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Re: Unfall VT98 VEB/EQB aktuell (m15B)
Verfasst: Di 9. Jun 2009, 22:54
von Nils
Das eigentliche Problem hier ist doch folgendes: Das Andreaskreuz bzw. dessen Bedeutung ist vielen Autofahrern nicht mehr präsent. Ich sehe hier aber keinen Handlungsbedarf bei EVU´s oder EIU´s. Andreaskreuze abzuschaffen, weil sie vom Autofahrer nicht beachtet werden, geht wohl an der Realität vorbei.
Schließlich kommt auch keiner auf die Idee, Tempo 130-Schilder auf Autobahnen abzuschaffen, weil diese von vielen nicht beachtet werden. Aber auf Autobahnen versucht man, dem Autofahrer mit großformatigen Plakaten ins Gewissen zu reden:
http://www.runter-vom-gas.de.
Vielleicht sollte man mal darüber nachdenken, so eine Kampangne an geeignetten Stellen für das Andreaskreutz zu fahren. Da wäre wohl dann das Bundesverkehrsministerium in der Pflicht.
Aber trotz dieser Aktionen werden sich solche Unfälle leider nicht komplett verhindern lassen. Unser Freund, der seid 30 Jahren keinen Zug mehr in der Eifel gesehen hat, ist vermutlich auch gegen solche Plakataktionen relativ resistent
![Confused :?](./images/smilies/icon_confused.gif)
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Re: Unfall VT98 VEB/EQB aktuell (m15B)
Verfasst: Di 9. Jun 2009, 22:56
von Dieselpower
Um die durch Greenpeace bekannt gewordene Weissagung der Cree-Indianer einmal auf diesen aktuellen und alle anderen Bü- (und andere) Vor- bzw. Unfälle umzumünzen:
Erst wenn
die letzte Lok mit meterdickem Schaumgummi umgeben,
der letzte Bahnübergang durch eine Unterführung ersetzt,
der letzte Meter Bahnstrecke endlich massiv eingezäunt, oder in den Untergrund verlegt
der letzte Bahnsteig mit hochfahrbaren Absturzsicherungen versehen,
die letzte Zugtür nur nach Eingabe einer geheimen Kombination zu öffnen,
die letzte Oberleitung mit einer dicken Kunststoffummantelung versehen,
die letzte Schienenstolperfalle durch komplette Asphalteindeckung versehen,
die letzte scharfe Kante an jedem bahntechnischen Fossil mit Warnanstrich ausgestattet,
und der letzte Fahrplan nur noch als Hörbuch erhältlich sein wird,
erst dann werdet Ihr merken, daß das sicherste Verkehrsmittel der Welt nun endlich auch idiotengerecht umgebaut wurde...
(Und dann macht unser gemeinsames Hobby vermutlich gar keinen Spaß mehr!!!)
Zum Thema:
Laut erster Quelle sollen Lokführer und Zub außer Lebensgefahr sein, lediglich für eine Reisende sieht es noch immer sehr kritisch aus. Diesen und den anderen Verletzten gilt mein Mitleid.
Zum Thema Bü-Sicherung und dem Verhalten der Straßenverkehrsteilnehmer an technisch gesicherten Büs habe ich mich bereits an anderer Stelle ausgelassen.
Verdammte Scheiß Drecks LKWs!!! Sorry für die Polemik in diesen vier Worten. Kommt mal in den Westerwald, und Ihr werdet mich verstehen! Und bei uns gibts keine BI wie im Rheintal, die mal mangelnde Lebensqualität reklamiert....
![Rolling Eyes :roll:](./images/smilies/icon_rolleyes.gif)
Re: Unfall VT98 VEB/EQB aktuell (m15B)
Verfasst: Di 9. Jun 2009, 23:16
von Horst Heinrich
Bernhard Reifenberg hat geschrieben:In den Kommentaren zum ersten Volksfreundbericht war, aus meiner Sicht,
ein Beitrag mehr als hammerhart:
da hat sich ein Autofahrer dahingehend geäußert, er würde jetzt seit 30 Jahren
durch diese Gegend fahren, kenne jede Straße sehr gut, und habe
seit etlichen Jahren keinen einzigen Zug gesehen oder davon gehört!
Dementsprechend verhalte er sich auch an den BÜ!
Diese Aussage gibt nicht die Realität wieder, sondern eine Grundhaltung.
