Endlich geht es weiter, bin momentan etwas in Zeitnot, aber draußen regnet es, ich hab noch gut zwei Stunden bis Dienstbeginn, und von daher....
Bei dem nun folgenden Kapitel danke ich ganz besonders Herrn Klaus Meschede für zahlreiche Informationen und ein paar seltene, interessante Aufnahmen, ohne welche ein kleines Loch in der Abfolge (neudeutsch: continuity) dieser interessanten Erfolgsgeschichte bliebe...
Im September 1998 erhielt der Vorstand der HGK Besuch von Herrn Norbert Kern (EMD - damals noch "Electro Motive Division" of General Motors), als diese gewaltig auf Expansionskurs war, und an leistungsfähigen Streckenloks "nur" über die drei Prototyp-Giganten der BR 240 (MaK DE 1024) verfügte, und mit diesen den Sprung aus dem Rheinland-Geschäft über die Grenze wagte, sie waren mit ATB (Zugsicherung) und dem niederländischen Zugfunksystem ausgestattet, und bespannten die ersten privaten Güterzüge über die Bundesgrenze hinaus (wenn man mal z.B. von der Bentheimer Eisenbahn absieht, die das im Nahverkehr nach Coevorden schon immer machte). Der liberalisierte Markt konnte nicht von der Industrie mit leistungsfähigen, grenzüberschreitend einsetzbaren Loks versorgt werden, und so sah man die Chance in der soeben in Auslieferung befindlichen JT42CWR für Großbritannien, bzw. in einer adaptierten Version für Kontinentaleuropa.
Zunächst besuchte eine HGK-Delegation die bereits in Deutschland zugelassene 59003 des Konsortiums DB AG/Foster Yeoman, und konnte sich am 1.10. bei einer Mitfahrt von Rostock nach Berlin von der Leistungsfähigkeit des amerikanischen Modells überzeugen, welche damals noch in D einen absoluten Exoten darstellte, und wegen des Designs - wie in GB - bei den Eisenbahnfans auf geteiltes Echo stieß. Es folgte eine Reise nach Südwales (Cardiff), wo man sich dann von der "echten" Class 66 überzeugen ließ. Mit im Rennen war zunächst auch noch der Blue Tiger, welcher zwischenzeitlich zu Probefahrten in Brühl-Vochem geweilt hatte, doch am 22. Januar 1999 erfolgte die Bestellung zweier JT42CWR durch die HGK. Und so wurden im GM-EMD-Werk in London/Ontario (Kanada) zwei Loks aus der laufenden Serie für EWS "entnommen", und an die Bedürfnisse der HGK "leicht angepaßt", es wären ursprünglich die Loks 66154 und 66155 für EWS geworden, und so wurden es dann "HGK 61" und "HGK 62". Geleast wurden die beiden Maschinen über die Opel-Leasing (!) - was lag näher, als die GM-Tochter mit ins Boot zu nehmen, denn auch der erste Hauptsitz von EMD war in Heusenstamm, unweit von Rüsselsheim. Zufall...? Vermutlich die dicksten Brummer, die bei der Opel-Leasing je über den Tisch gingen...
Am 20.09.1999 erreichte das Schiff Rotterdam, wo sie jedoch erst am 22. abgeladen wurden, dieser besondere Moment wurde von Klaus Meschede im Bild festgehalten, nochmals Danke für die Zustimmung der Bildnutzung!
Nach einer Weile kamen die Loks dann im November nach Tilburg (61) und Brühl-Vochem (62). Erstere sollte das Baumuster für die Benelux-Diesellok werden, die andere lediglich PZB und Zugfunk für Binnenverkehr erhalten. Sie ist die einzige Lok auf dem Festland (von den später exportierten EWS-Loks abgesehen), die noch nahezu den Originalführerstand besitzt.
Während am 11.11. in Kölle die Narren los waren, fand 15 km weiter südlich die Vorstellung und Pressekonferenz statt. Dann wurden bis zum "Millenniumwechsel" allerlei Testfahrten im Binnen-Netz der HGK durchgeführt, bevor das umständliche und zermürbende Umbau- und Zulassungsprozedere begann...Vorher wurde DE 62 in Brühl noch mittels Klebefolie in die HGK-Hauslivree gesteckt, zu diesem Zeitpunkt besaß ich bereits eine Digitalkamera, welche für (Statt 1.500 - Sonderangebot!) nur 400 DM solch perfekte Bilder ablieferte...
Dann weilte "der Ami" nur recht selten zu Hause, tourte durch Deutschland und BeNeLux zwecks Vorführung.
Den ersten Auftritt im DB-Netz hatte sie dann mit dem Feuchthydratzug Köln-Godorf - Quadrath-Ichendorf, zusammen mit einer DE1002 als "Angstlok" - leider war das Licht auf der Hinfahrt derart "grottig", daß nur ein Bild der solo zurückkehrenden 9901 im alten Bf. Köln-Ehrenfeld herzeigbar ist - hier ein (leider noch schlecht) gescanntes Dia:
"9901?", werden jetzt einige fragen. Ja, die HGK-Führung zog um den Jahrtausendwechsel eine gravierende Änderung im Nummernschema in Erwägung - die beiden neuen Loks waren die ersten (und wie sich später herausstellen sollte) auch die einzigen, die dieses (z.B. auch von den Stadtwerken Bonn praktizierte) Schema erhielten: Die erste (bzw. zweite) Lok, die (19)99 in Dienst gestellt wurden. DE 62 wurde 9901 und DE 61, die später erst aus dem Umbau bei NedTrain in Tilburg nach Hause kam, hätte die Nr. 9902 erhalten, welche sie aber m.W. nie wirklich erhielt, denn schnell erkannte man, daß dabei eine buchmäßige Unterscheidung schwierig würde, wenn innerhalb eines Jahres verschiedene Loktypen in Dienst gestellt würden, und so blieb es bei dieser einen, die bald wieder ihre "gewohnte" Nummer zurückerhielt...
Hier der Vergleich der beiden Führerräume, zuerst der nahezu original belassene der DE 62:
Und hier der im "NedTrain"-Design - noch mit DB-MESA- und NS-Telerail-Zugfunkgeräten und der gut erkennaren ATB-NG-Bedieneinheit:
Das erste Kapitel einer ziemlich erfolgreichen Geschichte....Fortsetzung folgt so bald als möglich!