RMK hat geschrieben:Währe doch auch eine Alternative für das Stw,
Bahn hat keine Kosten mehr und braucht noch nicht mal den Abriss zahlen.
Gruß RMK!
Das ist ja das Problem:Solche absolut sinnvollen und kostenneutralen Lösungen will doch niemand, sonst wären sie doch möglich.
Ich frage mich jedes Mal aufs Neue warum. Politik und Konzerne werden von Menschen gelenkt, Gesetze und Verordnungen von Menschen erdacht, formuliert, beschlossen und umgesetzt.
Was kann ein Mensch dagegen haben, wenn ein 100 Jahre altes Denkmal der bahntechnischen Entwicklung erhalten bleibt, von Ehrenamtlichen betreut wird und statt Kosten noch einen kleinen Ertrag erwirtschaftet, z.B. 50 Euro Pacht im Monat. Selbst die originären rechtlichen Verpflichtungen des Grundbesitzers (Abgabenpflicht, Verkehrssicherungspflicht etc.) könnte man doch vertraglich an den Pächter abtreten. Und das Stw Balduinstein und andere seiner Art könnte gewissermaßen von der Sollseite der Konzernbilanz auf die Habenseite umgebucht werden.
All das ist nicht nur mit Logik und Rationalität, vielmehr auch noch mit der heute immer so viel beschworenen betriebs- oder volkswirtschaftlichen Komponente vereinbar und de facto in der Umsetzung kein Problem. Zwei Stück Papier, genannt Vertrag, zwei Unterschriften - fertig.
Um zu verstehen, daß solche einfachen "Agreements" heute nicht mehr gelingen, muß man tiefer gehen. Es liegt in der Nachkriegsgeneration, die nun Verantwortung trägt, etwas zutiefst Destruktives. Der Gedanke des Bewahrens, Erhaltens, Schützens von all dem, was Generationen vorher erschaffen haben, war den Mernschen, die zwischen 1944 und 1945 alles innerhalb zweier Stunden in Trümmer sinken sahen, oberstes Überlebensprinzip.
Wer je eine Häuserzeile, an der vier Jahre gebaut wurde, binnen Minuten im Bombenhagel in sich zusammenfallen sah, für den war schon ein 15 qm großer überdachter Schrankenwärterposten mit einem Ofen und elektrischem Licht
ein unschätzbarer Reichtum. Ein sicherer Arbeitsplatz, trocken, geheizt.
Entsprechend ging man damit um: Bewahrend, erhaltend, schützend.
Keine 10 Jahre später, die Geburtsjahrgänge ab 1955. Sie lernten: Das einzig Beständige ist der Wandel. Auf Verlangen abrufbarer Wohlstand, ex und hopp, Reichtum in bisher nie dagewesenem Umfang. Ganze Städte werden eingerissen und entstehen -dank Stahlbeton- binnen Wochen neu. Es wird nichts mehr repariert, sondern ersetzt. Verbindliche Werte zerfallen zu pseudoliberalem Staub. Verläßliche Standards werden aufgeweicht, nirgendwo gibt es mehr Planungssicherheit. Heute erwischt es diesen Dienstposten, morgen jenes Betriebswerk, übermorgen verschwinden ganze Bahndirektionen mit 2000 Mitarbeitern. 1945 hieß es noch vor dem zerbombten Mainzer Hauptbahnhof: So wie es war, wird es nie mehr sein. Heute: Na ja, notfalls reißen wir ab und überplanen neu. 1945 hieß es noch vor 55 Millionen Gräbern:Niemand gibt ihn mir wieder - heute: Jeder ist ersetzbar. Hinter all dem steckt der Irrglaube: Jeder muß mit der
Zeit gehen. Doch niemand betont den Satz richtig: Jeder muß mit der Zeit
gehen Und dann fragt keiner: Was hat er zerstört? Dann wird gefragt: Was hat er denn Bleibendes geschaffen? Vielleicht sollte sich mancher große oder kleine Entscheidungsträger mal genau diese Frage stellen: Was bleibt von mir, wenn ich gehe?
Konsequent bedacht müßte da so manche Abrißverfügung im Reißwolf landen - erst recht, wenn es verantwortbare Alternativen gibt.
Es ist letztlich immer die Verantwortung des einzelnen, so oder so zu handeln.
Früher gab es mal so etwas wie ein Gewissen, was den Ausschlag gab.
Aber das ist lange her. Der eine oder andere kennt diese Instanz noch vom Hörensagen, den meisten wurde sie abgekauft.