Natürlich hat dieser Mensch hier Züge wahrgenommen - das wird kein Eifeler ernsthaft leugnen, dafür wird über diese Strecke überall zwischen Rhein und Sauer -auch öffentlich- viel zu viel diskutiert und publiziert.
Es ist eher die Auffassung, daß man in seinem selbst finanzierten Individualverkehrsmittel als "freier" Bürger schon jedes kleinste Hindernis der individuellen Fortbewegung verachtet, erst recht wenn es -wie bei der Eifelquerbahn ja derzeit unzweifelhaft der Fall ist- vorrangig um eine Ausflugsbahn handelt. Dem zum "Plaisier" der Vergnügungsreisenden verkehrenden Schienenoldtimer wird eben das Recht auf Vorrang abgesprochen, weil man das ganze für die Spinnerei von Leuten hält, die zuviel Zeit haben.
Ich führe diese Diskussion im Hunsrück augenblicklich täglich. Klare Ansage eines Streckenanwohners: "Wenn Sie glauben, ich warte auf dem Weg zur Arbeit, bis dieser strinkende Karren mit ein paar Verrückten an mir vorbeigejuckelt ist, dann haben Sie sich aber getäuscht. Noch bin ich schneller". So, das ist die Realität. Hier trägt nämlich die jahrelange Gehirnwäsche durch BILD-Zeitung und ADAC Früchte und jedes Ausbremsen des Straßenverkehrs wird als Angriff auf die Grund- und Menschenrechte angesehen. Das Überqueren eines BÜ trotz des Zuges in Sichtweite ist dann so etwas wie das letzte Aufbäumen freiheitlichen Handelns in einer Gesellschaft, die an anderer Stelle so gut wie jede persönliche Freiheit ungehindert beschneidet. Etwas überspitzt: "Wenn ich mich schon nicht gegen die hohen Benzinpreise wehren kann, fahre ich wenigstens bei Rot über den Bahnübergang, wenn es mir paßt".
Der Mensch wird -sitzt er erst einmal in seinem vierrädrigen Phallus- zur unberechenbaren Kreatur. Da helfen nicht einmal Vollschranken - wie man an den entsprechenden vormontierten Ersatzteilen in den Baubezirken unschwer ablesen kann.
Re: Unfall VT98 VEB/EQB aktuell (m15B)
Verfasst: Di 9. Jun 2009, 23:18
von Tonkutscher
Vielleicht sollten die EVUs gelegentlich mit der Polizei zusammen arbeiten. Wenn eine Bahn z.B. BÜs hat, an denen notorisch Lichtzeichenanlagen mißachtet werden, oder an denen ständig gerast wird, so kann sich die Polizei dort doch zu den fahrplanmäßig interessanten Zeiten unauffällig einfinden. Es reicht ja, wenn da nur ein Raser verwarnt und belehrt wird. Ein entsprechender Presseartikel darüber und die Autofahrer der Region sehen das Andreaskreuz auf einmal mit ganz anderen Augen.
Re: Unfall VT98 VEB/EQB aktuell (m15B)
Verfasst: Di 9. Jun 2009, 23:25
von Rolf
Es ist ja nicht nur eine Frage, wer hier im Recht ist. Der Fall scheint in dieser Hinsicht ja ziemlich eindeutig zu sein. Der LKW-Fahrer hat das Andreaskreuz missachtet. Er ist (selbst) Schuld. OK, wahrscheinlich ist das die klare Antwort. Ganz "steril", nüchtern betrachtet. Aus der rechtlichen Perspektive kann man dem "System Eisenbahn" im vorliegenden Fall daher vermutlich keinen Strick drehen. Da sind hier wohl alle einig. So weit, so gut.
