Bernd Heinrichsmeyer hat geschrieben:...
... Bei dem BÜ Unfall in Wahlenau hatten wir ein Großaufgebot der Polizeikräfte des Hahn bei uns. Diese berichteten - man hat ja während Zeugenvernehmungen Zeit - von wieder zunehmendem Frachtverkehr von neuen Gesellschaften - nicht planmäßig aber immerhin und Ausweichlandungen von FFM.
Wenn ich hier mal ein wenig die Euphorie dämpfen darf. Von Eisenbahn verstehe ich nicht viel, das ist nur Hobby, aber im Flugverkehrsgeschäft kenne mich etwas aus.
Zunächst einmal, Polizisten arbeiten vielleicht am Flughafen, aber nicht in der Geschäftsführung, und daher wissen sie auch nicht viel mehr als andere Zaungäste. Da würde ich nicht viel drauf geben. Und (haltlose) Gerüchte kursieren an jedem Flughafen. Das kenne ich von meinem "Heimatflughafen" Weeze.
Der Hahn kämpft schon seit Jahren mit strukturellen Problemen, die z. T. hausgemacht sind, teilweise aber auch beim besten Willen nicht kompensiert werden können. Der Frachtverkehr ist die große Hoffnung, nicht zuletzt wegen der komfortablen luftrechtlichen Genehmigung für einen 24-Stunden-Betrieb. Zuletzt hatte man sich von Air Cargo Germany (ACG) Großes erhofft. Leider ist auch diese Hoffnung zerstoben. Andere Cargo-Gesellschaften wandern ab. Hahn liegt zu weit von den Ballungszentren, um Güter schnell in den Metropolen verteilen oder umladen und weitertransportieren zu können. Da liegen Köln und Frankfurt einfach günstiger. Das finde ich sehr schade, denn am Hahn würde man diesen Verkehr gut gebrauchen können, um endlich mal auf einen grünen Zweig zu kommen. Für die Bahn würde der Frachtverkehr allerdings so gut wie nichts bringen, auch wenn sich vielleicht mal wieder eine neue Cargo-Airline nach Hahn verirrt.
Einzig der Passagierverkehr würde der Bahn helfen. Hier nimmt der Zuspruch jedoch kontinuierlich ab; es gibt an benachbarten Flughäfen inzwischen viele alternative Angebote. Neue Passagier-Airlines kommen nicht an den Hahn. Ryanair ist Platzhirsch, womit andere Airlines abgeschreckt werden; mit Ryanair, inzwischen die Nummer 1 in Sachen Transportzahlen in Europa, nimmt keine Airline gerne den Kampf auf; die Iren sind inzwischen so groß und mächtig, dass sie jeden Newcomer ggf. mit Kampfpreisen vertreiben. Alles schon dagewesen. Viel schlimmer: Die Auslastung sinkt am Hahn weiter unter die Schmerzgrenze, was wiederum zu weiteren Ausdünnungen des Ryanair-Angebots führt. Und nun setzt eine Art Teufelskreis ein. Der Hahn war früher deswegen besonders attraktiv, weil Ryanair ein großes Angebot mit vielen Kombinationsmöglichkeiten parat hatte. Als sogenannter Ryanair-Systemairport mit diversen Kombinations- und Verknüpfungsmöglichkeiten zog Ryanair viel zusätzlichen Verkehr an, da man mit Hahn einstmals eine sehr große Auswahl (für Umsteigeverbindungen und andere Kombinationen) hatte. Ryanair-Kunden sind eher jung und sehr innovativ. Da werden Triangel-Flights, W-Pattern und sonstwas für Kombinationen gebucht. Ein Beispiel: Ein Schwede wohnt in der Provint (sagen wir „Smaland“) und hat nur eine Verbindung mit Ryanair. Von dort fliegt er günstig nach, sagen wir, Weeze (früher mal: Hahn). Hier hat er 56 weitere Strecken zur Auswahl. Er muss zwar ein neues Ticket dafür kaufen und