Eisenbahnforum der Region Mittelrhein

Kai hat geschrieben:
Was passiert eigentlich wenn die vierte KNA dann negativ ist? Steht es dann 3:1 und es folgen noch 3 bis es dann 3:4 steht und man die Sache endgültig zu den Akten legen kann ?

Och. Man kann die Sache bestimmt noch etwas länger "totgutachten". Dann haben wenigstens diejenigen noch etwas davon, die nichtmal einen Nagel gerade in die Wand klopfen können.

Früher war alles besser? Och nööö... bestimmt nicht alles. Die Stillegungsorgien in den 70er und 80er Jahren bei der Buba fand ich nicht so doll, die kleinen ovalen Klappfenster "hier sprechen!" auch nicht. Übrigens auch nicht, dass der Rhein bei so einem Wetter wie heute gestunken hätte wie 10 Eimer Gülle, oder dass man sich in den 80ern nie sicher sein konnte, ob Europa in 5 Minuten noch existiert (max. 5Min Vorwarnzeit SS20, Pershing II ect...). Man müsste die guten Dinge von Damals mit den guten Dingen von heute kombinieren können und die Schlechten zum Teufel jagen.

Eines, was mir ebenfalls wichtig ist, lese ich aus Deinen Antworten heraus, Kai, nämlich daß alle Weichenstellungen im Bahnbereich von Absolventen klassisch strukturierter Bildungsgänge getroffen wurden.
Richtig ist aber auch, daß die Absolventen heutiger, weitgehend kastrierter Studiengänge ihnen nichts mehr entgegenzusetzen haben. Damit ist die Perfidie auf eine nie dagewesene Spitze getrieben:
Die "Alten", die oftmals nur noch ihren persönlichen Vorteil im Auge haben und bei weitem nicht mehr den "Nutzen des Volkes", können weitgehend unbehelligt von den "Jungen" ihre Kreise ziehen.
Den "Jungen" fehlt einfach das Handwerkszeug, gegen den Ausverkauf der Gesellschaft durch skrupellose Geschäftemacher und ihre politischen Handlanger, die Du ja auch andeutest, aufzunehmen.
Ich habe die systematische Volksverdummung im Schulwesen jetzt 20 Jahre mit- und mit diesem Schuljahr Schluß gemacht.
Machen wir die Probe aufs Exempel mit dem obigen Schlagwort vom "Nutzen des Volkes".
90 % der heutigen Abiturienten halten es für ein Relikt aus der Nazizeit, nur wenige wissen, daß dieser Satz im aktuell (noch) praktizierten Amtseid des Bundeskanzlers und seiner Minister enthalten ist und eigentlich eine Verpflichtung, eine Richtschnur politischen Handelns sein müßte.

Doch statt aus der Erkenntnis, was falsch läuft heraus die Gesellschaft mit einem frischen Wind zu beleben und auch emanzipiert gegen das Establishment der "Alten" anzugehen, verstecken sich die Jungen -weil ihnen das intellektuelle Selbstbewußtsein fehlt- hinter den Mühlen von Bürokratiewahnsinn, aufgeblähten Strukturen, mangelnder Kommunikation und fehlendem Willen etwas zu entscheiden wie Du richtig feststellst und geben lieber die vierte NKU in Auftrag anstatt mal etwas zu riskieren.

Der Bahnbereich ist hier ein signifikantes Anschauungsobjekt.
Als in den letzten zwei Jahren in der Universitätsstadt Mainz (40.000 Studenten) mehrmals durch Mißmanagement der Bahn der Zugverkehr bis weit ins Hinterland ausgefallen ist, übte sich der akademische Nachwuchs von morgen in ergebener Duldsamkeit, gründete Pkw-Fahrgemeinschaften und überwies aber fleißig weiter den Semesterticket-Obolus, ereiferte sich allenfalls mal in virtuellen sozialen Netzwerksubstitutionen über etwas, was man vom Kern her gar nicht verstand, fügte sich aber ansonsten in das vermeintlich Unvermeidliche.
Und die klassisch Diplomierten und Promovierten konnten weiterhin ihre Gewinne und Tantiemen akquirieren ohne Angst haben zu müssen, daß der empörte Mob an den Marmorpalästen das Bein hebt.

Ich habe mich in den letzten Jahren oft geärgert, daß das Wissen meiner Generation, angehäuft in teuren und hochwertigen Bildungseinrichtungen so wenig nachgefragt wird und daß stattdessen etwas um sich greift, was andeutungsweise mit "spätrömischer Dekadenz" richtig charakterisiert ist:
Eine Spaß-Gesellschaft der "Jungen", geblendet mit oberflächlichen und billigen Effekten, bemerkt gar nicht, wie ihnen die Existenzgrundlage sukzessive entzogen wird, nur damit die "Alten" möglichst lange ihre Pfründe erhalten können.

Und da wären wir wieder bei der Aartalbahn.
Das Aartal wird nun für lange Zeit, vielleicht für immer vom Bahnnetz abgehängt, zugegeben unter Veranlassung meiner "klassisch" ausgebildeten Generation.
Doch was tut die nächste Generation gegen diesen Infrastrukturraubzug?

Horst Heinrich hat geschrieben:Doch was tut die nächste Generation gegen diesen Infrastrukturraubzug?

