Nationalpark & Bahn

Horst Heinrich
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

Bernd Heinrichsmeyer hat geschrieben: dass man beim nächsten Mal nicht mehr gewählt wird .... :?
Das wird ja nicht passieren, das Koalitionsgespann Dreyer/Klöckner 2016 wird noch 52 oder 53 % einfahren, SPD 27 %, CDU 26 % bzw. umgekehrt - aber es wird reichen.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
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Pablo
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Pablo »

Die Holzindustrie klagt über zu wenig Nachschub. Im Umkreis von 150 Km wird Holz beschafft, weiter weg lohnt sich der Transport nicht.

http://zumtv.de/?3947499

Bereits im August 2013 gab es folgenden Artikel:

http://zumtv.de?3605447

Holz von weiter weg einzukaufen sei nicht wirtschaftlich. "Wir kaufen es in einem 60-Kilometer-Radius ein. Ein weiterer Transport per LKW lohnt sich nicht."
Die Bahn wäre eine Alternative, doch die gibt es nicht. Ranki: "Wir kämpfen seit Jahren für die Hunsrückbahn." Bislang ohne Erfolg.
Horst Heinrich
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

Pablo hat geschrieben:Die Holzindustrie klagt über zu wenig Nachschub. Im Umkreis von 150 Km wird Holz beschafft, weiter weg lohnt sich der Transport nicht.

http://zumtv.de/?3947499

Bereits im August 2013 gab es folgenden Artikel:

http://zumtv.de?3605447

Holz von weiter weg einzukaufen sei nicht wirtschaftlich. "Wir kaufen es in einem 60-Kilometer-Radius ein. Ein weiterer Transport per LKW lohnt sich nicht."
Die Bahn wäre eine Alternative, doch die gibt es nicht. Ranki: "Wir kämpfen seit Jahren für die Hunsrückbahn." Bislang ohne Erfolg.
Ich kann nur davor warnen, sich dieser Argumentation leichtfertig anzuschließen, zufällig ist das Metier mir sehr vertraut.
Schon beim -zu 80 % subventionsfinanzierten- Neubau des Sägewerks in Hochscheid war allen klar, daß die Zeit der Nadelholzsägerei in der Region eigentlich vorbei ist.
Gebaut wurde trotzdem - aus politischen Gründen, nicht weil es Sinn machte.

Es ist ein (ökologischer) Anachronismus, Holz im Schwarzwald einzuschlagen, es per Bahn zum Sägen in den Hunsrück zu transportieren um die Bretter und Kanthölzer dann wieder mit der Bahn gewissermaßen zurückzubringen.
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Bernd Heinrichsmeyer
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Bernd Heinrichsmeyer »

Das muss man sich genau ansehen. Da wird eine Nahbedienung mit 2 neuen Gravita mit 2 Tf realisiert. Alleine der täglich Kapitaldienst für die 2 Loks liegt bei ca. 2.500 EUR netto. Sicherlich ist das nicht wirtschaftlich darstellbar. Eine wichtige Parallele zum Hunsrück. Frutyer hatte von uns Preise für Holztransporte (von/nach Bingen Rhein Hbf, bis dahin mit E-Traktion). Auch Holz aus der Ukraine sollte nach Morbach zum Sägen transportiert werden. In beiden Fällen haben wir die Strecke Büchenbeuren - Langenlonsheim als "normal" kalkuliert, also nicht als 5 km/h-Unkrautbahn. Beide Angebote waren wegen der notwendigen Loks (wegen der Steigungen) viel zu teuer. Ist alles via Straße gelaufen.

Das heißt nicht, dass man keinen GV machen kann, aber es ist halt schwer. DB ist gescheitert, die BGW ist gescheitert und wir auch. Schweres Terrain.
Bernd Andreas Heinrichsmeyer
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Horst Heinrich
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

Bernd Heinrichsmeyer hat geschrieben: Sicherlich ist das nicht wirtschaftlich darstellbar.
Vieles in diesem Land ist nicht wirtschaftlich darstellbar, allein im Bereich Infrastruktur Rheinland-Pfalz fallen mir zwei dutzend Projekte in einer Größenordnung von einer Milliarde Euro ein, die sich nie und nimmer amortisieren werden, geschweige denn Erträge abwerfen.
Dennoch werden und wurden sie realisiert und unter einer Bezeichnung verbucht, an deren Wortende immer der Wortteil -"förderung" steht.
Ein wichtiger Grund übrigens dafür, daß die öffentlichen Kassen immer weiter verschulden.
Um es einfach auszudrücken: Es wird ein Euro investiert um 50 Cent zu verdienen.
Der Anfang vom Ende eines jeden unternehmerischen Unterfangens.