neu einchecken, aber es ist immer noch viel billiger als ein direkter Flug mit SAS oder den anderen Airlines. Zudem ist Ryanair sehr pünktlich, so dass man derartiges mit geringem Risiko, den Anschluss zu verpassen, durchaus wagen kann. Also wird ein Zwischenstopp oder gar eine Übernachtung am Systemairport eingebaut; bei der Gelegenheit kann man sich dann auch mal die Gegend anschauen (in Hahn ist das zwar nicht so prickelnd, aber an der Mosel hat man durchaus schon mal Kurzzeitgäste, die am nächsten Tag weiterreisen, wie ich von meinem Lieblingsgastronomen in Zell an der Mosel erfahren habe). Ryanair-Kunden haben meist wenig Geld übrig, dafür umso mehr Zeit (junge Leute eben). Also macht man das so. In der Vergangenheit war Hahn für solche Kombinationen (und weitere Varianten) sehr attraktiv. Hahn war einstmals der größte Standort am Festland, in Deutschland sowieso. Nun kommt hinzu, dass Ryanair die Flughäfen gnadenlos gegeneinander ausspielt. Viele Jahre war Hahn die Nr. 1 für Ryanair in Deutschland. Inzwischen hat Weeze gleichgezogen und wird Hahn im Winterflugplan sogar überholen. Die Funktion des Hahn als Systemairport geht zunehmend verloren, und damit auch die Passagiere. Ein Teufelskreis, der Hahn immer weiter runter zieht. Gut erkennbar ist dies auch an der Gastronomie im Flughafen. Es geht immer weiter begab, Restaurants und Shops schließen, Leerstände nehmen zu. Ein trauriges Bild. Und schade für den Hunsrück. Immerhin ist Hahn der größte Arbeitgeber weit und breit.
Bernd Heinrichsmeyer hat geschrieben:...
Im Übrigen glaube ich nicht an eine Stilllegung des Hahn. … Das Land macht viele seltsame Dinge, aber man wird sich die Blöße nicht geben, diesen Airport zu schließen. …
Das halte ich auch für ausgeschlossen. Aber es muss mal endlich eine langfristige Entwicklungsstrategie her. In Hahn hat man sich zu sehr daran gewöhnt, dass das Land im Zweifelsfall alle Defizite übernimmt. Der Hahn ist schlecht organisiert, uneffizient, behäbig, subventionsverwöhnt. In Fachkreisen nennt man ihn den „Griechen“ unter den Flughäfen. Dass es auch ganz anders geht, beweist der Flughafen Weeze. Der ist viel besser organisiert, und der in Privatbesitz (!) befindliche, nicht subventionierte Flughafen erwirtschaftet sogar Gewinne. Mit Ryanair!
Was heißt das für die Bahn? Der Hahn wird ein Restangebot behalten, da die Konditionen für Ryanair hier nach wie vor sehr günstig sind. Also wird der Hahn auch weiterhin eine gewisse Zahl potentieller Fahrgäste für die Bahn beisteuern können. Auf einen Zuwachs durch den Hahn darf man allerdings nicht bauen. Die restlichen Fahrgäste müssten aus der Region kommen. Entsprechend würde ich die Argumente wählen. Die Bahn zum Hahn macht Sinn! Eine gute Bahnverbindung in die Rhein-Main-Metropol-Region ist allemal ein Gewinn. Für alle Beteiligten.
Ich drücke den Aktiven die Daumen für das Ziel, die Metropolregion Rhein-Main per Bahn (wieder) mit dem Hunsrück zu verbinden. Obwohl ich ihn nicht kenne und auch die Hintergründe nicht, finde ich es sehr löblich, wie sich Herr Heinrichsmeier für die Bahnstrecke einsetzt und möchte ihm an dieser Stelle für das Engagement zugunsten einer Strecke danken, deren Reaktivierung mir sinnvoll erscheint.