Ich finde es im Zusammenhang mit der Bahn zum Hahn recht aufschlussreich, auch mal "über den Zaun" zu schauen. Es gibt ein "Hahn-Forum", in dem sich die Freunde (und Nutzer) des Flughafens Hahn tummeln (
http://www.hahn-infos.com). Was die Forumsnutzer (die vielfach auch Flughafennnutzer sind) von der Reaktivierung denken, willl ich hier mal am Beispiel einiger differenzierterer Beiträge auszugsweise darstellen:
@wolfgang schreibt:
Die Bahn hat ihre Stärken, dort überall, wo sie ihre Vorteile ausspielen kann, als schnelles Individual- und Massenverkehrsmittel. Jeder der zum Hahn fährt soll sich diese Bahn in jetzigen Zustand und insbesondere ihre Streckenführung ansehen. Viele enge Kurven, steigungs- und gefällereich führt die Trasse durch den Hunsrück.
Im Zuckeltempo von Dorf zu Dorf - das Konzept für eine Museumsbahn oder ähnliches.
Bald ist die Autobahn bis um Hahn fertig und so wird der Bus als öffentliches Verkehrsmittel vom/zum Hahn weiter gestärkt. Gegen die Bohr-Busse wird eine langsamere Bahn leider keine Chanche haben.
Bevor man viele Millionen Euro Steuergelder nun in die Hand nimmt um eine rund 100 Jahre alte baufällige Infrastruktur wiederzubeleben, sollte man besser das machen, was man schon erfolgreich zwischen Emmelshausen und Simern, Daun und Bernkastel, Mayen und Müstermaifeld, Hermeskeil und Trier (fast fertig) praktiziert - den kostengünstigen Umbau und die Nutzung der Strecke als Fahrradweg.
Ein gutes Argument für den regionalen Fremdenvekehr, denn mit einer dem Lückenschluss von Simmern bis Hermeskeil entstünde das größte regionale Fahradnetz im Mittelgebirgsraum, damit verbunden eine Stärkung des sanften Tourismus entlang der Strecke. Damit wäre der Hunsrück um eine Besonderheit reicher. Das Anschlussgleis zum Hahn sollte man natürlich auch einbeziehen. Für sportliche Fluggäste eine lohnenswerte Aufgabe, für den Flughafen nicht nur ein PR-Highlight sondern vielmehr eine Einrichtung, die den toruristischen Bedürfnissen der Region gerecht wird und viele Hahn-Kritiker besänftigt.
@t.rottel schreibt:
Mit dem jetzigen Konzept braucht man sich als Flughafen-Gast nicht wirklich über die Bahn zu freuen. Diese ist m.M. nach eigentlich nur für die kleinen Gemeinden hilfreich.
Wenn ich die Wahl habe: für 20 Euro oneway ab Mainz zum Hahn in 95 Minuten oder das gleiche für 8 Euro in 70 Minuten, welches Verkehrsmittel werde ich da vorziehen?
Und die Wahl gibts dann nur in Mainz, und bringt Kölnern, Frankfurtern, Trierer, Luxemburgern, Saarbrückenern und Mannheimern gar nichts, wenn sie nicht gerade Zugjunkies sind und 5x umsteigen in Kauf nehmen.
@ich mag mich:
Die letzten Meinungen treffen den Sinn der derzeit zum Hahn geplanten Bahn punktgenau! So wie die Bahn momentan geplant wird und wahrscheinlich auch realisiert werden wird, ist sie überflüssig wie "die Krutz vom Appel"...
Wahrscheinlich total überteuert und auch wegen der Reisezeit und den massenhaften Umsteigeeinheiten nicht annähernd konurrenzfähig, also Bohr muss sich keine Gedanken um seine Zukunft machen, wenn das Projekt Bahn so über die Bühne läuft wie geplant.
@mart
Auch für den Cargobereich ist diese Bahnstrecke so wie sie geplant, ist totaler UNSINN !!!
Insbesondere wenn man Frankfurt/Main "entlasten" möchte, wird man wohl kaum die Fracht, die z. B. in FRA mit einer Passagier-/Cargomaschine ankommt und nach HHN soll um von dort weitergeflogen zu werden, mit der Bahn fahren. Da ist man mit dem LKW tausend mal schneller und flexibler!
