Das Problem mit den Vorschußlorbeeren und dem Verständnis für die "Kleinen" - ich nehm jetzt mal den Ausdruck, um es deutlich zu machen - liegt einfach in der Akzeptanz.
Wenn ein mehr oder weniger kleines Unternehmen gerade eben so eigenwirtschaftlich einen knapp bemessenen Fuhrpark aufbauen muß, und nur knapp über Bedarf kalkulieren MUSS, ist das was anderes, als wenn ein Möchtegern-Privatunternehmen vor 15 Jahren sagt "Hoppla, da bin ich!", milliardenschweres Volksvermögen übernimmt, und keine Gelegenheit unterläßt, eben dieses zu vernichten, egal ob Infrastruktur oder Rollmaterial, nur um die Börsenheuschrecken satt zu machen, und der Aufsichtsratsvorsitzende nicht müde wird, in der Hauspostille immer wieder zu betonen, WARUM Häfen in Afrika, Logistikzentren in Singapur und Paketdienste in New York
so wichtig für die Zukunft sind - und überhaupt, daheim gibt es doch gar keinen Handlungsbedarf: wir sind die "beste Bahn", bei uns läuft alles, bei uns funktioniert alles, alle Kunden sind so zufrieden wie auf den Werbebildchen für die 1. Klasse, und daß überall Service- und Leistungsrückzug stattfindet, ist ja gar nicht wahr. Wir haben Carsharing, Call-a-Bike, AiRail-Counter für Fluggäste, Lounges und Service-Points, und überhaupt, was wollen Sie eigentlich?
Ach Sie meinen, die sinnlos zerstörte Infrastruktur in der Fläche? Die Nebenbahnen, die oft nichts anderes mehr sind, als ein einziges, 22 km langes Stichgleis ohne Weichen, die keine Chance mehr auf Mehrverkehr wie Sonderzüge, Zusatzzüge und schnelle Hilfe bei Störungen bieten? Die EStws, die ganz Deutschland lahmlegen, wenn ein Zentralrechner abschmiert? Oder die unmittelbar nach Planwechsel mit verlorener Ausschreibung abgezogenen Fahrzeugreserven, die gerade in hochofengerechte Happen zerlegt werden? Oder meinen Sie die ständigen Unregelmäßigkeiten, die inzwischen sogar zwei Autoren inspiriert haben, ein Buch mit "Wie Sie mit der Bahn fahren - und trotzdem ankommen!" zu untertiteln, das obendrein auch noch zu einem der meistgelesenen Bücher im Zug wurde? (Auch ich hatte gestern wieder meinen Spaß mit der weißen Bahn. Wäre ich mit dem RE über Au nach Köln gefahren, hätte es genau so lang gedauert, wäre allerdings 70% billiger gewesen! - ich weiß, ist ja gar nicht wahr!) Oder ist es das gute Gefühl, spätabends im Ruhrgebiet in einer versifften, rumpelnden S-Bahn zu sitzen, näherkommendes Gegröhle zu hören, und zu wissen, daß es wieder einer der Züge ist, in denen KEIN Zugbegleiter mitfährt, wie in 80% der anderen Fälle (Trotz Vorgabe VRR!), und dann an einem "gepflegten" Vorortbahnhof auszusteigen, den man so vor ein paar Jahren noch nicht mal in der Bronx erwartet hätte? Oder sind es die verhökerten Bahnhofsgebäude, in denen Radstationen, Erlebnisgastronomie, Architektenbüros etc. einziehen, und man selbst in einer Fehlkonstruktion von Überdachung aushalten muß, während der Wind den Schneeregen UNTER der Glasscheibe hindurch auf die Schuhe weht, und der Spalt oben gerade für eine komplette Innenberegnung ausreicht? Sind es die ewig gestörten Fahrausweisautomaten, die oft nicht mal Barzahlung akzeptieren? Sind es die sturen Hierarchien in einem straff nach Geschäftsbereich organisierten und "arbeitenden" Konzern, wo (um Bahnsteig und Überwege frei von Eis und Schnee zu halten) verschiedene Trupps zu verschiedenen Zeiten anrücken, und skurrile Räumstrukturen hinterlassen? Oder sind es diese immer "bequemer" werdenden Fahrzeugausstattungen der "Plastikklasse" für immer höhere Fahrpreise, die ja natürlich nicht von den Millionengehältern der Kaputt-Manager kommen, sondern von diesen ekelhaften Blutsaugern im Führerraum? Oder ist es diese "liebevolle Zusammenarbeit" mit den "kleinen", die ja im Zubringerdienst durchaus auch "Rot- oder Weiß"-Kunden an Bord haben? (Also ich habe nach Absprache mit dem Fdl trotz stehender Ausfahrt und 30-min-Takt noch immer gewartet, wenn der "432" mal wieder zu spät aus Norddeich gerade an den Bahnsteig rollt!) Oder...oder...oder? Leute, die Liste kann man endlos fortsetzen. Seid doch mal bei aller ehrenhaften Loyalität ehrlich!
Um zum eigentlichen Thema zurück zu kommen:
Ich KANN dafür kein Verständnis haben, daß unmittelbar nach Fahrplanwechsel wieder Steuergelder in Form von langen Reihen INTAKTER und erhaltenswerter Fahrzeuge nach dem ökonomischen Minimalprinzip ohne Rücksicht auf Verluste vernichtet werden, und schon bei den ersten kleinsten Störungen (egal ob witterungs- oder extern bedingt) die zahlenden Kunden gequetscht wie die Ölsardinen oder zu spät oder gar nicht ans Ziel kommen. Hätte sich jedes "kleine" EVU mit vollen Händen aus den Bundesbahnbeständen bedienen können, wäre die Akzeptanz mit Sicherheit auch eingeschränkt, egal ob rote, weiße, grüne, blaue, gelbe oder pinke Bahn! Und der Vorwurf geht stets an die Nieten in Nadelstreifen, die den Sinn der Bahn, ein Verkehrsmittel für alle zu sein, nicht begriffen haben, und es auch nie begreifen werden. Deren einziges Sinnen und Trachten darin besteht, möglichst viel in die eigene Tasche und die der nadelstreifentragenden Heuschrecken zu wirtschaften, und sich dann, wenn alles zu spät ist, nach Rußland abzusetzen, wie einst Gerhard Schröder (Ach daher die Ähnlichkeit!
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).
Und Vorgabe hin oder her: Was glaubt Ihr, ist dem Kunden lieber? Ne Ersatzgarnitur aus nicht vorgegebenen (aber viel bequemeren
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) n-Wagen oder Zugausfall, Verspätungen und Enge wie in der U-Bahn zur HVZ?