Seite 2 von 3

Re: [PM] Fracht am Flughafen Hahn soll gestärkt werden

Verfasst: Sa 1. Mai 2010, 22:08
von Horst Heinrich
Rolf hat geschrieben:Ökonomisch war das nicht. Von Weeze weiß ich definitiv, dass es eine solche Pipeline gab - und gibt, allerdings stillgelegt. Eine Reaktivierung ist, so weiß ich aus Weeze, für den zivilen Flughafen unbezahlbar. Zu Zeiten des "Kalten Krieges" spielte Geld nur eine nachrangige Rolle, und der Verteidigungsetat war entsprechend hoch. Ich denke, eine Pipeline scheidet heute aus.
Stimmt nicht. Es war und ist die ökonomischste Versorgung, die man sich vorstellen kann. Noch heute beliefert die CEPS bzw. die FBG z.B. den Frankfurter Flughafen per Fernleitung auch als zivilen Abnehmer. Wie gesagt: Man muß es wollen. Daß es in Weeze und Hahn nicht praktiziert wird, hat andere Gründe: Es sind schlicht politische Machenschaften.

Re: [PM] Fracht am Flughafen Hahn soll gestärkt werden

Verfasst: Sa 1. Mai 2010, 22:33
von schimi
Ob sich eine Pipeline lohnt, oder nicht ist allein von der Fördermenge und Förderlänge abhängig. Meines Wissens ist die Menge beim Hahn noch lange nicht erreicht.
Das Flugbenzin für Frankfurt/Main Flughafen kommt zu 100% mit dem Schiff und wird über eine kurze Pipeline vom Hafen in Kelsterbach zum Flughafen gepumpt.
Nur mal der Link zum Erdgoogle als Veranschaulichung der kurzen Strecke.
http://maps.google.de/maps?f=q&source=s ... 5&t=h&z=14

Re: [PM] Fracht am Flughafen Hahn soll gestärkt werden

Verfasst: Sa 1. Mai 2010, 23:15
von Rolf
Horst Heinrich hat geschrieben:
Rolf hat geschrieben:Ökonomisch war das nicht. Von Weeze weiß ich definitiv, dass es eine solche Pipeline gab - und gibt, allerdings stillgelegt. Eine Reaktivierung ist, so weiß ich aus Weeze, für den zivilen Flughafen unbezahlbar. Zu Zeiten des "Kalten Krieges" spielte Geld nur eine nachrangige Rolle, und der Verteidigungsetat war entsprechend hoch. Ich denke, eine Pipeline scheidet heute aus.
Stimmt nicht. Es war und ist die ökonomischste Versorgung, die man sich vorstellen kann. Noch heute beliefert die CEPS bzw. die FBG z.B. den Frankfurter Flughafen per Fernleitung auch als zivilen Abnehmer. Wie gesagt: Man muß es wollen. Daß es in Weeze und Hahn nicht praktiziert wird, hat andere Gründe: Es sind schlicht politische Machenschaften.
Sorry, aber das stimmt für Weeze definitiv nicht. Ich weiß aus erster Hand, dass man es durchgerechnet hat, und die Reaktivierung der langen NATO-Pipeline nach Rotterdam bei weitem nicht lohnt. In Hahn dürfte es ähnlich sein. Und Frankfurt ist nun mal eine ganz andere Hausnummer. Erstens war da bis vor wenigen Jahren noch die USAF stationiert (mit obligatorischer NATO-Pipeline), und zweitens hat Frankfurt rund 15x mehr Flugverkehr, so dass sich dort eine Pipeline sicher eher lohnt als in der abgelegenen Provinz bei rel. geringem Bedarf. Das kann man wohl nicht vergleichen.