Das ganze Projekt Bahnanschluss ist ein Witz, uns würde in HHN nur eine schnelle Bahnanbindung etwas bringen, das ist allerdings mit der alten Streckenführung nicht machbar, das geht nur über einen kompletten Neubau.
Auch finde ich es sehr schlecht, das man wohl um die lokalen Politiker zu beruhigen, an jeder "Milchkanne" einen Haltepunkt einrichten möchte. Um gleichen den Aufschreien aus Kirchberg, Simmern, Rheinböllen etc. entgegenzuwirken, das ich diese Orte als Milchkanne bezeichne, ich wähle damit nur die Worte von Bahnchef Mehdorn, der bei einer damaligen Diskussion um Haltestellen des ICE den Halt in Mannheim als Milchkanne bezeichnet hat ...
@wolfgang
Kaum zu glauben. 120 Mio. Euro (wenn das reicht) für eine ggü. dem Strassen-/Busverkehr nicht konkurenzfähige Verkehrsanbindung. Man darf daran erinnern, dass bei einer Betriebsaufnahme weitere Steuermiliionen an den Betreiber fließen, um den Fahrbetrieb auf der Strecke zu subventionieren (Kostendeckungsgrad ca. 30%).
Diese Investition stärk die Position von Ryanair bei den anstehenden Preisverhandlungen. Wer soviel Geld in eine Bahnverbindung inverstiert, kann ggü. dem Kunden Ryanair auch großzügig sein.
Das ich nicht falschverstanden werde. Ich bin der Bahn positiv eingestellt und nutze diese gerne dort, wo sie Vorteile für mich bedeutet - zum Hahn werde ich sie sicherlich nie nutzen.
@thomil
Kaum zu glauben. 120 Mio. Euro (wenn das reicht) für eine ggü. dem Strassen-/Busverkehr nicht konkurenzfähige Verkehrsanbindung. Man darf daran erinnern, dass bei einer Betriebsaufnahme weitere Steuermiliionen an den Betreiber fließen, um den Fahrbetrieb auf der Strecke zu subventionieren (Kostendeckungsgrad ca. 30%).
Diese Investition stärk die Position von Ryanair bei den anstehenden Preisverhandlungen. Wer soviel Geld in eine Bahnverbindung inverstiert, kann ggü. dem Kunden Ryanair auch großzügig sein.
Das ich nicht falschverstanden werde. Ich bin der Bahn positiv eingestellt und nutze diese gerne dort, wo sie Vorteile für mich bedeutet - zum Hahn werde ich sie sicherlich nie nutzen.
@Vermeer1979
die Do/Fr-Ausgabe der Rhein-Zeitung (Cochem-Zell-Region) geht von Fahrzeiten HHN-FRA von 120 min. aus. 2 Std. Mit dem Bus eines am HHN ansässigen Busunternehmers bin ich in ca. 80-90 Min. für 8 € in FRA und mit dem Auto noch schneller. Die Bahn wird nicht billiger sein als der Busunternehmer.
Also ist das doch wieder ein "Steuergrab"?
@Löppel
Stimme ich dir zu... vielleicht bringt aber die Hunsrückbahn noch den einen oder anderen Pendler in den Hunsrück, der vielleicht immer nach Mz muss und dann den Vorteil der Bahnanbindung nutzt und die billigen Immobilien Preise im Hunsrück "ausnutzen" kann.
Ob es dann ausreicht um die Bahn ansatzweise profitabel zu betreiben kann ich nicht beurteilen. Ich hab keine Ahnung wie da die Kosten sein werden.
Man darf aber auf keinen Fall denken, dass die Strecke nur von Fluggästen genutzt wird, die ab Hahn fliegen wollen.
