Tja, das ist das Dilemma - heute zählt nur noch "muß sich lohnen". Daß die SFS KRM niemals schwarze Zahlen bringen wird, behält die Bahn komischerweise stets für sich, eine Nebenbahn wäre sang- und klanglos schon vor Jahren stillgelegt worden. Die taugt allerdings nur bedingt als Radweg, da sind 4%-Steigungen und kilometerlange Tunnel drin...
Also ich kann dem modernen Nahverkehr nur selten Positives abfinden, schön, daß er für den einen oder anderen an Rhein und Mosel etwas taugt. Wenn ich so den Nahverkehr aus meiner Jugend mit dem von heute vergleiche - auch wenn die "Heute ist alles besser"-Fraktion mit den Augen rollt - fällt mir folgendes auf:
a) Hier und da ersetzen schnelle Regionalverbindungen sogar FV-Leistungen (Wie beim aktuellen Beispiel), während anderswo beschleunigter Nahverkehr komplett fehlt, den es jedoch einmal gab - so wie auf meiner Hausstrecke Limburg - Au und vielen anderen Nebenbahnen, auf denen es Eilzüge gab, die spürbar schneller waren, als heute.
b) Wo früher Fahrpläne galten, die man nur mit Kenntnis von Piktogrammen, Kursbuch & Co. entschlüsseln konnte, gelten heute Taktfahrpläne. Alles gut und schön, aber dadurch gibt es heute gähnend leere Züge ebenso wie komplett überfüllte. Damals waren die Züge in den schwachen Zeiten kürzer und in der HVZ länger. Heute pendelt oft die stets gleiche Plastikbahnkomposition tage-, ja, wochenlang in der gleichen Zusammenstellung hin und her, egal, ob Montag 6:30 Uhr oder Sonntags um 23 Uhr. Fahrpläne werden stur durchgezogen, ob sinnvoll oder nicht. Wer fährt schon an Heiligabend um 22 Uhr durch den Westerwald? Aber an einem normalen Sonntag kommt man von Hachenburg nach Köln erst ab 9:45 Uhr - Ankunft Köln (Mit etwas Glück, wenn einem der RE nicht vor der Nase wegfährt) um 11:36 Uhr. Was soll das?
c) Vom Komfort fange ich lieber gar nicht an. Der ganze Niederflurquatsch bezieht sich auf einen winzigen Kundenkreis und einen ebenso winzigen Bereich des Zuges. 80% der Sitze sind dennoch nur über Stufen, Podeste und Stolperfallen zu erreichen, für den Rollifahrer okay, die 79jährige Oma, die noch halbwegs laufen kann, bedankt sich hingegen. Dann sitzt man im dauerbeschallten Großraum und wird vom kindergartengleichen digitalen Hinweisgequatsche totgelabert. Steckt man sich als Gegenwehr Kopfhörer in die Ohren, verpaßt man garantiert einen der Hinweise auf irgendwelche Unregelmäßigkeiten. Das Gemaule wegen der Klimaanlagen ist auch müßig. Früher wurden Heizungen, sowie Fenster und Lüftungen individuell geöffnet oder geschlossen, heute kapituliert sogar der Lokführer (oder der, den man inzwischen so nennt) nicht selten vor einem Schaltschrank voller blinkender (oft roter) LEDs! Das Licht im Großraum ist so grell, daß man im hübsch gescratchten Fenster abwechselnd Schallschutzwände oder sich selbst sieht - natürlich nur, wenn man nicht einen der häufigen "Wandplätze" erwischt hat. Die übrigen "Segnungen" hatte ich ja bereits ausgeführt. Übrigens interessant: Der Privatanbieter "Locomore" wirbt sogar mit der Möglichkeit, wahlweise wieder im gemütlichen Abteil bei offenem Fenster den Fahrtwind zu genießen. Scheint wohl doch hier und da noch den Wunsch danach zu geben.