Re: [PM] Fracht am Flughafen Hahn soll gestärkt werden

Verfasst: So 2. Mai 2010, 19:24
von Rolf
Horst Heinrich hat geschrieben:...Natürlich ist das genau der Zeitpunkt, um einen bankrotten Flughafen mit euphorischen Durchhalteparolen zu bestücken. Da kann ich nur -im Blick auf den Kalender- sagen: Die Roten gehen besser auf die Maikundgebungen, die Schwarzen zur Bußwallfahrt nach Altötting und überlassen das Geschäft den Profis. Und die beginnen bereits mit dem Abzug vom Hahn.
Die ersten Spottverse werden dahier schon gedichtet: Hahnburgring-Desaster, Nürburghahn-Fiasko, Hahnring-Pleite, He-Ringchaos...
Vielleicht ist es noch ein bischen früh (und voreilig) für den Abgesang auf den Hahn. Wenn man die einschlägigen Quellen studiert, wird deutlich, dass sich der Frachtumschlag auf dem Hahn in den letzten Monaten überdurchschnittlich gut entwickelt hat. Die Allianz des Hahn mit Frankfurt war nicht unbedingt von Vorteil. Im Gegenteil, es scheint, die Fraport AG habe Hahn immer klein gehalten, um Konkurrenz zu vermeiden und um zur Not eine "vierte Startbahn" in Reserve zu haben. Nach dem Abgang Ypsilantis war das nicht mehr nötig, Hahn wurde abgestoßen, und siehe da, es läuft jetzt besser. Man sieht ja auch an dem vollständig privat geführten Modell Weeze (das allerdings auf Passagierflug setzt), dass es geht ohne Subventionen. In Hahn orientiert man sich daran. Bei mir kann zudem keine Schadenfreude aufkommen, wenn die langjährige Subventionierung des Hahn genauso floppen würde das Nürnburg-Ring-Projekt. Weder aus der Sicht des Steuerzahlers, noch ordnungspolitisch, noch aus der Sicht des Bahn-Fans. M. E. sollte es jetzt Aufgabe der Politik sein, möglichst viele der Güter, die in Hahn umgeschlagen werden, über die Bahn an- und abzutransportieren. Das Land hat da durchaus Lenkungsmöglichkeiten, und sei es auf dem Wege von Verboten etc. Ich hoffe sehr, dass der Bahntransport profitiert. Der Hahn-Personenbahnhof kommt ja schon mal, so dass ein Güterterminal leicht und billig zu ergänzen wäre. Ich würde mich sehr darüber freuen!

Wer wissen will, was da am Hahn so fliegt, und es ist tatsächlich mehr Fracht geworden, kann das hier tun:
http://flightaware.com/live/airport/EDFH

Re: [PM] Fracht am Flughafen Hahn soll gestärkt werden

Verfasst: So 2. Mai 2010, 21:29
von Horst Heinrich
Rolf, ich will Dir wirklich nicht zu nahe treten, aber wie kann man denn als Akademiker immer wieder solchen politischen Postillen verfallen und Wahlkampfgeschwätz nachplappern? Haben wir nicht gelernt, sorgfältig zu recherchieren und uns -im Sinne Kants- einen möglichst umfassenden Überblick von all dem zu machen, was zu unserer Urteilsfindung nötig ist?
Ich beschäftige mich mit diesem casus seit der Konversion. Es gibt nicht einen einzigen seriösen Fachmann -am allerwenigsten aus der Luftfahrtbranche- der diesem Landeplatz in den Hunsrücker Wiesen eine subventionsfreie Zukunft prognostizieren würde. Hier wird -vulgo- ein Euro investiert um 50 Cent zu erwirtschaften. Eine solche "Wertlosschöpfung" ist allerdings politisch gewollt - und das nutzen Unternehmen natürlich aus. Fällt sie weg, fällt der Hahn weg. So einfach ist das.
Und noch etwas zur Pipeline. Sie läuft praktisch am Hahn vorbei von Fürfeld nach Büchel, steht voll in Betrieb und müßte nur zivil nutzbar gemacht werden, was aber alles politisch machbar wäre, wenn man es wollte.

Re: [PM] Fracht am Flughafen Hahn soll gestärkt werden

Verfasst: Mo 3. Mai 2010, 06:57
von Rolf
Horst Heinrich hat geschrieben:Ich beschäftige mich mit diesem casus seit der Konversion. Es gibt nicht einen einzigen seriösen Fachmann -am allerwenigsten aus der Luftfahrtbranche- der diesem Landeplatz in den Hunsrücker Wiesen eine subventionsfreie Zukunft prognostizieren würde. Hier wird -vulgo- ein Euro investiert um 50 Cent zu erwirtschaften. Eine solche "Wertlosschöpfung" ist allerdings politisch gewollt - und das nutzen Unternehmen natürlich aus. Fällt sie weg, fällt der Hahn weg. So einfach ist das.
Dass der Hahn schon so lange defizitär ist, ist in der Tat peinlich. Das heißt aber nicht, dass es immer so sein muss. Und als Steuerzahler kann ich nur hoffen, dass er bald Gewinn abwirft. An weiteren Miesen kann keiner Interesse haben. Im letzten Jahr hat der Hahn immerhin einen operativen Gewinn gemeldet (OK, das heißt nicht viel). Dass mann mit dem straff geführten Modell LowCostAirport Geld verdienen kann, beweist der Fall Weeze (meine alte Heimat; da kenne ich die Beteiligten). Der Flughafen ist bis auf 0,07% in privater Hand und bekommt keine Subventionen (vor 7 Jahren gab es einmalig 3,5 Mio., die an die Schaffung von 350 Arbeitsplätzen gebunden waren. Inzwischen sind es über 1000. Viele alte Freunde von mir arbeiten dort). Der Bund der Steuerzahler hat das vorbildlich durchorganisierte Modell Weeze dafür ausdrücklich gelobt. Nicht umsonst pilgert die Flughafenwelt jetzt da hin, um das Erfolgskonzept zu kopieren. Am Hahn orientiert man sich seit der Trennung von Fraport genau an diesem Erfolgsmodell. Ich hoffe sehr, dass Hahn sich im Frachtbereich erfolgreich etabliert; der Trend geht schon mal nach oben. Immerhin!
Horst Heinrich hat geschrieben:Und noch etwas zur Pipeline. Sie läuft praktisch am Hahn vorbei von Fürfeld nach Büchel, steht voll in Betrieb und müßte nur zivil nutzbar gemacht werden, was aber alles politisch machbar wäre, wenn man es wollte.
Die Frage ist, ob zivile Betriebe die militärische Pipeline nutzen dürfen. Sinn macht es allemal, da gebe ich Dir Recht. Ich weiß aber nicht, ob die Militärs das zulassen. Für Weeze war das jedenfalls keine Option mehr. Definitiv!