Auch manche Arbeitnehmer, die am Hahn nunmal arbeiten würden sicherlich die Bahn benutzen!
noch mal @Löppel
Und wenn die Busse noch voller werden, auf Grund von möglichen weiteren Erhöhung der stationierten Flugzeuge, hat Bohr sicherlich auch kein problem morgens zur Spitzenzeit 2 Busse einzusetzen! Ich habe es ja auch schon öfters mitbekommen, dass der Bohr-Bus einfach überfüllt war,.. ich musste dann nur 6 eur bezahlen und durfte mich auf den Gang setzen. Sicherlich ist das verboten, aber ich hab mit dem Busfahrer diskutiert, dass mein Flug geht und die Busfahrer sind ja auch keine Unmenschen!!!! Die sind bei Bohr meistens nett!
Ich steige immer erst am Flughafen ein, und da kann es eben durchaus mal vorkommen, dass dort nochmal 10 Leute stehen, der Bus aber nur noch für 3 Leute Platz hat (ist jetzt nur ein Beispiel).
Für Bohr wäre es, denke ich mal, kein Porblem noch 2 Busse früh morgens einzuschieben, sodass (wenn Bedarf besteht) alle problemlos mitkommen. (bedarf besteht sicherlich vor allem in den Ferien, weil hier a) die Flieger voller sind und so auch mehr Leute nach Hahn fahren müssen und eben auch weil Schüler fliegen, die entweder noch keinen Führerschein haben oder noch kein eigenes Auto und natürlich auch weil man in den Ferien i.d.r. länger vereist und deswegen der Bohr Bus billiger ist als eben die eigene Anfahrt + parken!)
Das die Bahn Bohr oder auch Terravision unterlegen ist, ist für mich auch klar. Vorteil bringt die Bahn nur für die, die näher an einem Bahnhof wohnen wo der Zug hält, als an Frankfurt oder einer Bohr Haltestelle! Die Frage ist aber auch, ob die Bahn schon so früh fahren wird, dass man die Flüge um 6 Uhr bekommt,.. dan müsste die Bahn nämlich eigentlich schon um 2 Uhr morgens FFM HBF verlassen,.. und das wird sie sicherlich nicht!
@Lukul
Ich hab mal in einem Bohr-Bus von Köln aus den letzten Platz bekommen. Ich hab den Busfahrer dann nachher gefragt, was mit den Leuten war, die nach mir kamen. Von Köln aus fährt der Bus ja deutlich seltener als von Frankfurt. Aber der meinte, das wär überhaupt keine Sache, die würden kurzfristig dann ein Großtaxi oder gar nen zweiten Bus organisieren, es werden auf jeden Fall alle transportiert. Wenn dauerhaft der Bedarf da ist, wird man sicher den Takt auch aufstocken, zur Not auch mit Subunternehmen. Ich frage mich auch, was diese Bahn soll...
Zusammenfassung: Bei den "Flughafen-Fans" überwiegen kritische Stimmen. Auch wenn manches eher absurd erscheint (insbesondere dann, wenn es um Subventionen geht, die "der Hahn" ja gleich in Millionenportionen verschlingt), so gibt mir Manches doch zu denken. In der Tat dürfte es schwer sein, mit der Bahn den Bus zu schlagen, vor allen Dingen dann, wenn es um die Randzeiten geht: 95% des Passagierverkehrs am Hahn macht Ryanair aus. Die Ryanair-Flotte (z. Z. ca. 13 Jets, in einigen Jahren vielleicht 18) startet morgens in einer Welle zwischen 06.00 und 7.00 Uhr. Danach tut sich erst mal gar nichts und dann geht es ab 9.30 Uhr mit einzelnen versetzten Flügen weiter. Zwischen 23.00 und 24.00 Uhr landen dann alle Jets wieder, um zu übernachten. Das bedeutet in der Tat, dass die Züge schon um 02.00 Uhr in Mainz/Frankfurt losfahren müssten, um die Flieger der ersten Welle zu erreichen. Und der letzte Zug dürfte erst nach 24.00 Uhr am Hahn los fahren, um alle Fluggäste einsammeln zu können (von Verspätungen einmal abgesehen). Das bedeutet, dass man fast einen 24-Stunden-Betrieb braucht, um den Fluggästen ein attraktives Bahn-Angebot zu bieten. Ob das geplant ist, weiß ich nicht.