Also rein kalkulatorisch ist auch ein Schienenverkehr auf dem Hunsrück nicht wirtschaftlich darstellbar, sonst hätte es -nach den banalsten Lehrsätzen der Ökonomie- auf eine entsprechende Nachfrage bereits ein Angebot gegeben.

Wenn aber in unserem Land etwas nicht wirtschaftlich darstellbar ist, läßt man es entweder bleiben oder man begibt sich auf die Suche nach einem politischen Willen und dementsprechend nach Fördermitteln.
Ergo: Wenn in Sachen Güterverkehr auf der Hunsrückquerbahn eine entsprechende politische Lobby da wäre, hätte man die Strecke bereits ertüchtigt, um Güterverkehr zu betreiben.
Dem steuerzahlenden Bürger hätte man das Zuschußgeschäft dann als "Förderung strukturschwacher Regionen" oder "Maßnahmen für den Erhalt von Arbeitsplätzen" verkauft und jeder hätte es akzeptiert.
Das Problem ist nur, daß es keine entsprechende politische Lobby gibt.

Es gehört im Sachgebiet Finanzwissenschaft zu den anspruchsvollsten Gebieten der Nationalökonomie, zu errechnen, wann etwa -ceteris paribus- die Vorleistungen der öffentlichen Hand in einen Geldrückfluß umschlagen.
Es geht dabei auch darum, alle möglichen positiven, aber auch negativen Effekte zu berücksichtigen.

Drei ehemalige Kommilitonen und meine Wenigkeit -alle in unterschiedlichen volkswirtschaftlichen "Geschäftsfeldern" tätig (Forschung, Lehre, Rechnungshof, Bank)- exerzieren solche Rechenaufgaben von Zeit zu Zeit mal via eMail durch, rein interessehalber, gewissermaßen ein (denk-)sportlicher Wettkampf:
Zuletzt gab es beim Flughafen Hahn einen Disput über den Zeitpunkt, wann die Schulden, die der Staat gemacht hat, um einen wirtschaftlich nicht darstellbaren Flughafen zu betreiben, zurückgezahlt sein werden und wann die Verdienstzone beginnt.
Einigkeit herrschte noch darin, daß dies im nächsten Jahrhundert passieren wird, nur bei der entsprechenden Dekade gab es unterschiedliche Auffassungen...

Übrigens:
Ein weiterer Holzverarbeiter, der an der Hunsrückbahn zwei Gleisanschlüsse (Sohren und Morbach) betrieb, faßt nun sein ehemals auf drei Standorte verteiltes Engagement an einem Standort (Morbach) zusammen.
http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 79,3947499
Hier werden die gleichen logistischen Probleme laut, die auch schon bei Karl Decker (Fruytier) auftraten.

Die Hunsrückbahn könnte hier in der Tat helfen, wenn...
...z.B. die Strecke befahrbar wäre... :?
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

saarepi hat geschrieben: Rechne ich die Folgekosten, sowie die Peripherie Kosten mit ein, dann sieht das Bild schon anders aus.
Das, Erhard, und das andere, was Du hier völlig zutreffend schreibst, ist oft leider nur uns, die wir uns mit der Bahn intensiv beschäftigen, so einleuchtend.
Die meisten übrigen Mitmenschen sind hier teilweise völlig falsch informiert oder sind für gute Argumente nicht zugänglich.

Dieses und unser Nachbarforum müßte eigentlich für jeden, der sich mit Verkehr, Logistik, Staatsfinanzen und Infrastruktur beschäftigt, zur Pflichtlektüre werden.
Man kann aber leider niemand zwingen, sich Informationen zu beschaffen und mitzudenken.

Überhaupt kann man das Denken niemandem vorschreiben.
Vor über 200 Jahren forderte der vielen zumindest vom Namen her bekannte Immanuel Kant, der Mensch möge den Mut haben, seinen Verstand zu benutzen um aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit heraus zu kommen.

Leider verblaßt dieses einstige Ideal der "Aufklärung" heute zunehmend.
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

saarepi hat geschrieben:So ein Programm gab es in den 80er Jahren schon einmal, dann wurde es durch MORA C zerdeppert
Ein beredtes Beispiel für diese Politik ist die Firma Loch (ex Fissler) in Idar-Oberstein.
Hier wurden in den 1980er Jahren ein längeres Anschlußgleis (angebunden an den Bf Fischbach-Weierbach) und eine neue Stahlbrücke über die Nahe gebaut.

