Bernd Heinrichsmeyer hat geschrieben: Selbst wenn Fahrzeuge und Personal nix kosten, muss wenigstens Diesel und Wartung reinkommen. Das war aus den Fahrgelderlösen nie der Fall.
Auch da habe ich mit meinen Aussagen von 2008 recht behalten, ein schmerzlicher "Triumph".
Trotzdem schätze und achte ich das Engagement von Bernd und der HWB als Unternehmer bis heute, denn es ist eigentlich das Wesen einer Marktwirtschaft, daß man auch mal etwas riskiert.
Aufgabe einer "sozialen" Marktwirtschaft im Sinne ihrer Gründerväter Erhard und Müller-Armack wäre es dann aber gewesen, dieses privatwirtschaftliche Engagement mit öffentlichen Mitteln bestmöglich zu flankieren, zumindest aber, diesem Engagement nicht noch böswillige Schikanen in den Weg zu stellen, so daß die mühsam erwirtschafteten oder finanzierten Mittel verpuffen.
Das ganze Finanzierungs- und Betriebsmodell auf der Basis der 2009/2010er Jahre war gewagt und teilweise auch Neuland, auch ich hab es mir seinerzeit unter Aufbietung meines bescheidenen nationalökonomischen Sachverstandes mehr als einmal durch den Kopf gehen lassen. Aber es wäre machbar gewesen. Die Kommunen wären für ein Taschengeld Eigentümer der Infrastruktur geworden, man hätte nach und nach für das Bestreiten der Betriebs- und Instandhaltungskosten neben den Fahrgeldeinnahmen Zuschüsse akquirieren und neue Güterverkehrskunden erschließen können, z.B. Fruytier.
Reich wäre damit keiner geworden, aber die Strecke hätte sich zwischen Türkismühle und Büchenbeuren getragen, vielleicht hätte man auch die eine oder andere Sonderfahrt bewerkstelligen können, etwa zur Erhöhung des Bekanntheitsgrades, regional wie überregional.
Verhindert haben dieses marktwirtschaftlich seriöse Projekt Menschen in Mainz, die nie ihr Einkommen als Saldo aus Aufwand und Ertrag bestreiten mußten, sondern denen seit Jahren und Jahrzehnten ihre Gehälter monatlich verbindlich überwiesen werden, ob sie denn nun erfolglos oder erfolgreich arbeiten.
Daher fehlt der Politik dieser Menschen etwas ganz entscheidendes:
Der marktwirtschaftliche Gedanke, das Gespür für ein lohnendes Investment, die Wertschätzung privatwirtschaftlicher Initiative, vor allem die Kenntnis vom hohen Wert ehrenamtlicher Tätigkeit, erst recht, wenn sie tatkräftig ist und damit auch in Euro quantifizierbar. Die Mainzer Politik ist -und das seit 10 Jahren und dank ihrer Hauptdarsteller- ein billiger planwirtschaftlicher Abklatsch, auch wenn die derzeitige Wirtschaftsministerin über einen BWL-Abschluß verfügt, den sie freilich als gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau nebenher an einer Fernuniversität erwarb, parallel zu zahlreichen politischen Engagements. Was das für ihre berufliche Qualifikation bedeutet, mag sich jeder ausrechnen.
Wenn wir schon beim Mainzer Kabinett sind.
Ein Infrastruktur-, Innen- und Sportminister, der nicht einmal über ein Abitur verfügt und direkt von einem schlecht bezahlten Ruheposten in der Bundeswehrverwaltung in die Staatskanzlei gewechselt ist, eine weitere Ministerin, gelernte Erzieherin, sichtbar überfordert mit dem Hochdeutschen, eine Umwelt- Forst- und Weinbauministerin, auch sie hat ihr gesamtes Berufsleben bei administrativen Einrichtungen, bei Kammern und Forschungseinrichtungen verbracht, die gerade für dieses Ressort so wichtige Praxiserfahrung fehlt ihr und somit auch das Verständnis für die Sorgen und Nöte der jeweiligen Berufsstände.
Auch die "zweite Reihe" ist besetzt überwiegend mit Theoretikern und politischen Glaubensbrüdern und -schwestern, denen man aus alter Berufsdemonstrantenzeit noch irgendwo verpflichtet ist und deren Weggefährtenschaft nun durch einen lukrativen, steuerfinanzierten Job abgegolten wurde.
In den rheinland-pfälzischen Vorgängerregierungen fand man an dieser Stelle wenigstens ab und an mal einen Fachmann, dem man so schnell nichts vormachen konnte.
Die sitzen dann jetzt in der dritten Reihe und machen dort -auf Lebenszeit verbeamtet und im Wissen um die Inkompetenz der politischen Exekutive- gerade was sie wollen.
Die Eisenbahnabteilung im rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium ist ein beredtes Beispiel.
Hier arbeitet man beharrlich nicht nur gegen die politischen Direktiven seiner Vorgesetzten, sondern gar noch gegen vollstreckbare Urteile der Obergerichte und so ganz nebenbei ruiniert man beinahe noch ein paar Eisenbahnunternehmen, zumindest aber jedes ehrenamtliche Engagement von motivierten Leuten.
Ein Verkehrsminister vom Format Holkenbrink, Brüderle oder Bauckhage, erst recht ein Ministerpräsident wie Kohl oder Vogel hätte solche Leute schon nach dem ersten verlorenen Prozeß entweder in eine unbedeutende Position abgeschoben oder gleich vorzeitig in den Ruhestand geschickt.
Doch solche "Macher" bringt die rheinland-pfälzische Politik nicht mehr hervor, alles ist -da hat Bernd recht- weichgespült, konsensorientiert, das ist Politik im Schonwaschgang, es fehlen die kantigen Profile, die klaren Visionen und nicht zuletzt die weitsichtigen Initiativen zum Erhalt bewährter Strukturen.
Mit diesen politischen Voraussetzungen kann ein Erhalt der Strecke nicht gelingen.
Das ist nicht nur für den Eisenbahnenthusiasten traurig.
Hier geschieht ein ganz großes Verbrechen am Infrastrukturerbe unserer Kinder und Kindeskinder.
Aber so etwas ist ja unwichtig, wie vieles andere, Hauptsache bereits die Zweijährigen haben einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz in einer staatlich gelenkten Kollektiv-Erziehungsanstalt.
Da wird man ihnen schon sagen, was sie zu denken haben, damit sie später keine blöden Fragen stellen, zum Beispiel nach dem Schuldigen für immer mehr weiße Flecken auf der Eisenbahnlandkarte.