Re: [PM] Fracht am Flughafen Hahn soll gestärkt werden

Verfasst: Mo 3. Mai 2010, 07:40
von Bernd Heinrichsmeyer
Horst Heinrich hat geschrieben:Es gibt nicht einen einzigen seriösen Fachmann -am allerwenigsten aus der Luftfahrtbranche- der diesem Landeplatz in den Hunsrücker Wiesen eine subventionsfreie Zukunft prognostizieren würde. Hier wird -vulgo- ein Euro investiert um 50 Cent zu erwirtschaften.
Darf ich mal dumm zwischenfragen, welcher Verkehrsträger in Deutschland komplett ohne Subentionen auskommt? Irgendwie stimmt doch der Bezugspunkt in dieser Diskussion nicht. In unsere Straßen pumpen wir Steuerzahler jährlich Milliarden. Die DB Netz bekommt aus der Pulle auch einen kräftigen 1stelligen Milliardenschluck jedes Jahr. Ich bin überzeugt, dass Straßen und auch manche aufwendig gebaute Schifffahrtsstraße nicht mit dem Verhältnis 50 Cent zu einem EURO betrieben werden, sondern deutlich schlechter in der Billanz abschneiden würden, wenn man denn wirklich mal vollkostenmäßig bilanzieren würde.

Insofern halte ich die Diskussion um Subventionen am Hahn, auch in Anbetracht anderer Scherze unserer Landesregierung (der Nürburgring wird ja immer gerne als der Geldverbrenner genannt) und insbesondere auch an dieser Stelle für etwas deplaziert. Dass unser ganzes Staatssystem nur noch aus Pump und Kredit besteht, ist wahrscheinlich zutreffend, wäre dann aber eher etwas für ein Politikforum o.ä. ;-).

Hierher gehört m.E. eher die Diskussion um die Subvention in die Hunsrückbahn und deren Ausbau in einem Zustand, dass man da hinterher auch vernünftig Fahren kann und es nicht nur auf das Betriebsprogramm der DB zugeschnitten ist. Und vielleicht noch die Unsinnigkeiten der Vorgehensweise des Landes (oder zumindest der Sachbearbeiter im zuständigen Ministerium), die sich doch nachdrücklich gegen den Erhalt des südlichen Streckenstücks einsetzen.

Re: [PM] Fracht am Flughafen Hahn soll gestärkt werden

Verfasst: Mo 3. Mai 2010, 15:32
von Eike
Bernd Heinrichsmeyer hat geschrieben: Darf ich mal dumm zwischenfragen, welcher Verkehrsträger in Deutschland komplett ohne Subentionen auskommt? Irgendwie stimmt doch der Bezugspunkt in dieser Diskussion nicht. In unsere Straßen pumpen wir Steuerzahler jährlich Milliarden.
Da bleibt nur der Straßenverkehr als ganzes, oder speziell die PKWs/Motorräder. Der gesamtge Etat des Bundesverkehrsministeriums liegt bei ca. 26 Mrd. €, während allein die Mineralölsteuer schon über 40 Mrd. einbringt. Damit fnanziert der PKW-Verker am Ende alle Subventionen der anderen Verkehrsträger. Um das zu leugnen, helfen nur orgendwelche obskuren Umweltkosten, die die Bilanz des PKW-Verkehrs ins Minus ziehen sollen.

Trotzdem machen die Subventionen z.B. für die Bahn in der Regel Sinn, denn weder Autos noch die Bahn alleine können unseren Transportbedarf so stemmen, daß uns am Ende eine lebenswerte Umwelt erhalten bleibt.

