Was mich aufregt, das sind immer solche Sprüche wie:
Rolf hat geschrieben: einfach immer noch zu viel Geld, zumal die Folgekosten unabsehbar bleiben,
Wer sagt, dass die Folgekosten der Bahn "unabsehbar" sind? Die Bürgermeister? Die Leute in der Kneipe? Der Radfahrer, den man gestern getroffen hat?
Sofern ein wirklich kundiger Eisenbahnexperte erhebliche finanzielle Risiken aufgrund des konkret analysierten Streckenzustandes annimmt, ist das o.k. Doch in welchen Fällen ist das wirklich der Fall??? Insbesondere das Eisenbahnwesen ist so, dass sich der Investitionsbedarf der nächsten Jahre eigentlich sehr gut prognostizieren lässt. Und der Ansatz der 85%-Förderung ist ja auch, dass hiermit alle Investitionen abgedeckt werden sollen, die bei Vorlage eines überzeugenden Konzepts für einen bspw. 15jährigen Betrieb notwendig sein werden.
Wird eine Strecke ordentlich saniert, wie es viele Nebenbahnen seit Jahrzehnten und länger nicht mehr wurden, sind die laufenden Kosten der Folgejahre absehbar gering.
Muss eine Strecke hingegen von Ehrenamtlichen mühsam in der Freizeit gepflegt werden, ist absehbar, dass dies nicht auf alle Zeit so weiter geht und irgendwann absehbar hohe Investitionen anstehen.
Unterm Strich gibt es sehr sowohl Beispiele für Nebenbahnbahnprojekte, in denen eine umfangreiche Sanierung mit überzeugendem Betriebskonzept dazu führten, dass der Infrastrukturbetrieb anschließend dicke schwarze Zahlen geschrieben hat.
Rolf hat geschrieben:Ich hatte vor 15 Jahren mal ein langes Gespräch mit dem Stadtdirektor von Eupen.
Die Vennbahn ist in der Tat ein treffendes Beispiel. Eine riesige Infrastruktur mit diversen Kunstbauten, in welche über viele Jahre kaum investiert wurde. Die gigantischen Folgekosten, die zur Stilllegung erheblicher Teile der Strecke führten, waren somit nicht "unabsehbar", sondern überaus "absehbar".
Rolf hat geschrieben:Aber während ein Fahrradweg nach Fertigstellung nur geringe Folgekosten produziert
Folgekosten für die Instandhaltung der Fahrradtrasse, die aber auch anfallen - und das bei Betriebserlösen von exakt 0 EUR. So wäre interessant, wenn auch diese Rechnung mal mit spitzem Bleistift auf 15 Jahre ausgerechnet würde.
Als Unternehmer würde ich jedenfalls lieber eine ordentlich sanierte Bahntrasse als einen Radweg betreiben wollen...
Rolf hat geschrieben:und die Nutzer den Verkehr (mit dem Fahrrad) gewissermaßen selbst produzieren, ist das bei der Bahn genau andersherum. Reaktivierung, Betrieb und Unterhalt einer Bahnstrecke sind nun mal ziemlich aufwändig, Folgekosten nur schwer abschätzbar und auch deswegen nicht langfristig kalkulierbar, weil man nie sicher sein kann, ob die nächste Landesregierung den Geldhahn nicht zudreht. Kein Wunder also, dass Kommunalpolitiker dieses unkalkulierbare Risiko lieber meiden.
Während Kommunen den Busverkehr selbst bezahlen müssen, ist dies bei vom ZSPNV Rlp Nord bestellten Verkehren eben nicht der Fall. Die Betriebskosten sind somit kein kommunales Problem. Und auch kein kommunales Risiko, wenn Investition und Infrastrukturbetrieb von langfristigen Verkehrsgarantien abhängig gemacht werden, wie dies schon aus Gründen der Förderrichtlinie selbstverständlich sein sollte.
Kurzum: Nachvollziehbar finde ich, wenn Kommunen darauf verweisen, dass ihnen die Liquidität für ein Nebenbahnprojekt fehlt (Stichwort: kommunale Haushaltslage). Nicht nachvollziehbar finde ich die o. g. "Argumente" (Sprüche).
Gruß Westeifelbahner