Mein Brief an die IHK Koblenz zum Thema Mobilität...

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Dieselpower

Mein Brief an die IHK Koblenz zum Thema Mobilität...

Beitrag von Dieselpower »

Hallo Ihr Forianer...

wie sich vielleicht rumgesprochen hat, bin ich ja selbständig - und somit zwangsweise IHK-Mitglied mit meiner klitzekleinen Firma.
In den letzten beiden IHK-Hauspostillen nahm man sich des Themas Mobilität und Verkehr an. Um was genau es in diesen Beiträgen ging, ist Euch sicher klar... :roll:
Nur tolle neue Straßenbauprojekte und Prognosen, daß der LKW-Verkehr ins unermessliche anschwellen wird....na toll!

Um meinem Ärger Luft zu machen, daß ich solche markigen Sprüche, die der LKW-Lobby Honig um den Mund schmieren sollen, auch noch mit meinen Zwangsbeiträgen subventionieren muß, schrieb ich denen soeben folgendes Fax:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Heute erhielt ich das neue IHK-Journal, und nahm dies zum Anlaß, Ihnen auf die letzte Ausgabe hin einen Leserbrief bzw. eine redaktionelle Kritik zukommen zu lassen.
Ich bin sicher ein kleines, aber dennoch beitragspflichtiges Mitglied Ihrer Kammer, und wahrscheinlich auch relativ allein auf weiter Flur, was die Branche betrifft. Ich bin Dienstleister im Eisenbahnbetrieb, und nahm mit Freude den Themenbereich „Mobilität“ auf den beiden letzten Titelblättern zur Kenntnis. Sehr enttäuschend von meiner Warte aus waren jedoch die Worte, mit denen dieses Gebiet behandelt wurde. Die Schiene, meine Branche, spielt in Ihren Beiträgen – wenn überhaupt – nur eine marginale Rolle. Überall nur dieses Gerede vom LKW-Verkehr, der bereits jetzt schon unerträgliche Ausmaße angenommen hat, und bis 2025 noch um 79% (!) steigen soll, und dem man mit zahlreichen, milliardenschweren Aus- und Neubauprojekten (ausschließlich im Straßenbau!!!) begegnen will. Kein einziges Wort von ökologisch und ökonomisch sinnvoller Verkehrsvermeidung oder Verknüpfung aller (noch) vorhandenen Verkehrsträger.
Ein Beispiel gefällig? Mitten im Westerwald, sehr zentral bei Langenhahn gelegen, befindet sich in Staatsbesitz ein gerade einmal ca. 30 Jahre alter Gleisanschluß des inzwischen aufgelassenen Bundeswehrstandortes Westerburg, den man mit minimalen Mitteln, die nur einen winzigen Bruchteil eines einzigen, wenige 100 m langen dreispurigen Straßenausbaus ausmachen würden, zu einem recht leistungsstarken KLV-Terminal umwandeln könnte. Verbindungen zu großen Terminals, Binnen- und Seehäfen können schnell über Köln hinweg geknüpft werden, hier wäre z.B. die Kölner HGK AG ein großer und kompetenter Ansprechpartner.
Die in Rennerod ansässige Firma Kühne & Nagel bekundete erneut Verkehrsbedarf auf der Schiene, die die DB AG am liebsten heute statt morgen wegreißen will, überall liegen im Westerwald Gleisanschlüsse brach, und daß obwohl 2005 die Strecke Limburg – Au mit besten Materialien für größte Radsatzlasten ertüchtigt wurde. Und so weiter und so fort. Infrastruktur Schiene ist oft noch vorhanden und wird wegen einer engstirnigen Haltung der DB partout nicht mehr genutzt, im Gegenteil, man versucht sogar weiterhin, die letzten Reste des einst mit Steuergeldern bezahlten Volksgutes zu vernichten. Landesverkehrsminister Hering wurde von mir direkt auf diese und andere Beispiele angesprochen. Leider erhielt ich von ihm bisher nur das leider oft von Politikern bekannte, Verständnis heuchelnde, Kopfnicken, aber mehr auch nicht.
Ich weiß, daß die LKW-Lobby groß und stark ist, aber wir sind unseren nachfolgenden Generationen schuldig, ihnen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen, und die besteht nicht aus sechsspurigen Asphaltschneisen durch den einst so ruhigen Westerwald bzw. Hunsrück, Taunus und Eifel, von denen der Sitz ihrer Kammer umgeben ist.
Machen Sie sich endlich stark dafür, daß der Verkehr in sinnvolle Bahnen aller Träger gelenkt wird, und dieser straßen-, umwelt- und nervenzerstörende Lärm des LKW-Verkehrs auf erträgliche Maße zurückgeführt wird, und hören Sie auf, trotz aller Kraftverkehrs-Mitgliedsunternehmen das Heil ausschließlich in noch mehr Straßen zu suchen. Ich appelliere hier an Ihren gesunden Menschenverstand. Unter den zur Zeit gegebenen Umständen halte ich meine Beiträge nämlich nur für eine erzwungene, für mich wenig sinnvolle Ausgabe, wenn Sie mit solcherlei einseitigen Berichterstattungen den Wettbewerb zu meinen (und vieler anderer) Ungunsten verzerren!


