Big Steve hat geschrieben:Ausfälle der Klimaanlage oder voll aufgedrehte Heizungen im Sommer sind im Talent keine Seltenheit. Trittstufen die mit der Brechstange versucht werden wieder einzufahren, damit der Zug fahren kann - mit dem Talent alles schon passiert. Mit aufgespanntem Regenschirm im Talent nach Köln fahren, weil es überall von der Decke tropft. Plötzlich herabfallende Lampenverkleidungen... kennen wir alles schon.
Im VT 628 täglich enormer Stau an den Türen, vorallem an den beiden Türen schmalen Türen. Fluchende Menschen die sich die Treppen hoch schleppen oder die versuchen ihr Fahrrad einzuladen ohne sich dabei irgendwo zu verletzen. Ein Zug der unheimlich oft komplett nach "Klo" richt und verzweifelte Pendler die ihre Anschlüße schwinden sehen weil das Teil nicht in der Lage ist eine kleine Verspätung aufzuholen.
Und dennoch sind die Pendler mit diesen Zügen zufriedener als mit den Material was davor fuhr - n-Wagen. Man erinnere sich an das enorme Theater im Kölner Dieselnetz als man einen Fahrzeugnotstand mit n-Wagen ausgeglichen hat. Unzufriedene Fahrgäste, enormes Medienecho... - einzig der Bahnfan hatte seinen Spaß.
Immer öfter hört man gemecker, weil die aktuell noch fahrenden Züge keine Steckdosen haben für Smartphone oder Laptop.
Die Kunden wollen immer mehr Technik und auf die Kunden kommt es an - nicht auf den Bahnfan der immer noch der alten Bundesbahn hinterhertrauert.
Man braucht auch nicht in jeder Region einen Fernverkehr. Wenn kein Mensch den Zug nutzt, warum soll er dann dort fahren? Mehr Nahverkehr, ja klar - dieser wird ja auch von den Fahrgästen genutzt.
Na gut, Du hast mit allem recht...
Seltsam nur, daß die Kunden in der Eifel so anders sind, als auf der anderen Rheinseite, hier erfreut sich der n-Wagen-Verstärker als Alternative zur Hamsterbacke wachsender Beliebtheit, die nicht selten wieder mal als "Miniaturversion" wegen irgendwelcher technischer Unzulänglichkeiten (nach mittlerweile über einem Jahr Betrieb) daherkommt, das beste, was ich bisher sah, war EIN dreiteiliger als RE in der HVZ. Ach ja, stimmt ja, die mögen das alte Material, weil sie das neue schon kennen. Sorry, das hab ich in der Wertung vergessen.
Naja, und wenn Ihr in der Eifel Tropfen von der Decke, defekte Klimaanlagen und Toiletten, Klo-Mief & Co. gewöhnt seid, wird der LINT Euch gefallen, das kann der auch alles...und Bahn
fan werde ich hierzulande immer weniger - inzwischen muß ich fast schon sagen: "LEIDER" darf ich mich beruflich damit herumschlagen, bis zu 12 Stunden am Tag die neuesten Fehlerkreationen entdecken und beheben (bzw. es versuchen). Der LINT überrascht mich immer wieder mit Fehlermeldungen, die ich noch nie zuvor gelesen habe, wie "Zugkonfiguration inkonsistent" oder schaltet die Leistung ab, weil das "Anfahrmoment zu gering" ist. Hä? Das Ding beschleunigt zu wenig, also wird die Leistung abgeschaltet??? Macht das Sinn?
