Westeifelbahner hat geschrieben:Ja, natürlich. Das ist doch auch bekannt, oder nicht? Zuletzt bei Gerolstein - Prüm.
Ja, richtig, man hat eine Alternative parallel zur Bahn diskutiert, aber nicht realisiert. Auf der Verbindung Gerolstein-Prüm gibt es zur Zeit nur einen eher improvisierten, z. T. sehr unattraktiven Fahrradweg mit einigen besonderen Schwachpunkten (Gefahrenstellen und extreme Steigungen), weswegen der vorhandene Fahrradweg nach meinen Erfahrungen sehr wenig genutzt wird. Hier könnte man aber mit wenig Geld und punktuellen Verbesserungen einen attraktiven Fahrradweg schaffen, der kaum schlechter wäre als einer direkt auf der Trasse. Eine solche Alternative wurde bisher aber (leider) nicht realisiert. Gäbe es diese attraktivere Alternative, würden die genannten Kommunen sicher weniger laut oder gar nicht mehr nach einer Umwandlung der Bahntrasse rufen. Im Gegenteil, die Bahn wäre als Zubringer (Fahrradtransport) sogar wieder interessanter geworden.
Ich stelle mir für Bassenheim-Koblenz eine Lösung vor, bei der die Fahrradfahrer, von Mayen kommend, in Bassenheim ankommen und dann nahtlos über vorhandene Wirtschaftswege zum Rhein und zur Mosel geführt werden (oder umgekehrt). Eine der Strecken (Hin- oder Rückfahrt) könnte man bequem mit dem Zug zurücklegen.
Derzeit ist die Lage aber so, dass man in Ochtendung (demnächst dann in Bassenheim) ankommt und der Fahrradweg abrupt endet, ohne jede Information, wie es weiter gehen könnte. Man steht gewissermaßen dumm da. Das ist der Nährboden, auf dem der Ruf nach einer Weiterführung des Fahrradweges auf der Bahntrasse gedeiht. Genau diesen Nährboden würde man entziehen, wenn es eine elegante Weiterführung jenseits der Bahntrasse gäbe. Das ist mein Ansatz.
Westeifelbahner hat geschrieben:… Wenn ich mich nur daran orientiere, was für meinen Radweg ideal wäre, dann lande ich immer auf der Bahntrasse...
Das ist natürlich richtig, weil die Bahntrasse, insbesondere in bergigen Regionen, die komfortabelste Variante ist. Aber je besser die Alternative ist, desto leiser wäre der Ruf nach einem Fahrradweg auf der Bahntrasse.
Horst Heinrich hat geschrieben:Man bekommt Bahnstreckenerhaltung und Bahntrassenradler nicht unter einen Hut, es ist illusorisch...
Klar, wer unbedingt auf der Bahntrasse radeln will, ist mit Alternativen nicht zu gewinnen. Ich denke aber, dass die meisten Nutzer, die auf Bahntrassenradwegen unterwegs sind, nicht primär das „Bahntrassenerlebnis“ suchen, sondern eine sichere, steigungsarme, ruhige Strecke. Dafür sollte es dann eben attraktive Alternativen geben.
Horst Heinrich hat geschrieben:Es gibt … Leute wie uns, die sich ihre Tour selbst zusammenstellen und dabei z.B. auf das in Rheinland-Pfalz bestens ausgebaute Wirtschafts- und Waldwegenetz zurückgreifen. … Das sind aber zwei Welten, denn ich muß mein Fahrrad auch mal über einen tiefliegenden Bachlauf hinwegtragen, der typische Radwegnutzer ist ja schon sauer, wenn er sich sein Hosenbein in einer Pfütze bespritzt...
Das stimmt. Dazu ein Schlüsselerlebnis: Im Herbst bin ich mit der Bahn von Bonn nach Engeln gefahren, von dort über Wirtschaftswege und schwach befahrene Straßen nach Mayen, dann über die Bahntrasse nach Ochtendung und von dort wieder über Wirtschaftswege bis zur Mosel. Von dort ging’s mit der Bahn zurück nach Bonn. Man braucht definitiv nicht unbedingt eine Bahntrasse, um eine gemütliche Fahrradtour in der Eifel zu unternehmen, da bin ich ganz d’accord (auch der Abschnitt Mayen-Ochtendung wäre ohne Nutzung der Bahntrasse ganz gut zu schaffen, man muss sich nur auskennen). Aber: In Ochtendung bin ich einer Rad fahrenden, lauthals meckernden Familie begegnet, die etwas konfus am Streckenende stand und nicht weiter wusste. Mein Angebot, mir über die etwas stärker befahrene Landstraße (zunächst steil bergauf) und abseitigen Routen auf Feldwegen gen Mosel zu folgen, hat man dankend abgelehnt, und zwar aus den genannten Motiven (zu unsicher, zu unbequem …). Für diese Klientel wäre eine halbwegs komfortable, ausgeschilderte Weiterführung über Wirtschaftswege sicher akzeptabel gewesen. Nutzer wie diese Familie stellen nach meinem Eindruck die Mehrheit der Fahrradfahrer auf dem Maifeldradwegenetz. Gewinnt man diese Leute, hat man die Mehrheit hinter sich.
Generell: Ich sehe Radfahrer grundsätzlich nicht als Gegner der Bahn. Im Gegenteil, die Bahn auf dem Land kann für Fahrradtouristen eine wichtige Zubringerfunktion übernehmen, so dass beide Seiten voneinander profitieren. Zwischen Mayen und Koblenz könnte die Bahn ein nützlicher Zubringer sein, zwischen Prüm und Gerolstein ebenfalls, ungefähr so, wie es die (leider nicht mehr betriebene) Eifelquerbahn für den Maare-Mosel-Radweg war. Dieses Zusammenspiel von Bahn- und Fahrradtourismus ist für mich eine ideale Symbiose, eine Kooperation zum beiderseitigen Nutzen.