Ich bin ja mal gespannt, ob - und wenn ja was für eine - Antwort ich darauf bekomme....in diesem unseren schönen Autoland!
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Klaus aus FG
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Re: Mein Brief an die IHK Koblenz zum Thema Mobilität...

Beitrag von Klaus aus FG »

Zum Thema IHK nur so viel von einem Bekannten, der ebenfalls als Kleinunternehmer IHK-Mitglied ist / sein muss. Als er mal wieder seinem Ärger in einem Telefonat mit dem regionalen Vorsitzenden Luft machte sagte der, dass die IHK doch gerade für Kleinbetriebe sehr viel leiste. Die Antwort meines Bekannten war, dass er gerne an seinem Wohnort einmal alle anderen Kleingewerbetreibenden zum Thema IHK befragen würde. Am anderen Ende der Leistung zunächst Stille, dann die Antwort: "Herr ..., Sie erwarten doch jetzt nicht von mir die Antwort 'Tun Sie es bitte nicht'!"
Dieselpower

Re: Mein Brief an die IHK Koblenz zum Thema Mobilität...

Beitrag von Dieselpower »

Genau so siehts aus - in meinem Familien- und Freundeskreis befindet sich ein ganzer Haufen Selbständiger und kleiner Gewerbetreibender - bei allen die gleiche, abwehrende Handbewegung zum Thema IHK. Hab mich auch bisher zwei mal an die mit ner Frage gewandt, (weil IHK so nach Fachkompetenz klingt) das erste und das letzte Mal! Tausendfaches "Ich verbinde Sie mit unserem/r Herrn/Frau xyz, die wissen da besser bescheid...!" und dann "Da fragen Sie am besten mal in Berlin nach....." oder so. Na, das hätte ich auch allein hinbekommen....
eta176
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Re: Mein Brief an die IHK Koblenz zum Thema Mobilität...

Beitrag von eta176 »

Das scheint aber ein nahezu weltweites Problem zu sein:
Ein Bekannter hält regelmäßig Vorträge im Ausland (auch ehem. Sowjetrepubliken).
Als die Übersetzerin plötzlich bei den sehr kritischen Äußerungen zum Thema Handels-
kammern stockt und dies nicht mehr wortgenau übersetzen kann/will, wird sie aufge-
fordert weiter im Wortlaut zu übersetzen "Das einzige, was man in der Regel von den
IHK hört ist die Mahnung, wenn der Mitglieds-Beitrag 10 Tage überfällig ist!":

Reaktion im Publikum :arrow: Stehender Applaus :!:
Dieselpower

Re: Mein Brief an die IHK Koblenz zum Thema Mobilität...