Das, was sie am besten kann....:
- herumtheoretisieren (Damit möglichst viele Nichtsnutze an "nichts" partizipieren)
- "Schrödern" (Also morgens einen Entschluß fassen, und abends widerrufen und am nächsten Tag: "Das hab ich nie gesagt!")
- "innovative" Ideen, die sich eigentlich niemand leisten kann (und auch keiner braucht - siehe "Sun-Tripods" in einem Westerwälder Freibad: 6 Schattenspender für 307.000 Euro), entwickeln
- dem "dummen" Praktiker seinen Beruf erklären, weil er ja als "schlauer" Akademiker alles besser wissen muß...
- ständig das Rad neu erfinden (Mußten Gefahrgutlabels wirklich "neu designt" werden???), und doch kommt nur Mist bei raus...aber das ist ja vor allem dafür wichtig, daß die nächsten Theoretikergenerationen auch eine Alimentationsbasis haben
- Projektkosten ansetzen, die dann um ein Vielfaches getoppt werden...


hab ich was vergessen?

Eins meiner beliebtesten Beispiele habe ich gestern wieder genutzt. Ich wollte mit der Kölner Nord-Süd-U-Bahn zum 190. Jubiläum meines Gymnasiums fahren - soll ja laut Planung seit 2011 gehen...naja, wurde dann auf 2012...2013...2019 (!) verschoben - und so mußte ich die letzten 1000 Meter laufen. Und obwohl nach dem Einsturz des Stadtarchivs kaum Fortschritte am Krater erkennbar sind, wurden an der Severinstraße schon die Rolltreppen montiert - vermutlich, damit man sie dann nach 4 Jahren Stillstand wieder rausreißen und verschrotten kann. Falls sowas gefährliches wie eine Rolltreppe bis dahin nicht sowieso von der Nahles-Behörde verboten wird. Von Berlin und der Elbphilharmonie fang ich lieber gar nicht an - und da kommen die Rheintalspinner mit einem Megatunnel von der Sieg bis zum Main....

Hier klappt doch NIX mehr...

Bitte kommt endlich wieder auf das eigentliche Thema zurück.

jojo54

jojo54 hat geschrieben:Bitte kommt endlich wieder auf das eigentliche Thema zurück.

jojo54

Das eigentliche Thema für mich ist, daß die Aartalbahn vom Netz abgehängt wird und es mich z.B. 150km vom Geschehen weg mehr ärgert, als 99,5% der Menschen im Taunus und rund um die Strecke, so wie es 99,5% der Hunsrücker nicht interessiert, daß ihre Strecke langsam zuwächst.
Mit dieser Gleichgültigkeit derer, denen die Strecke(n) eigentlich dienen sollten, ist leider nicht viel zu bewirken.
Das muß ich immer öfter einsehen.
Und was bringt es, wenn ein paar wenige, weitsichtige Eisenbahnenthusiasten den "Michael Kohlhaas" gegen offensichtliche Fehler spielen?
Dafür, daß in zwei Jahrzehnten vielleicht eingesehen wird, was eine Schieneninfrastruktur -gerade in ländlichen Regionen- wert ist? Wenn die Jetzt-Gesellschaft ihren Panem-et-circensis-Radweg will, dann soll sie ihn bekommen:
Es hat keinen Sinn, Kriege zu führen, die schon verloren sind.

Hier klappt doch NIX mehr...

Aber da ist doch vieles wahr dran. Und die Bahn (mitsamt Projekten wie Diez - Wiesbaden) scheint ja tatsächlich ein weiteres Beispiel zu sein. Man hat das Gefühl, dass viele oder sogar die meisten (Groß-)projekte nur realisiert werden (sollen) wenn ein paar wenige sich eine goldene Nase dran verdienen oder einen Prestigegewinn davon versprechen können! Ob das Projekt einen Nutzen für's Allgemeinwohl bringt, ist völlig egal oder nur 3. oder 4.-rangig. Selbst wenn Projekte nur geplant werden oder gar als Bauruine jahrelang dem Wind im Weg stehen haben sie vermutlich schon dafür gesorgt, dass reichlich Gelder von des Steuerzahlers Taschen auf die Konten diverser Konzerne geflossen sind.

Ich traue der jungen Generation jedenfalls mehr zu als der alten. Sie ist vor allem weniger verlogen.

197.301 hat geschrieben:Ich traue der jungen Generation jedenfalls mehr zu als der alten. Sie ist vor allem weniger verlogen.

Na dann wart mal ab, wenn sie die Versorgungspositionen des Establishments erklommen hat...

Man kann zu den neuen Studiengängen stehen wie man will, aber dieses ewige Genörgel und die geistigen Ergüsse gehen mir tierisch auf den Geist.

Seit 15 Jahren bin ich schon Moderator bei DSO und manchmal war es einfach besser manche User vor sich selbst zu schützen und vorübergehend oder dauerhaft auf 1-2 Beiträge pro Tag zu reduzieren oder ganz aus dem Kreuzfeuer zu nehmen. Wie viele Leute sollen sich noch aus diesem Forum verabschieden, weil sie einfach keine Lust auf die ständig gleichen sinnlosen Diskussionen haben?