Es geht für mich aber um das "System Mensch", das nun mal oft versagt. Deswegen werden nämlich, um ein Beispiel zu nennen, Unfallschwerpunkte auf Straßen entschärft, wenn es dort häufig kracht, auch wenn alle Verunglückten zu schnell gefahren sind und somit nicht im Recht sind. Der Staat schützt seine Bürger also sogar dann, wenn sie gegen die Verkehrsregeln (z. B. Geschwindigkeitsbeschränkungen) verstoßen (und etwa zu schnell fahren). Deswegen werden auch Kreisverkehre, Engstellen und "schlafende Polizisten" installiert; man fährt erzwungenermaßen langsamer und reduziert dadurch die Unfallwahrscheinlichkeit. Rechtlich gesehen wäre das meist gar nicht nötig. Die Ampel an der Kreuzung war vorher genauso eindeutig wie der (lästige) Kreisel, der i. d. R. aber die sicherere Variante ist. Der Staat entschärt Gefahrenstellen. Und es ist auch gut so, dass es diese Fürsorge gibt. Sonst gäbe es viel mehr Unfälle und Tote im Land. Bei Gefahrenstellen vorausschauend "entschärfend" tätig zu werden, ist doch absolut sinnvoll. Jeder macht mal Fehler, und der arme Teufel, der den schrecklichen Unfall in der Eifel verursacht hat, ist doch im Prinzip genauso zu bedauern wie all' die anderen Betroffenen (wenn ich mal davon ausgehe, dass es keine Absicht, sondern ein dummer Fehler war).
Nur darauf zu beharren, dass man im Recht ist und der Fehler verursachende Täter selber Schuld ist, mag juristisch OK sein, menschlich gesehen mag ich mich mit dieser Haltung allerdings nicht anfreunden. Das wäre auch keine gute PR für das "System Schiene". Nach dem Motto "wir sind im Recht, haben Vorfahrt, und ansonsten: Pech gehabt", gewinnt man keine neuen Freunde. Ich würde da etwas differenzierter reagieren, wenn ich im PR-Bereich für die Bahn tätig wäre. Man könnte z. B. in Aussicht stellen, obwohl man rechtlich gesehen unschuldig ist, was man entsprechenden Statements durchaus voranstellen könnte, Möglichkeiten der Schadensvermeidung zu prüfen (vielleicht mehr Aufklärung, Verbesserung des Sichtfeldes, der Beschilderung, oder vielleicht auch, wie vorgeschlagen, mit verschärften Polizeikontrollen, was mir persönlich aber nur als Ultima Ratio einfallen würde). Das wäre ja kein Schuldeingeständnis, auch nicht ansatzweise, sondern "Fürsorge", und das macht sich öffentlich wohl besser als das sture Beharren darauf, dass man im Recht ist.
Ich bin an einem Bahnübergang bei Weeze aufgewachsen. Aus der einen Richtung kamen die langsamen 215er aus dem Bahnhof angezockelt. Abschätzbar langsam! Viele Passanten sind dann illegal (oh ja!) noch schnell "bei rot" über die Ampel gehuscht. Dumm nur, dass die Züge aus der anderen Richtung (von Goch) kommend mit immer noch fast 120 km/h um die schlecht einsehbare Kurve geschossen kamen und oft in Weeze Bf Kreuzung hatten; das verleitete manchen Zeitgenossen zu der Fehleinschätzung, aha, der Zug steht noch im Bahnhof, also kommt der gleich ganz langsam auf Touren und ich schaffe es noch drüber, und dann kam der Zug dummerweise aus der Richtung Goch. Mit Karacho. In meiner Kindheit hat es dort 3 tödliche Unfälle gegeben, alle aufgrund dieser Fehleinschätzung. Ein Mal traf es eine alte, schusselige Frau aus der Nachbarschaft, ein mal ein Kind aus der Parallelklasse (ca. 7 Jahre alt) und ein Mal war es eine unbekannte Person. Alle Opfer warten "selbst Schuld". Nach jedem Unfall wurde der Bahnübergang (wen es interessiert: Küstersweg) trotzdem (!) sicherer gestaltet. Heute zieren ihn enge Absperrgitter und Vollschranken. Seither (ich bis seit 25 Jahren weg gezogen und nur noch gelegentlich zu Besuch) gab es m. W. keine Unfälle mehr. Eingedenk der Erfahrung, einen Schulkameraden mit ca. 7 Jahren zerfetzt unter einer 215 "kleben" gesehen zu haben, kann ich mich mit der rigorosen Einstellung "wir hatten Vorfahrt und sind im Recht" nicht anfreunden. Ich persönlich finde das sogar etwas gruselig.
Re: Unfall VT98 VEB/EQB aktuell (m15B)
Verfasst: Di 9. Jun 2009, 23:31
von Horst Heinrich
Tonkutscher hat geschrieben:Vielleicht sollten die EVUs gelegentlich mit der Polizei zusammen arbeiten. Wenn eine Bahn z.B. BÜs hat, an denen notorisch Lichtzeichenanlagen mißachtet werden, oder an denen ständig gerast wird, so kann sich die Polizei dort doch zu den fahrplanmäßig interessanten Zeiten unauffällig einfinden. Es reicht ja, wenn da nur ein Raser verwarnt und belehrt wird. Ein entsprechender Presseartikel darüber und die Autofahrer der Region sehen das Andreaskreuz auf einmal mit ganz anderen Augen.