Gruß Eike

Re: [PM] Fracht am Flughafen Hahn soll gestärkt werden

Verfasst: Mo 3. Mai 2010, 15:55
von Carsten Frank
Hallo,

dann aber den ganzen Bau und Unterhalt kommunaler Straßen, Parkplätze etc. nicht vergessen. Mag sein das da auch teils Bundeszuschüsse landen, die dürften aber nur einen geringen Teil aus machen.

Gruß
Carsten

Re: [PM] Fracht am Flughafen Hahn soll gestärkt werden

Verfasst: Mo 3. Mai 2010, 18:51
von Eike
Richtig, aber es gibt ja auch noch so was wie Kfz-Steuer. Und die Mehrwertsteuer kommt ja auch noch drauf.

Ich finde es nur immer wieder erstaunlich, daß die Bahn trotz massivster Subventionen nicht in der Lage ist, mit einem Auto mit zwei Personen zu konkurrieren. Wäre das PKW fahren nicht so extrem überbesteuert, könnte man allein noch billiger fahren. Das dürfte eigentlich nicht möglich sein.

Gruß Eike

Re: [PM] Fracht am Flughafen Hahn soll gestärkt werden

Verfasst: Mo 3. Mai 2010, 20:59
von Horst Heinrich
Eike hat geschrieben:... weder Autos noch die Bahn alleine können unseren Transportbedarf so stemmen, daß uns am Ende eine lebenswerte Umwelt erhalten bleibt.

Gruß Eike
Transportbedarf, Energiebedarf... frage sich da doch mal ein jeder selbst, was hier wirklich nötig ist?
Fangfrischer Alaska-Seelachs am nächsten Tag im Kühlregal? Das Autoersatzteil, um 9 Uhr bestellt, muß es wirkllich um 15 Uhr am selben Tag schon da sein? Welche bewußtseinsverbessernden Erfahrungen machen denn rastlose Menschen bei ihrem ständigen Umherirren durch Länder und Kontinente? Sie kommen immer unzufriedener zurück.
Müssen es 127 Sorten Wurst in der Kühltheke sein?
Kann das Hunsrücker Holz nicht durchaus einen Tag länger unterwegs sein in die Papierfabrik?
Unsere Bedürfnisse sind an Maßlosigkeit nicht mehr zu übertreffen und verschlingen Flora, Fauna und am Schluß immer mehr Menschen. Das von der Konzeption her im Schnitt 100-jährige Schienen- und 50-jährige Straßennetz -somit vollkommen veraltet und auf den bestehenden Trassen kaum wirklich ausbaufähig- hinkt hilflos hinterher.
Daß es so nicht weitergehen kann, weß jeder. Dennoch wird gefordert, entwickelt, ausgebaut, wissend, daß mit dem Baubeginn das Konzept bereits überholt ist.
Man sollte sich wirklich mal besinnen, was der wirkliche Bedarf ist.
Es würde sich herausstellen, daß die jetzt vorhandene Infrastruktur -bewahrt und in ihrem Bestand gesichert- vollkommen ausreichend wäre. 5 Milliarden Menschen beneiden uns darum.

Re: [PM] Fracht am Flughafen Hahn soll gestärkt werden

Verfasst: Di 4. Mai 2010, 16:42
von Rolf
Beim SWR heute zu finden:
Der Flughafen Hahn ist eine Alternative für den Cargo-Nachtbetrieb, falls der Nachtflugbetrieb auf dem Fraport eingeschränkt werden sollte. Das teilte Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) mit Verweis auf eine Studie mit. Aus Hessen kamen unterdessen keine positiven Signale bezüglich der Studie. ...
Hier der ganze Artikel:
http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=1 ... index.html

Das Ergebnis der Studie verwundert im Hinblick auf den Auftraggeber zwar kaum, sollte aber bitte nicht gleich wieder in Gänze vom Tisch gewischt werden, denn immerhin steckt die "Dorsch Gruppe Airports Consultants" da hinter.

Auch wenn es die Lufhansa (LH) jetzt (noch) weit von sich weist, einen Umzug der Frachtsparte nach Hahn auch nur in Erwägung zu ziehen, falls in Frankfurt ein Nachtflugverbot kommen sollte, wird es ganz schnell zu einem Umdenken kommen, wenn die Gerichte in den anhängigen Verfahren gegen Frankfurt entscheiden. Das "Damoklesschwert Nachtflugverbot" hängt über dem Flughafen Frankfurt!

Was mich ärgert: In der Studie wird die gute Straßenanbindung des Hahn hervorgehoben. Aber dass die Bahn auch wieder nach Hahn fahren wird (und Güter transportieren könnte), findet noch nichtmal Erwähnung. Oder ist es vielleicht Taktik, um die Widerstände gegen die Reaktivierung der Bahn in Langelonsheim etc. nicht noch zu verstärken?