d) Das Hauptmanko im modernen Nahverkehr liegt in meinen Augen (auch bereits mehrfach erwähnt) an der Kleinstaaterei. Bei einer Relation mitten in NRW, RLP oder sonstwo mag das ja passen, aber im Bereich von Landesgrenzen oder gar Dreiländerecks wird es grausig, das beste Beispiel für Tarif- und Fahrplanchaos habe ich hier vor der Haustür. Oder denkt nur an den Hickhack bei der Aartalbahn. Wie bringe ich einem Kunden, der gerade ein VRM-Ticket von Nistertal nach Andernach aus dem Automaten zieht, bei, daß das in NRW nicht gilt, und er entweder von Au bis Bonn-Mehlem nachlösen muß (was de facto eigentlich gar nicht geht), oder daß er mit dem Ticket, das er in Händen hält, eine vierstündige Bus-Odyssee mit sechsmaligem Umstieg machen muß? Bei der Bahnreform mag ja die eine oder andere gute Idee dabei gewesen sein, die Durchführung hingegen war weitgehend Schrott. Wir hatten ein bundesweit noch relativ dichtes Schienennetz mit brauchbaren Verbindungen (auch im SPNV), dann wurden auf einmal Landes- und Kreisgrenzen zur tariflichen und fahrplanmäßigen DDR-Grenze mit Fallen und Hürden, nur ohne Selbstschußanlagen (Nennt man heute EBE - Erhöhtes Beförderungsentgelt - oder salopp "60er"). Damals wurden Direktverbindungen den Pendlerströmen entsprechend angeboten, dann wurden eben diese Grenzen zum Biegepunkt mancher Linie - Pendlerströme? Egal!!! Wer früher nur ein wenig flexibel war, konnte ohne Umstieg ebenso von Hennef bis Bad Camberg reisen, wie von Eitorf nach Regensburg, oder sogar von Niederschelden nach Eindhoven! Heute kann man von A nur nach B oder C fahren, aber dafür jede Stunde...bis tief in die Nacht!
e) Und dann - last but not least - gehören große Städte wie Trier oder auch Siegen generell an den FV angebunden, so wie es immer war. Es muß ja nicht stündlich sein, aber mit einzelnen Verbindungen auf jeden Fall. Ich z.B. habe seit Einstellung des FV die Mosel und Luxembourg nicht mehr besucht, weil mir der moderne Nahverkehr mit seinem "Straßenbahn-Komfort", seinen überfüllten Zügen, seinem Dauergelaber, seinem Rumpfangebot an Toiletten etc. und nicht zuletzt auch aufgrund seines Publikums auf den Keks geht - ich könnte jedes mal platzen, wenn ich dieses unerzogene Halbstarkenvolk sehe, wie sie ihre dreckigen Schuhe und Taschen an den Sitzen abreiben, die Dinger sind zwar meist unbequem, aber irgendwo muß man sich ja hinsetzen. Die ständige Ignoranz des "Publikums" in oft unbegleiteten Zügen der großen "1" an der Tür oder an der Wand gegenüber macht dann den Rest...na Danke! Es mag ja marginale Qualitätsunterschiede bei manchem SPNV-Anbieter geben, aber im großen und ganzen bleibt es eben "nur" Nahverkehr.
Also ich bleibe dabei, ein dichtes Netz mit einem sinnvollen FV-Angebot ist unumgänglich. Auch für Berufspendler. Ich möchte nicht wissen, wie viele Pendler, die einst den FV nutzen konnten, und auf den NV gezwungen wurden, diese Kröte einfach nur schweigend geschluckt haben, und sich mit den vermeintlichen Vorteilen wie den ach so wichtigen Steckdosen oder W-LAN darüber hinweggetröstet haben. Was sollten sie auch sonst tun? Als ich noch regelmäßig nach Koblenz fuhr, konnte ich sehen, wie stark der IC um 17:30 genutzt wurde, der Bahnsteig war "schwarz" von Menschen, wie man immer sagt....und wenn es den Wunsch nach SPNV für STR nicht gäbe, würde ja wohl kaum darüber berichtet, oder???