Schön wär's - denn auch die Polizei hält den Tourismuszugverkehr überwiegend für ein vermeidbares Übel und eine unnötige zusätzliche Arbeitsbelastung.
Zur Zeit wird ja bei uns die Hunsrückhöhenstraße (B 327) zwischen Hirschfeld und Hinzerath neu asphaltiert. Auf den abgefrästen Abschnitten ist Tempo 30 eingerichtet, damit die vierrädigen Heiligtümer nicht von aufgewirbelten Steinchen
tödlich verletzt werden. Hier hat dann die Polizeiinspektion Morbach am Pfingstsamstagvormittag 6 Stunden lang Messungen mit ihrem neuen Spielzeug, der Laserpistole, durchgeführt und nur 2 km entfernt fuhren wir mit unseren Zügen erstmals wieder im Zwei-Stunden-Takt auch über Bahnübergänge, die stark frequentiert sind. Ich hätte mir z.B. mal hie und da Polizeipräsenz gewünscht, damit Autofahrern auch signalisiert wird: Oh, da fahren nun wieder Züge und die Polizei paßt ein wenig auf, daß jeder sich an die Regeln hält. Noch ein paar Wochen vorher hat dieselbe Dienststelle bei der Bereisung nämlich auf die potentiellen Gefahrenpunkte hingewiesen. Selbst reagiert, etwa durch eine Präsenz an Fahrtagen hat sie aber -wie gesagt- nicht.
Deshalb setze ich auf solche Mitwirkungen keine großen Hoffnungen.
Re: Unfall VT98 VEB/EQB aktuell (m15B)
Verfasst: Mi 10. Jun 2009, 07:24
von Eike
Wieso muß eigentlich an manchen Bahnübergängen - wie jetzt zwischen Büchenbeuren und Morbach - mit einer Fahne in der Hand gesichert werden und jetzt in der Eifel nicht?
Es ist einfach menschlich, daß jemand, der seit Jahren an einer Strecke keinen Zug mehr gesehen hat, nicht immer am Andreaskreuz anhält. Falsch, aber menschlich. Jeder kennt das, das Anweisungen, die offensichtlich ins Leere führen, ihre Abschreckung verlieren. Als Autofahrer halte ich es auch nicht für verhältnismäßig, daß am Tag ein paar hundert Autos anhalten müssen, auch wenn gar kein Zug mehr fährt.
Hier sind aber auch die EVU's in der Pflicht. Ein Andreaskreuz stammt aus der Zeit der Pferdefuhrwerke und hat in der heutigen Zeit zumindest an regulären Straßen nichts mehr zu suchen. Wer sein Vorfahrtsrecht nutzen möchte, muß dafür sorgen, daß die anderen Verkehrsteilnehmer zumindest mit einer Blinkanlage gewarnt werden. Jedes Anhalten eines Autos kostet Geld und verschmutzt die Umwelt unnötig - es soll bitte keiner sagen, eine Blinkanlage wäre zu teuer. Das Geld wird jetzt hundertfach ausgegeben, allerdings von den Autofahern, nicht von der Bahn.
Gruß Eike
Re: Unfall VT98 VEB/EQB aktuell (m15B)
Verfasst: Mi 10. Jun 2009, 07:55
von Bernd Heinrichsmeyer
Der Grundhaltung von Eike kann ich nicht zustimmen.
Nur kurz zur Richtigstellung: Wir sichern einen BÜ bei Büchenbeuren mit Posten und Fahnen, weil dort eine Blinklichtanlage steht, die nach Sabotage nicht mehr einsatzbereit ist. Bis diese wieder instand gesetzt wurde, müssen die Fahnen geschwungen werden, um vergleichbare Sicherheit herzustellen. Ansonsten sichern wir die BÜ mit akustischen Signalen und Übersicht. Einzig in Hinzerath gibt es noch eine postenbediente Vollschranke. Es ist also kein echter Unterschied im Handling vorhanden.
