anderen Zugseite die Zettel in die Halter. Martin steht auf dem ersten Wagen, der Fahrdienstleiter hat die Schranken am „Stumme-Loch-Weg“ geschlossen und uns bei der DB in Siegen angemeldet.
So geht es dann geschoben nach Siegen DB.
Lok 19 mit einem Ausgangzug am Nachmittag
Am vorgesehenen Halteplatz angekommen bremse ich den Zug sanft zum Stillstand. Da Martin ja noch von der Zugspitze zur Lok laufen muß, kuppelt Horst die Lok ab,bevor er die Frachtpapiere am dafür vorgesehenen Platz deponiert.
Lz geht es wieder zurück nach Eintracht; der Feierabend naht. Horst schert schon am Stellwerk von der Lok um, seinen Fahrtbericht abzugeben, Martin steigt am Lokschuppen ab um mir das Tor zu öffnen. Nachdem ich die Lok auf dem vorgesehenen Abstellplatz geparkt habe, führe ich noch den Abschlußdienst durch (Übergabebuch ausfüllen, Leerkilometer und Tachoscheibe ausrechnen usw.).
Kurz nach 15.30 Uhr geht es dann nach Hause.
Selten holte auch die DB mit ihrer Siegener Rangierlok, meistens einer Lok der Baureihe 260/261 den Ausgang ab:
260 573 im Bahnhof Eintracht
// Hartmut
Re: Einfach mal ne Übergabe....(zum Mitmachen)
Tolles Bericht. Gibt ein gute Einsicht in was für "so ein paar" Rangierarbeiten alle an Arbeit benötigt war!
Reinout
Reinout
Reinout van Rees
Bau meiner Eifelquerbahn-orientierte Modellbahn: Eifelburgenbahn, eingleisige Nebenbahn in 1970
Erzählungen und Geschichten rund um meine Eifelburgenbahn
Bau meiner Eifelquerbahn-orientierte Modellbahn: Eifelburgenbahn, eingleisige Nebenbahn in 1970
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- Amtsrat A12
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Re: Einfach mal ne Übergabe....(zum Mitmachen)
Hallo Hartmut,
danke für den Einblick ins Berufsleben annodazumal
danke für den Einblick ins Berufsleben annodazumal
Gruß aus dem Lahntal
Holger
Holger
- Hartmut Wunderlich
- Hauptschaffner A4
- Beiträge: 149
- Registriert: Sa 24. Mär 2007, 18:51
Re: Einfach mal ne Übergabe....(zum Mitmachen)
N' Guude,
dabei ist das Ganze gerade mal 35 Jahre her...
Die 260 573 gibt es auch immer noch:
https://www.rangierdiesel.de/index.php? ... n=portrait
// Hartmut
dabei ist das Ganze gerade mal 35 Jahre her...
Die 260 573 gibt es auch immer noch:
https://www.rangierdiesel.de/index.php? ... n=portrait
// Hartmut
Re: Einfach mal ne Übergabe....(zum Mitmachen)
Das wird erst eine Übergabe - 290 170 rangiert in Mendig, 1996:
Grüße
Guido
Grüße
Guido
Re: Einfach mal ne Übergabe....(zum Mitmachen)
Ist keine Übergabe, aber eine interessante Rangieraufgabe in Koblenz Hbf.
Postwagen kam aus Köln und ging Richtung Süden (Frankfurt ?), Rangierdienst mit Köf (am Samstag, das gab es mal) .
Gruß
Postwagen kam aus Köln und ging Richtung Süden (Frankfurt ?), Rangierdienst mit Köf (am Samstag, das gab es mal) .
Gruß
Hans-Dieter
Re: Einfach mal ne Übergabe....(zum Mitmachen)
Hallo Hans-Dieter,
schöne Erinnerung an den Bahnpostverkehr. Und ein tolles Bild eines Postmrz.
Nun zu einer Übergabe im Schwarzwald: Am 17. August 1987 hat 212 215-8 vier gedeckte Wagen die 8 Kilometer von Schiltach nach Schramberg gebracht.
Dort fuhr im April 1990 der letzte Zug; die Gleise wurden im Jahr 1992 demontiert. Dafür gibt es jetzt dort einen Radweg.
Es grüßt Euch
Günter
schöne Erinnerung an den Bahnpostverkehr. Und ein tolles Bild eines Postmrz.
Nun zu einer Übergabe im Schwarzwald: Am 17. August 1987 hat 212 215-8 vier gedeckte Wagen die 8 Kilometer von Schiltach nach Schramberg gebracht.
Dort fuhr im April 1990 der letzte Zug; die Gleise wurden im Jahr 1992 demontiert. Dafür gibt es jetzt dort einen Radweg.
Es grüßt Euch
Günter