Herr Loch hätte auch gerne -auch nach MORA C- den Gleisanschluß genutzt, doch er wurde ihm praktisch "unterm Hintern" abgebaut. Heute hat sich das Blatt gewendet.
Er hat mir Speditionsangebote für 25 Tonnen Fracht von Idar Oberstein nach Steyr/Österreich für 500 € zzgl. MwSt vorgelegt und gemeint: "Wenn die Bahn für diesen Preis fährt, gehe ich zur Bahn".
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

florian103113 hat geschrieben:Bei dem Preis frage ich mich doch wie das sich für die Spedition lohnen kan. Ich schätze stark, dass sich solche Preise ab Dezember stark ändern, wenn ab Januar der LKW Fahrer schonmal 8,50 die Stunde bekommen muss (müsste) statt wie jetzt warscheinlich für 3 Geld 50 "ich nix versteh ich nix deutsch"
Mit dem Mindestlohn ist dieses Problem nicht behoben.
Leute, die für 500 Euro nach Österreich fahren, sind in der Regel selbständige Unternehmer, oft sind sie nicht mal renten- und krankenversichert, brauchen jeden Auftrag und machen jeden nur halbwegs gangbaren Kompromiß.
Für eine Hauptuntersuchung an ihrem Lastzug müssen sie auch schon mal ihr Geschäftskonto überziehen, eine Rund-um-Neubereifung wird finanziert...
Und alles für möglichst niedrige Verbraucherpreise und jeder, der schon montags heiß ist auf die Prospekte von Globus, LIDL, netto etc. macht hier fleißig mit.
Auch ein Unternehmer wie Loch in Idar Oberstein, der allein schon mit seiner Unternehmensform ein Zeichen setzt (inhabergeführtes Einzelunternehmen) und grundsätzlich sehr bahnfreundlich eingestellt ist, ist dem Preiskampf dieser Marktwirtschaft unterworfen.
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

Der geplante Nationalpark sorgt an vielen Stellen für Kontroversen.
Diesmal geht es um den Namen.
http://www.volksfreund.de/nachrichten/r ... 04,3950498

Man müßte jetzt mal "nachlegen" und auf die nächste Ungereimtheit hinweisen, nämlich die Ausblendung der Bahnerschließung des Nationalparks.
Wo gibt es das noch in Deutschland?
Der Nationalpark ist optimal an die Schiene angebunden, doch diese Anbindung taucht in keinem Konzept auf.

Selbst die gutbezahlten akademischen Touristiker aus den Alpen erwähnen die Hochwaldbahn nur am Rande, was ich neben vielem anderen für ein großes Defizit der Tourismusstudie halte.
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Florstädter
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Florstädter »

Moin ...

hier mal einen Bahn - Link nach Nordhessen

http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalpa ... ersee#Bahn

Gruß Uwe
Manche Leute haben das Bahlsen-Syndrom: Sie haben einen an der Waffel und sie gehen einem auf den Keks
Horst Heinrich
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Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Horst Heinrich »

Florstädter hat geschrieben:Moin ...

hier mal einen Bahn - Link nach Nordhessen

http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalpa ... ersee#Bahn

Gruß Uwe
Diesen Satz aus dem Wikipedia-Artikel kann man 1:1 auf den Hunsrück übertragen:

Ein Verkehrskonzept, das autofreien Tourismus im Nationalparkgebiet ermöglichen soll, gibt es für den Kellerwald, etwa im Unterschied zum Nationalpark Bayerischer Wald, trotz der Fortschritte bei der Bahnanbindung nach wie vor nicht

Dabei wäre eine "autofreier Tourismus" auch im Hunsrück ein Aushängeschild für den Nationalpark.
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Westeifelbahner

Re: Nationalpark & Bahn

Beitrag von Westeifelbahner »

Wir werden es wohl nicht mehr erleben, aber so ist es tatsächlich.

Mein Lieblingsbeispiel ist der Brocken: Eine der wenigen Flecken dieser Erde, der - obgleich auch hier längst mit diversen Ausnahmen - weitgehend für den Autofahrer unerreichbar ist. Und was geschieht? Fährt kein Mensch mehr zum Brocken? Mit Nichten. Der Ausflugsverkehr zum Brocken hat sich prima entwickelt. Wenn man sich nun vorstellt, dass dort eine neue Straßenverbindung eröffnet und auf dem Brocken ein Massenparkplatz gebaut würde - die Besucherzahlen würden drastisch einknicken. Es wäre das Ende.

Entschleunigung ist heute so ein Modewort: In Zeiten, in denen man so schnell wie nie zuvor mal eben zu den meisten Orten der Welt fliegen kann, reizt die Leute um so mehr der Ort, der eben tatsächlich nur mit Museumsbahn oder zu Fuß innerhalb einer längeren Reise erreichbar ist - wenn man denn dafür dort nicht den Lidl/Aldi/Penny von zu Hause wieder findet und mal weit und breit keine Autos sieht oder hört.

Gruß Westeifelbahner
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