Die Ausführungen von Rolf geben m.M. durchaus Anlass zum Nachdenken. Recht haben und dieses Recht in der öffentlichen Meinung durchzusetzen - das sind zwei paar Schuhe. Im Hunsrück wird es nun eine Aufklärungskampange mit der Polizei zusammen geben. Jeder Unfall ist einer zuviel.
Re: Unfall VT98 VEB/EQB aktuell (m15B)
Verfasst: Mi 10. Jun 2009, 08:09
von Horst Heinrich
Eike hat geschrieben: Als Autofahrer halte ich es auch nicht für verhältnismäßig, daß am Tag ein paar hundert Autos anhalten müssen, auch wenn gar kein Zug mehr fährt.
Das muß ja auch keiner. "Mit
mäßiger Geschwindigkeit heranfahren und auf herannahende Züge achten..." - wenn nix herannaht, kann ja weitergefahren werden.So wird die Bedeutung des Andreaskreuzes auch heute noch während der Führerscheinausbildung vermittelt.
Es ist ja auch nicht nötig, mit hoher Geschwindigkeit über zwei aus der Fahrbahn ragende Schienenköpfe zu rasen - Schäden am Fahrwek des Autos gehen ja schließlich auf Rechnung des Autobesitzers. Also macht doch jeder vernünftige Mensch schon im eigenen Interesse langsam.
Eike hat geschrieben:
Hier sind aber auch die EVU's in der Pflicht. Ein Andreaskreuz stammt aus der Zeit der Pferdefuhrwerke und hat in der heutigen Zeit zumindest an regulären Straßen nichts mehr zu suchen. Wer sein Vorfahrtsrecht nutzen möchte, muß dafür sorgen, daß die anderen Verkehrsteilnehmer zumindest mit einer Blinkanlage gewarnt werden. Jedes Anhalten eines Autos kostet Geld und verschmutzt die Umwelt unnötig - es soll bitte keiner sagen, eine Blinkanlage wäre zu teuer. Das Geld wird jetzt hundertfach ausgegeben, allerdings von den Autofahern, nicht von der Bahn. Gruß Eike
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An einer 30 Kilometer langen Mittelgebirgsstrecke findet man fast im Schnitt alle 500 Meter einen Bahnübergang. Davon ist die Hälfte ein potentieller Gefahrenpunkt, was nicht unbedingt von der Frequenz durch die Straßenbenutzer abhängt, sondern auch von topographischen Gegebenheiten.
Ein BÜ an einer Landstraße, die zwei Kilometer schnurgerade verläuft und von 3000 Pkw täglich befahren wird, muß nicht so gefährlich sein wie ein Forstweg, über den zwei Mal täglich ein überlanger Holzrückezug im Schneckentempo rangieren muß und dabei mehrmals zum Stillstand kommt.
Also hinge die Notwendigkeit von Blinklichtanlagen nicht von der Straßenklassifizierung ab, sondern von den individuellen Gegebenheiten vor Ort. Hierzu müßten EIU, Behörden und die Vertreter der Überwegebenutzer (z.B. Feld- und Waldbesitzer) in einer Kommission erst einmal die nachzurüstenden BÜ's festlegen, alsdann müßte die Kostenfrage geklärt werden und schließlich die entsprechende Infrastruktur verlegt und installiert werden.
Ganz abgesehen davon, daß das jahrelange Abstimmungsprozesse, Bescheide, Widersprüche und ggf. Verfahren auf dem Rechtsweg nach sich ziehen würde - die Kosten für eine einzige Blinklichtanlage würde vielerorts bereits den Substanzwert der Strecke übersteigen.
Hier im Hunsrück ist man von seiten gewisser Kommunen ja nicht einmal bereit,
90000 Euro für rund 8 Kilometer Strecke zu investieren. Wer sollte denn auf demselben Abschnitt eine Million Euro für vier Blinklichtanlagen finanzieren?
Re: Unfall VT98 VEB/EQB aktuell (m15B)
Verfasst: Mi 10. Jun 2009, 09:11
von Rolf
Bernd Heinrichsmeyer hat geschrieben:... Im Hunsrück wird es nun eine Aufklärungskampange mit der Polizei zusammen geben. Jeder Unfall ist einer zuviel.
Bravo! Eine kluge, sinnvolle und vorbildliche Reaktion. Hoffentlich schließen sich andere an!