Beitrag von Dieselpower »

eta176 hat geschrieben: ..."Das einzige, was man in der Regel von den
IHK hört ist die Mahnung, wenn der Mitglieds-Beitrag 10 Tage überfällig ist!":
...
Ja stimmt, das hatte ich auch bereits. Eine Mahnung über den Beitragsvorauszahlungs(!)betrag, dessen Zeitraum noch gar nicht begonnen hatte! Das war irgendwann Ende Oktober 2007 oder so den Dreh herum, und der Bescheid war über den Beitrag 2007 und die Vorauszahlung 2008.
Noch nicht 2008 aufm Kalender, aber schon den Beitrag anmahnen. Und dann solch einseitige, wettbewerbsverzerrende Parolen auf den Straßenbau und den Kraftverkehr kloppen....
Dieselpower

Re: Mein Brief an die IHK Koblenz zum Thema Mobilität...

Beitrag von Dieselpower »

Hallo Forianer!
Heute erhielt ich einen Rückruf von der IHK!
Man gab mir Recht, daß die Berichterstattung bislang sehr einseitig war, teilte mir jedoch mit, daß Ende Mai ein Symposium zum Thema "Schienengüterverkehr in der Region" in Zusammenarbeit mit der IHK Limburg stattfände - Eingeladen wurde ich bereits mündlich! Das läßt hoffen, denn offenbar weiß man dort um die noch bestehende Infrastruktur der Region, und auch, daß man diese unbedingt nutzen sollte.
Bleibt nur zu hoffen, daß es hier nicht wieder nur zu reinen Lippenbekenntnissen kommt. Ich halte Euch auf dem Laufenden.
eta176
Präsident der Deutschen Bundesbahn B11
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Registriert: Do 21. Jun 2007, 19:52

Re: Mein Brief an die IHK Koblenz zum Thema Mobilität...

Beitrag von eta176 »

Das ist ja eine erfreuliche Aussage aus Koblenz (dann haben sich die zahlreichen Telefonate und
Gespräche doch ausgezahlt :wink: )

An der Veranstaltung in Limburg werden Dr. Bosserhoff vom HSVV (s. a. http://forum.rail-server.de/viewtopic.p ... 82&p=76819 )
Reinhold Obel (Spedition und Umschlagbetrieb) http://forum.rail-server.de/viewtopic.php?f=4&t=19830
Horst Klein (Weba) und verschiedene EVU teilnehmen.

Hier die "Ankündigung" der IHK Limburg (die bislang nur im Gesamtverzeichnis zu finden ist:)

Informationsveranstaltung „Güter auf die Schiene“
Treffen von heimischen Unternehmen mit Interesse an einem Gütertransport auf der Schiene.

Thema: Die realen und wirtschaftlichen Möglichkeiten einer Verlagerung.
Termin: 28. Mai 2009


http://www.ihk-limburg.de/Site%20komple ... ukunft.pdf
Dieselpower

Re: Mein Brief an die IHK Koblenz zum Thema Mobilität...

Beitrag von Dieselpower »

Auch wenn im Moment die Arbeit (glücklicherweise) nicht zu knapp ist, aber auch Garten, Forst und Haus meinen Einsatz fordern, werde ich mich auf den Weg machen, und Bildmaterial im WW-Kreis sammeln, um eine Präsentation zu basteln, die ich hoffentlich am 28. Mai vortragen darf. Ich würde mich freuen, dem Güterverkehr in der Region neues Leben einhauchen zu können - und das weiß Gott nicht nur wegen der Auftragslage. Die gummibereiften Landplagen, die Leib und Leben gefährden, und die asphaltierten Verkehrsadern unserer Heimat zerstören, sind einfach zusehends unerträglicher. Und immer noch maulen Bürgerinitiativen kurzsichtig herum, welche "Belastung" der Bahnverkehr darstelle. Was ist denn mit diesen rollenden Nervensägen und Bomben, die minütlich unsere Haustiere, Kinder und unsere Gesundheit in Gefahr bringen?
Nachtrag: habe soeben noch eine Wirtschaftsgröße der Region angeschrieben, um sie als Befürworter meiner Ideen zu gewinnen. Ich hoffe, das wird was. Mehr verrate ich im Moment noch nicht.
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