Ich teile den Eindruck von Wolfgang Riedel insofern, dass hier vielfach die gleichen Aspekte wie zur Hunsrückquerbahn angesprochen werden.
Doch - wie schon bei Jünkerath-Losheim diskutiert - finde ich das viel zu pauschal, da auch die Situation der Eifelquerbahn eine ganz andere Andere ist:
Es fängt bei den Zahlen an. Die diskutierten 5 Millionen EUR für Türkismühle - Büchenbeuren beziehen sich auf über 70 Kilometer Strecke. Demgegenüber wird bei der Eifelquerbahn über etwas mehr als 53 Kilometer diskutiert, deren Sanierung mehr als das Doppelte kosten soll. Ein Betrag wie beispielsweise 13 Millionen EUR für 53 Kilometer Touristikstrecke ist gar nicht so wenig...
Wird - wie ja derzeit Stand der Dinge - nicht mehr von SPNV gesprochen, kommt man bei einem Betriebszeitraum von 20 Jahren auf deutlich über eine halbe Millionen EUR Investitionskosten, die ein Betriebsjahr durchschnittlich kostet. Und das ganz ohne Berücksichtigung eventueller Zusatzkosten oder Risiken. Hinzu kommen dann aber definitiv noch die Betriebskostenzuschüsse.
Horst Heinrich hat geschrieben:Problem ist nur, daß kommunale Mandatsträger wenig Ahnung und Erfahrungen im Bereich Eisenbahn haben.Schon die rein rechtliche Komponente verstehen die meisten nicht, für sie existiert immer noch die Bundesbahn.
Das mag für die Hunsrückquerbahn gelten, nicht aber für die Eifelquerbahn. Die Eifelquerbahn wurde seit vielen, vielen Jahren von einem privaten Infrastrukturunternehmen aus Gerolstein betrieben. Und dessen Geschäftsführer dürfte in der Vulkaneifel hinreichend bekannt sein. Ich traue Kommunalpolitikern ja viel zu, aber das nicht: Wer in der Eifel in einem Gemeinderat sitzt, der kennt auch das regionale Eisenbahnunternehmen, das die Eifelquerbahn so viele Jahre bedient hat.
Der erste Planzug, der rund 20 Jahre nach der Stilllegung am 30.06.2001 in Daun abfuhr, wurde vom damaligen Dauner Bürgermeister abgewunken. Was in der Osteifel Rang und Namen hatte, war im gleichen Jahr bei der Eröffnung in Kaisersesch.
Über die Jahre wurde viel an, auf und neben der Eifelquerbahn bewegt. Dazu wäre es sicher nicht gekommen, wenn die Bürgermeister im Telefonbuch nach der Bundesbahnzentrale gesucht hätten...
Wenn man allein bedenkt, wie oft über Bau und Lage neuer Haltepunkte in Dockweiler oder Höchstberg in diversen Gremien verhandelt wurde...
Oder daran, was Ulmen für die wöchentlichen Dampflokfahrten geboten hat...
Nein, wer in den Gemeinden entlang der Eifelquerbahn was zu sagen hat, der kennt auch die Rahmenbedingungen sehr genau.
Es ist eben etwas anderes, ob es um eine Strecke geht, die teilweise seit sehr vielen Jahren stilllgelegt ist bzw. nur wenige Jahre auf einem Teilabschnitt touristisch bedient wurde, oder um eine Strecke, die über ein Jahrzehnt wieder fest zum Verkehrsangebot der Eifel gehörte.
Horst Heinrich hat geschrieben:Es müßte sich schon jemand sehr in die Materie vertiefen, um zu durchschauen, was der Unterschied zwischen Zugverkehr zwischen Andernach und Kaisersesch und Zugverkehr zwischen Kaisersesch und Gerolstein ist, welche Rolle hier wie dort Bund, Länder, Kommunen, EIU, EVU, Zweckverbände, der Deutsche Bahn spielen.
Auch das trifft in dieser Form keinesfalls zu.
Der ehemalige Dauner Landrat ist - wenn man das so sagen darf - verbittert abgetreten, nachdem u. a. der Dauner Kreistag eingefordert hatte das Abstimmungsverhalten des Landrats auf Sitzungen des ZSPNV Rlp Nord im Vorfeld abzusprechen. Die Fraktionen im Kreistag waren und sind also beispielsweise bestens darüber informiert, was der Zweckverband ist, was er tut und welche Bedeutung er hat.
Horst Heinrich hat geschrieben:Dann wäre dem Kreistags- oder VG-Ratsmitglied mal zu erklären, was er gewissermaßen als Gegenleistung für seinen kommunalen Zuschuß bekommt.
Beispielsweise schon einmal keine Mitspracherecht hinsichtlich des Verkehrsangebotes, der Fahrplangestaltung, des Fahrzeugeinsatzes, (...)
Letzteres stimmt.
Richtig ist auch, dass die VG formal kein Mitspracherecht am Verkehrsangebot und der Fahrplangestaltung hat.
De facto ist die Eifelquerbahn aber von 2001 bis 2012 jährlich ab Frühbar bis in den Spätherbst an Wochenenden, Feiertagen und Zusatzterminen im 2h-Takt bedient worden und dabei sinniger Weise so, dass möglichst Anschlüsse erreicht wurden. Die Damen und Herren in den Räten werden also etwa diese Vorstellung davon haben, wenn weiterhin ein saisonaler Touristikverkehr angestrebt wird.
Und das ist ja auch das, was der ZSPNV sicher wieder bestellen würde.
Darüber hinaus besteht über die Landräte die Möglichkeit darauf Einfluss zu nehmen. Der Weg vom Bürgermeister der VG bis zum Landratsamt ist beispielsweise in Daun bequem per Fuß zu schaffen, um das Vorgehen zu besprechen. Ich sehe da keine Probleme.
Horst Heinrich hat geschrieben:die Kommunen sind weder am EIU beteiligt, noch am EVU.
Hier wird ein Punkt angesprochen, der mir auch in der Diskussion um die Förderrichtlinie zu kurz kommt:
Wenn ich öffentliche Förderung beantrage, ist in Deutschland ein Eigenanteil üblich.
Da wir hier von Millionen reden, sieht die Förderrichtlinie beim Beispiel Zellertalbahn vor: Die Kommunen sind Eigentümer der Infrastruktur und übernehmen daher auch den Eigenanteil. EVU/EIU sind in einem solchen Modell nur Dienstleister im Auftrag der Kommunen.
Ich persönlich finde ein Konstrukt, in dem eine Infrastruktur durch eine rein private Bahn als EIU betrieben wird, aber zugleich 85% Landesmittel und 15% kommunale Mittel bei einer Großinvestition eingezahlt werden, grundsätzlich problematisch. Das hat nix mit einzelnen Bahngesellschaften zu tun, sondern damit, dass ich ein großer Feind vom neumodischen PPP bin. Erschreckende Beispiele gibt es genug!
Horst Heinrich hat geschrieben:Was passiert, wenn weitere Sanierungskosten entstehen, etwa bei 100 Jahre alten Kunstbauwerken?
Jeder kommunale Mandatsträger hat Angst vor solchen unberechenbaren "Hypotheken".
Stimmt, dieses Argument wird immer wieder genannt.
Es stimmt aber auch, dass die Damen und Herren bei anderen Themen wesentlich risikofreudiger sind...
Gruß Westeifelbahner