saarepi hat geschrieben:Die Zahlen des Nationalparks rechnen mit 400.000 Besucher im Jahr.
Das wären knapp 1000 Besucher pro Tag an 365 Tagen, ich weiß nicht, woher die Macher von Park und Studie diese optimistischen Zahlen nehmen.
Jeder, der die Region kennt, sich öfters hier aufhält oder am Ende noch als Bewohner täglich erlebt, was hier "abgeht", wird diese Zahl in den Bereich des Wunschdenkens einordnen.
Alle bisher schon im Parkgebiet etablierten, touristischen Anlaufstellen vom Otzenhausener Ringwall über den Tierpark an der Wildenburg, das Hunsrückhaus bis hin zum Erbeskopf verzeichnen Besucherrückgänge und parallel steigende Kosten für Unterhalt und Betrieb.
Aber das nur nebenbei.
Grundsätzlich ist zu sagen, daß alle angebotenen "Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen" zur Umwandlung von Schienenstrecken
in Radwege in der Regel das Ziel haben, einem politisch gewollten Projekt den Anschein ökonomischer Seriosität zu geben.
So kann man auch sogenannte Kosten-Nutzen-Analysen zur Reaktivierung von Bahnstrecken einordnen, sie sollen entweder eine Reaktivierung als lohnend oder eben nicht lohnend darstellen, insofern haben solche Gutachten in erster Linie eine politische Alibifunktion.
Es gibt keine wissenschaftlich seriöse Methode, die Bedeutung einer Schieneninfrastruktur zu bemessen, es sei denn man zieht die täglichen Reisendenzahlen, ermittelt durch Zählungen, heran.
Bei stillgelegten Strecken scheidet diese Methode schon aus.
Aber auch bei vielen betriebenen Strecken ist der Saldo negativ - ein defizitärer Betrieb wird aber hier in der Regel toleriert,
wiederum aus politischen Gründen.
Man könnte bei stillgelegten Strecken -bei der Frage Abbau oder Erhalt- ermitteln, was es kosten würde, diese Infrastruktur wieder zu errichten, wenn sie gebraucht würde, was aber auch einem Blick in die Glaskugel gleicht:
Wer will entsprechende Prognosen schon wagen?
Es ist auch möglich, daß bestimmte Schieneninfrastrukturen auch in ferner Zukunft unattraktiv bleiben, z.B. weil sich die Siedlungstätigkeit verlagert hat.
Es beißt keine Maus den Faden ab:
Erhalt oder Umwandlung einer Schienenstrecke ist weniger eine Frage der Ökonomie denn eine politische Frage.
Deswegen sollte man auch ehrlich sein und sich entweder zum Erhalt oder dem Abbau
politisch bekennen und nicht versuchen, diese politische Entscheidung mit dem Anschein der wissenschaftlichen Exaktheit zu legitimieren.
Eines ist sicher:
Es gibt unter den erhaltenen Schienenstrecken solche, da wäre eine Reaktivierung sicherlich derzeit auch im ÖPNV erfolgreich (z.B. Zellertalbahn), solche, da wäre eine Wiederinbetriebnahme zumindest im touristischen Bereich erfolgreich (wozu ich Eifelquer- aber auch Hunsrückquerbahn zähle) und solche, da wäre zumindest der befahrbare Erhalt als ein Status, der alle Optionen offen läßt, angezeigt.
Die politisch relevanten Kräfte, aber nicht nur sie, auch die Bürger müssen nun entscheiden, was sie wollen.
Sie müssen sich aber vor allem über eines im klaren sein:
Abgebaute Schienen bringt niemand wieder, trotz der Bekundungen in Sonntagsreden und dem Gefasel von Trassensicherung u.ä.
Es gibt in ganz Europa nicht ein Beispiel, wonach die Wiederherstellung einer Schienenstrecke nach Abbau eines Radweges gelungen wäre, ja nicht einmal angedacht würde, obwohl es sehr aussichtsreiche, selbst für den ÖPNV interessante Strecken (z.B. Bodenheim-Alzey ex KBS 661) gäbe.
Der Erhalt der Trasse ist dabei nur die kleinste Übung.
Allein das Genehmigungsverfahren für einen Streckenneubau wäre nahezu aussichtslos.