saarepi hat geschrieben:Gesellschaftlich kreidest du dem Gutachten an, dass man den Wert der Landschaft nicht erkennt aber politisch applaudierst Du, weil es eher deinem Politikverständnis entspricht, dass die jetzige Regierung eins auf den Deckel bekommt.
Das bedeutet, du hast den gleichen destruktiven Ansatz wie die Politik.
Das ist mir zu kurz gegriffen und es trifft auch nicht meine Zielsetzung.
Die gegenwärtige Landesregierung hat an einer der fachlich ungeeignetsten Stellen im Land einen Nationalpark aus dem Boden gestampft.
Das kreide ich der Landesregierung an.
Dann hat dieselbe Landeregierung versucht, sich die Standortwahl in einem Tourismusgutachten bestätigen lassen.
Das Gutachten ist aber anders ausgefallen als erhofft.
Das wiederum "gönne" ich der Landesregierung.
Allerdings beurteilt dieses Gutachten die meisten Gegebenheiten der Region falsch.
Das wiederum kritisiere ich am "Gutachten".
Ein Widerspruch?
Ich denke, nein!
Ich nenne ein Beispiel.
Weite Teile des Hochwaldes sind als Nadelholzmonokultur (Waldbau nach altpreußischer Art) touristisch vollkommen uninteressant.
Das hätte das Gutachten eigentlich feststellen müssen.
Stattdessen wird festgestellt, daß man sich -überspitzt formuliert- als Tourist mit dem Rad zwischen Thalfang und Allenbach kaum mit dem nötigsten Proviant versorgen kann.
Wenn ich den gutachterlichen Vorwurf mal logisch zuende denke, dann wird kritisiert, daß es -was dem Nationalpark zum Erfolg verhelfen würde- in Allenbach keinen Metzger oder einen Lebensmittel-Vollsortimenter gibt.
Hierbei wird etwa nicht die Fragwürdigkeit des Nationalparks infrage gestellt, sondern erwartet, daß nun z.B. der Morbacher Metzger Kneppel in Allenbach eine Filiale eröffnet, um die Lücke zu schließen.
Dabei wird vergessen:
Wäre eine entsprechende Nachfrage vorhanden, hätte die Metzgerei Gauer-Kneppel hier bereits eine Filiale eröffnet.
Die Infrastruktur in Hunsrück und Hochwald spiegelt die Nachfrage wider.
Das scheinen die Gutachter auszublenden und ich würde nun auch nicht voller Euphorie das seit 10 Jahren zu veräußernde Gasthaus Löh in Bruchweiler kaufen und für 250.000 Euro renovieren, weil ich ab 2015 mit einem wahren Touristenansturm rechne.
Der Nationalpark hat forstlich nicht das Ziel, was konsequent wäre, Hoch-und Idarwald wieder dahin "zurückzuentwickeln", was sie mal waren, nämlich zu einem Laubwald, in dem die (Rot-)Buche vorherrschte, sondern stattdessen wird der jetzige Status Quo gewissermaßen festgeschrieben, der Vermarktung und der Akzeptanz bei der Bevölkerung wegen.
Wer es wirklich ernst meint mit dem Umbau der Wälder in naturnahe und historisch konsequente wie den neuen klimatischen Erfordernissen gerecht werdende Waldgesellschaften müßte anders agieren, vor allem den Waldbesitzern deutlich machen, daß in den nächsten 70 Jahren hier nichts zu verdienen sein wird.
Das ganze Thema Nationalpark ist von solchen und anderen Ungereimtheiten geprägt und das ist es, was ich kritisiere.
Dabei ist mir die politische Couleur der Landesregierung erst mal schnuppe.
Hier kritisiere ich die Sache und nicht ihren Auftraggeber.
Wenn wir aber schon bei der Politik sind:
Es ist halt auffällig, daß dieser Landesregierung de facto nichts ordentlich gelingt und selbst die rot-grünen Hobbies "erneuerbare Energien" und Windkraft mit einem solchen Dilettantismus betrieben werden, wie er in der Landespolitik seit 1947 nicht mehr vorgekommen ist.
Jeder Forstmann kann aus dem Effeff zehn Nationalparkstandorte nennen, die besser geeignet gewesen wären als der jetzt ausgewählte.
Jeder Forstmann, der die Akteure der rheinland-pfälzischen Forstpolitik kennt, kann aber auch die Gründe dafür nennen, warum er letztlich an seinem geplanten Standort realisiert wird.
Nomen es omen - sagt der Lateiner oder -um mit Goethe zu sprechen:
Bei euch, ihr Herrn, kann man das Wesen
Gewöhnlich aus dem Namen lesen
Wenn man die Namen kennt, die beim Nationalpark eine Rolle spielen, weiß man auch, warum er dort entstehen soll, wo er jetzt geplant ist.
Man kann das Tourismusgutachten auch auf einen anderen Nenner bringen:
Eine Wildkatze macht noch keinen Nationalpark.