Bernd Heinrichsmeyer hat geschrieben: Alle bisherigen Reaktivierungen in Rh-P sind Erfolgsgeschichten.
Seriös bilanziert leider nicht.
Aber ich möchte den Verdacht,ins Lager der Bahngegner übergelaufen zu sein, gleich zerstreuen. Als Ökonom und lebensabschnittsweiser Wahl-Schweizer bin ich der Meinung, ein flächendeckender ÖPNV muß -notfalls auch unabhängig von einer betriebswirtschaftlichen Kalkulation- vom Staat gewährleistet werden.
Der SBB-ÖPNV macht es uns ja vor. Keine Gebirgsstrecke fährt -mikroökonomisch betrachtet- kostenneutral, geschweige gewinnbringend.
Der gesamtgesellschaftliche (makroökonomische) Nutzen liegt woanders: Im Erhalt einer (Bahn-)Kultur, in der Bereitstellung zuverlässiger periodischer Anschlüsse, durch die man ganz spontan oder dauerhaft das Indivdualverkehrsmittel stehen lassen kann, in der Koppelung zwischen Tourismus- und ÖPNV-Verkehr auf ein- und derselben Schiene (z.B. Glacier-Expreß neben und mit den Zügen der Matterhorn-Gotthard-Bahn/Rhätischen Bahn) in der Alternative zu Staus, Verkehrstoten, Verletzten und Emissionen usw. Verschiedene Wissenschaftsdisziplinen versuchen nun, diese gesamten Faktoren und Indikatoren unter dem Begriff "nachhaltige Mobilität" zusammenzufassen und auch einmal zu berechnen. Das ist nicht ganz einfach, weil Zahlen aus vielen Bereichen zusammengetragen werden müssen.
Ich weiß aber schon jetzt was dabei heraus kommt: Ehrlich berechnet bleibt der Zug
das Massenverkehrsmittel schlechthin mit dem höchsten Gemeinnutzen.
Ergebnis aber dieser Erkenntnis müßte ein klares Bekenntnis zum Versorgungsauftrag der Bahn(en) in der Fläche - unabhängig von Kostendeckungsprinzipien- sein (gesamtgesellschaftlicher Auftrag der Bahn), eine Anpassung der Abgaben für Indidualverkehrsmittel (Kfz-Steuer bzw. Mineralölsteuer) an die tatsächlichen
Kosten (Unter Anwendung des Verursacherprinzips hieße das: Eine drastische Erhöhung der Mineralölsteuer und Abschaffung der Kfz-Steuer, weil nur dadurch eine seriöse nutzungsabhängige Abgabenberechnung möglich ist [mal sehen wer von den autofahrenden Eisenbahnenthusiasten mir da jetzt zustimmt]), vor allem aber würde dieses Bekenntnis zur Bahn auch die Bereitstellung eines von möglichst vielen nutzbaren Nahverkehrsangebotes auf der Schiene bedeuten.
Zurück auf der Hunsrückbahn-konkret: Bund, Bahn und Land müssen eine Streckenreaktivierung stemmen, die den Bedürfnissen der Anwohner, Pendler und Fluggästen entgegen kommt. Alle Beteiligten müssen bereit sein, ein Betriebskostendefizit zu tragen, nicht nur das Land, auch die DB, selbst wenn es den "Börsengang" gefährdet, denn die vorrangige Aufgabe eines Bundesverkehrsmittels kann es nicht sein, in einem Frankfurter oder New Yorker Spielcasino zu zocken .
Deshalb lautet mein persönliches Fazit: Das was jetzt geplant ist, machen die echten Bahngegner ohnehin auf dem politischen oder dem Rechtsweg mit Leichtigkeit kaputt. Es müssen Korrekturen stattfinden, die überzeugen. Und das fängt mit ganz neuen verkerspolitischen Weichenstellungen in Berlin an und endet an einem so gering geschätzten Haltepunkt wie Niederkostenz. Wenn hier an einem grauen Novembermorgen des Jahres 2014 acht Reisende, drei Schüler nach Simmern, drei nach Kirchberg, ein Pendler nach Bingen und einer nach Mainz mit Monatskarten im Gesamtwert von 400 Euro mit Freude auf "ihren" Zug warten, genauso wie die 5 Billigflieger mit ihrem Rheinland-Pfalz-Ticket, die am Hahn zugestiegen sind, erst dann hat die Reaktivierung der Hunsrückbahn gewonnen. Deswegen bin ich zur Zeit noch beides. Befürworter und Gegner gleichermaßen.