Nützlicher Nebeneffekt: Besser kann man die Reaktivierung bzw. das Thema (Neben-) Bahn gar nicht unter das Volk bringen, wenn die Polizei sogar noch dabei hilft. Ich würde in eine solche auf 'Fürsorge' ausgerichtete Kampagne auch die Schulen, öffentliche Verwaltungen usw. einbeziehen. Das gibt jede Menge Aufmerksamkeit und Schlagzeilen zum Thema! Kostenlose PR sozusagen! Super Sache!
Und, machen wir uns als Bahnfreunde nichts vor: Viele Mitbürger ahnen gar nicht, dass etwa die Eifelquerbahn wieder regulär befahren wird (angeblich bekommen 50% der Mitbürger keine 5 Bundesminister zusammen, obwohl man diese dauernd im Fernsehen sieht. So ist das nunmal mit der Wahrnehmung). Die Mitbürger lesen ja nicht alle hier im Forum, und nicht alle interessieren sich für das Thema. Es macht daher in jeder Hinsicht Sinn, die Zahl der Unwissenden zu drücken.
Re: Unfall VT98 VEB/EQB aktuell (m15B)
Verfasst: Mi 10. Jun 2009, 10:02
von Eike
OK, das mit den Fahnen ist mir jetzt klar. Eine Lösung ist das ja auch nicht, es hat mich nur interessiert.
Eure Argumente sind aus Bahn-Sicht schon berechtigt und auch nachvollziehbar. Sie gehen mir aber zu sehr in die Richtung "Es muß so bleiben, weil es schon immer so war."
Das man nicht an jedem Waldweg ein Blinkzeichen aufstellen kann ist natürlich richtig. Wenn da am Tag ein Fahrzeug quert und stoppen muß, ist das ja auch OK. Wenn es ein paar hundert sind, stimmt das Verhältnis irgendwie nicht. Mich stört, daß hier die Kosten auf die Allgemeinheit abgewälzt werden und vor allem, daß unter dem Strich das mehrfache ausgegeben wird. Das muß doch besser gehen! Gleiches gilt zum Beispiel für eine 10 Km lange Autobahnbahustelle, bei der der Staat aufgrund der Länge des Abschnitts "spart" und sich die Staus verdoppeln, was unterm Strich die Kosten der Baustelle drastisch erhöht. Nur eben bei andern.
Der Straßenverkehr hat sich in den letzten 170 Jahren deutlich verändert und dem muß Rechnung getragen werden. Daß EVU's Ihre Verantwortung in Form von unnötigen Stops und schlechten Bahnübergängen an die Autofahrer abgeben, ist sicher nicht von heute auf morgen zu ändern. Richtiger wird es deswegen aus meiner Sicht nicht.
Die Aufklärungskampagne ist kurzfristig gut, löst aber das Problem nicht wirklich.
Gruß Eike
Re: Unfall VT98 VEB/EQB aktuell (m15B)
Verfasst: Mi 10. Jun 2009, 10:54
von Carsten Frank
Lieber Eike,
eigentlich wollte ich mich ja aus der Diskussion raus halten, aber bei solchen Auffassungen wird mir leider Angst und Bange.
Als jemand, der, wie die meisten hier, mehr oder weniger oft mit dem Auto unterwegs ist, hängt mein Leben und meine Gesundheit tagtäglich davon ab das ich mich mehr oder weniger blind darauf verlassen muß das auch andere Verkehrsteilnehmer die einfachsten Grundregeln wie etwa Vorfahrtsregelungen und Schilder.
An nahezu aller Kreuzungen/Einmündungen/Grundstücksausfahrten die ich mit 50 oder wenn wir mal ganz ehrlich sind vielleicht manchmal auch 60 km/h passiere (oder auf der Landstraße mit 100) steht nun mal keine Ampel.
Oftmals auch auf Straßen wo "so gut wie nie" was fährt. Und wo von einer so guten Übersichtlichkeit wie bei dem Unfall-Bü mit seinen großen, mustergültig frei geschnittenen Sichtdreiecken meistens nur zu träumen ist.
Wie soll ich jetzt bei einer solchen Meinung nachher nach Hause kommen? Warten bis überall Ampeln gebaut wurden da Schilder ja niemand beachtet? Überall nur noch 10 km/h fahren? Jedesmal eine Vollbremsung hin legen wenn sich ein Fahrzeug (so denn überhaupt rechtzeitig sichtbar) von der Seite nähert?
Nachdenkliche Grüße
Carsten