Horst Heinrich hat geschrieben:Wie kann ich mich denn an einer Ausschreibung von Beförderungsleistungen für Menschen (!) beteiligen mit einem Fahrzeug, von dem nicht ein einziger vollumfänglich geprüfter und zugelassener Prototyp für die anvisierte Strecke zur Verfügung steht und mit dem man ausreichend Erfahrung gesammelt hat, um ruhigen Gewissens am Markt aufzutreten ?
Ich stimme zwar Dir, Horst und auch unserem Nordlicht Ludi zu, was die Erprobung von Schienenfahrzeugen angeht, bevor diese in Serie gehen, aber hier ist das nicht gerechtfertigt und daher nicht fair. RV und auch die HWB waren sich bei der Angebotsabgabe gemeinsam mit dem ZV SPNV und dem Hersteller darüber im Klaren, dass hier drei Prototypen zu bauen sind. Eine Sonderbauart, die sonst vsl. keiner wieder bestellen wird und die man auch sonst nicht braucht. Daher auch der extrem lange Zeitraum von 20 Jahren für den Verkehrsvertrag.
Wer sollte denn einen Prototypen bauen und auf wessen Rechnung? Der Hersteller würde alle kaufmännischen Prinzipien verletzen, einfach auf gut Glück mal ein Sonderfahrzeug zu bauen, dass er ggf. nie absetzen kann.
Es war in diesem Fall also von allen Beteiligten ein kleines Wagnis, eine neue Fahrzeugtype zu befassen. Wenn man nun emotionsfrei - wie weiter oben gefordert - die Sachlage betrachtet, dann waren doch die Vorzeichen gut. Der RS1 als Basisfahrzeug ist 100fach gebaut und ein erprobtes und auch solides Fahrzeug. Nun sollte er halt noch zur "Berggemse" werden und dazu war mehr Power und mehr Bremse erforderlich. All das wurde sinnvoll konstruiert und gebaut. Heute hängt es ja wohl, wenn ich das von RV richtig mitbekommen habe, nicht an der Steilstreckenversion des VT, sondern an Baugruppen der Bremsanlage, welche auch in anderen Neufahrzeugen eingebaut wurden und für welche das EBA die Zulassung verweigert. Wenn ich ferner richtig verstanden habe, war diese Verweigerung nicht vorhersehbar und hat sich erst Ende 2009 abgezeichnet. Sicher kann man hier trefflich Schuldige suchen, aber mit allgemeinen Phrasen zu operieren ist in diesem Sonderfall einfach unsachgemäß.
Und noch ein Wort zum Schienenbus: Ihn und mich, das wissen ja einige Leser hier
, verbindet eine innige Hassliebe
. Sie sind zuverlässig und robust. In diesem Jahr begehen sie im Juni ihr 60stes Dienstjubiläum im SPNV. Im Dezember diesen Jahres endet bei der SBE nach dann insgesamt 60,5 Jahren der Einsatz Uerdinger Schienenbusse im SPNV in Deutschland. Richtig - das sind richtig gute Fahrzeuge. Aber sie stecken voller Konstruktionsmängel und Problemen. Die ersten 10 Fahrzeuge, welche 1950 und 51 an die Bundesbahn ausgeliefert wurden, kamen recht schnell wieder auf das Z-Gleis. Die Serienfahrzeuge wurden von Bauserie zu Bauserie verändert und als 12 Jahre später der letzte VT 98 (798 829) für die Bundesbahn vom Stapel lief, hatte er mit den Vorserienwagen nicht mehr soviel gemeinsam. Niedere Serien wurden nach und nach angepasst. Mehrere große Bauartveränderungen wurden in den AWs ausgeführt. Noch heute plagen wir uns mit konstruktiven Mängel herum. Also - Engel sind das auch nicht
.
Ich weiß also nicht, ob man alles Alte glorifizieren muss und das Neue immer schlecht ist. Der Steilstrecken-RS1 wird sicher bald fahren und dann nach etwaigen Kinderkrankheiten auch sein Ding machen. In einem Jahr redet keiner mehr davon.
Und noch was zur TRAXX mit Wagen: Diese Version ist unabhängig von der Zulassung einfach zu teuer. Wenn man nur eine Lok nimmt, dann geht man hohe Risiken ein. Immer eine auf Reserve stehen zu haben, kann keiner bezahlen. Außerdem ist der Betrieb teurer, denn man muss viel mehr "Tonnen" den Berg hochschieben und runter wieder abbremsen, auch wenn man sehr leichte Wagen nimmt. Da wären vor allem auch die Kraftstoffkosten heftig gewesen. Und Reservewagen hätte es auch gebraucht. Triebwagen sind da modularer und billiger.
Na, und dass eine 218, so gut diese Lok auch wirklich ist, nicht mehr ganz frisch ist und sie einen gewissen Durst entwickelt, sollte dann auch allen klar sein.