Ich bemängele doch gar nicht, daß neue Fahrzeuge kommen, ich bemängele die Ausführung. Der Support für Windows XP läuft im April aus, was hat ein Windows-Rechner mit einer Lebenserwartung von 5-10 Jahren in einem millionenschweren Zug zu suchen? Nun gut, dank der "guten" Verarbeitung und dem alljährlichen Ruf nach immer neuen, "tollen" Zügen sowie die hohe "Recyclingquote" (Ein Schlagwort auf jedem Fahrzeugportrait bei der Innotrans) werden die Dinger ja eh nicht mehr viel älter...aber je mehr Schnickschnack eingebaut wird, umso mehr Fehlerquellen hat man. Warum besinnt man sich nicht einfach auf das Wesentliche, und bietet dem Pendler einen bequemen Sitz und vielleicht auch ein dimmbares Licht am Platz an? Ich hasse es, morgens um 5 in einem Fahrgastraum sitzen zu müssen, der heller als ein OP strahlt! Dazu eine "echte" Barrierefreiheit, die besteht aber aus durchgängigen Hochbahnsteigen und 90 cm Fußbodenhöhe und nicht einem niedrigen Einstieg und zehntausend Stufen und Stolperfallen über die Wagenlänge verteilt. Warum keine Türen, die man mechanisch mit pneumatischer Unterstützung öffnet? Beim Auto öffnet sich die Tür auch nicht auf Berührung eines Sensors. Und warum nicht eine robuste Fahrzeugelektronik, die auch bei ausgefallener Klimaanlage noch funktioniert, anstatt das ganze Ding lahmzulegen, und die nicht eine Viertelstunde zum Auf- und Abrüsten benötigt? Davon abgesehen bin ich selbst auch öfter Bahn
kunde, und genieße jede Fahrt im n-Wagen bei gedämpftem Licht, 5 frei zugänglichen Toiletten über die ganze (treppenlose!!!) Zuglänge, ein zu öffnendes Fenster (Wann hast Du zum letzten mal die Nase im Fahrtwind gehabt? Ich weiß, ist nur was für Nostalgiker...) und fernab von jedweden nervigen Jaul-, Quietsch- oder Dröhngeräuschen des Antriebs!!! Aber beim 628 die Türen als Minuspunkt hervorzuheben, sagt mir, daß Du die Türen im neuen LINT bzw. die Aufteilung noch nicht bewundert hast. Oh ja, und "Treppen hochschleppen" - ist ja auch wahnsinnig hoch, so eine 628-Treppe, mindestens 90 Stufen! Okay, der ist nicht so wirklich super für die HVZ, aber laß dich überraschen, was der LINT bringt!
Ach, und wer ständig von daheim mit leerem Akku losfährt, der schreit natürlich nach Steckdosen, weil er auch die 15, 30, 60 oder gar 90 Minuten im Zug permanent online sein muß - ich frage mich ernsthaft, wie wir 180 Jahre Bahn bis heute überlebt haben ohne den ganzen Schmonzes (Und die permanente Bestrahlung aus 90 Handies pro Fahrgastraum - Sind übrigens 100 Watt Mikrowellenleistung im Faraday'schen Käfig - ist sicher sehr gesund!)...und mir persönlich waren die D- und IR-Züge, mit denen man direkt ans Ziel kam, wesentlich wichtiger als Wickeltisch und Steckdosen, und ich hatte schon vor 20 Jahren einen Discman, der 5 Stunden Fahrt ohne Ladung aushielt. Mal ehrlich, wenn der Kunde ein wirklich komfortables Fahrzeug erhält, das zuverlässig und pünktlich ihn bei jedem Wetter täglich von A nach B bringt (evtl. sogar ohne permanentes Dröhnen und Ruckeln von Motor und Genickschuß-Getriebe), wird er die blödsinnigen Steckdosen kaum vermissen.
Und nicht jede Region braucht Fernverkehr? Das ist eine kühne Behauptung, die du im Raum Cochem/Trier Ende des Jahres mal auf dem Marktplatz ausrufen kannst...da wird der nächste Fleck auf der FV-Landkarte weiß! Du wirst sicher viel Beifall erhalten. Von gewissen Urlaubsregionen fangen wir lieber gar nicht an. Wer fährt schon mit der Bahn in den Schwarzwald, wenn das einstige IR- oder FD-Ziel heute nur noch mit 3 riskanten NV-Umstiegen möglich ist? Der flächendeckende Fernverkehr ist ein Opfer der Bahnreform und ihrer Zuständigkeiten geworden, das eine lebt von Subventionen, das andere muß eigenverantwortlich wirtschaften, ist aber zu Kompromißlösungen (Bezuschussung durchs Land) nicht bereit. Ist ja auch viel schöner, 200 km auf Nahverkehrs-Sitzbrettern zurückzulegen, und dabei alle 10 km anzuhalten, als durchgängig in einem Fernzug zu sitzen....
Aber auch da werden wieder Gegenargumente kommen, ich weiß es. Nur zu, immer herbei! Und viel Spaß mit dem neuen Gerümpel, wenn es denn mal irgendwann kommt - ich muß zum Glück nur selten in diese Ecke, und zur Not hab ich ja auch noch zwei- und vierrädrige Alternativen...aber ich fürchte, bald kommt man ohne das Billiggerümpel nirgendwo mehr hin...