Zum Vergleich: Der Flughafen Weeze, inzwischen die Nr. 3 in NRW, ist ähnlich strukturiert wie Hahn und entwickelt sich - zeitlich um 10 Jahre versetzt - ähnlich, oder sogar schneller. Auch hier dominiert Ryanair. Der Flughafen Weeze liegt ca. 4 km (bzw. 6 km) entfernt von den Bahnhöfen Weeze und Kevelaer. Im Halbstundentakt verkehrten alternierend Zubringerbusse (werktags). Die Verbindung ist vergleichsweise gut. In nur 65 Min. erreicht man von Düsseldorf Hbf den Bahnhof Weeze (Kevelaer in 60 Min.). Der Anschluss-Bus zum Flughafen "Düsseldorf-Weeze" braucht dann noch mal 10 Min. Der erste Zug ist aber erst 6.44 Uhr in Weeze. Zu spät für die erste Flugzeug-Welle! Gleiches am Abend: Zwischen 23.00 und 23.30 Uhr schweben die (z. Z. 7) stationierten Maschinen in Weeze ein. Der letzte Zug fährt aber schon um 22.45 Uhr. Also wieder nichts! Die wichtigen "Randzeiten" werden also von der Bahn nicht abgedeckt, obwohl der Zug ab Krefeld u. a. die nicht ganz kleinen Städte Kempen, Geldern, Kevelaer, Goch und Kleve bedient und dementsprechend per se höherer Bedarf besteht (die den Flughafen berührende Strecke hat ein deutlich dichter besiedeltes Einzugsgebiet im Vergleich zum Hahn). Folge: Trotz vergleichsweise geringer Fahrtzeit Weeze - Düsseldorf wird die Bahnstrecke von den Fluggästen (leider) kaum genutzt. Im Shuttle-Bus sitzen oft nur 3 bis 4 Leute, gelegentlich ein paar mehr (ich weiß das sehr genau, da ich gebürtiger Weezer und oft vor Ort bin). Mittags trifft man dann vielleicht mal ein Dutzend Fluggäste am Flughafen, aber das ist schon viel; meistens sind es weniger. Die meisten Fluggäste fahren mit dem Bus (!) oder mit dem PKW zum Flughafen.
Was bedeutet das für die Hunsrückquerbahn? Ich fürchte, ähnlich wie in Weeze, wird sich nur eine sehr geringe Zahl Fluggäste für den Zug entscheiden. Von Vorteil am Hahn wäre es (gegenüber Weeze), dass der Bahnhof direkt am Flughafen entstehen soll. Trotzdem ist die Bahn mit Zubringerbus in Weeze vergleichsweise schneller, um Düsseldorf und andere Zentren zu erreichen (in Hahn wären Mainz und Frankfurt die entsprechenden Metropolen). Trotzdem hat die Bahn in Weeze kaum eine Chance gegen den Bus. Die in die Zentren verkehrenden Flughafen-Busse sind immer voll in Weeze, während die Bahn allenfalls ein paar Ver(w)irrte und Desorientierte befördert, die den Bus nicht gefunden oder verpasst haben (ich habe schon oft am Bahnhof Weeze Hilfestellung geleistet und entsprechende Erfahrungen sammeln dürfen). Ich fürchte, dass es in Hahn nicht viel besser sein wird. Der Blick nach Weeze ist da sehr ernüchternd, leider.
Deswegen ist das Konzept für die geplante Reaktivierung der Hunsrückquerbahn für mich (leider) nicht überzeugend. Als Flughafenzubringer ist sie zu unpraktisch (s. Randzeiten, Fahrtzeiten). Als Verbindung für Pendler ist sie aber ebenso wenig überzeugend (rel. lange Fahrtzeiten, abseitige Bahnhöfe, fehlende Parkplätze, fehlende Halte). Sie ist, so erscheint es mir, von allem etwas, aber nichts richtig, weder ausgereifte Pendlerbahn noch überzeugender Zubringer für den Hahn. Man kann daher nur hoffen, dass das Konzept noch rechtzeitig (weiter)entwickelt wird, bevor es startet. Andernfalls befürchte ich eine Bauchlandung.