PM: "Zwei Menschen sterben bei Zugunglück in Zotzenheim"

Horst Heinrich
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Re: PM: "Zwei Menschen sterben bei Zugunglück in Zotzenheim"

Beitrag von Horst Heinrich »

Alle diejenigen, die jetzt hier mit 12, 60 oder 120 Tonnen unter dem Hintern Allmachts- und Großmachtsphantasien entwickeln und am liebsten trotz geöffneter Schranke mit 80 über einen Bahnübergang donnern würden, möchte ich fragen
ob sie
- schon einmal am Tod eines Menschen mitgewirkt,
- das Knirschen von Blech, Glas und Kunststoff auf Schiene und Schotter gehört,
- einen entstellten Körper am Gleis liegen gesehen,
- Post vom Staatsanwalt ("Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung...") bekommen,
- tagelange Vernehmungen hinter sich gebracht,
- wochenlange zermürbende Wartezeiten (..."wird das Verfahren...eingestellt")
- schlaflose Nächte mit Horrorphantasien erlebt haben,
und, und, und.
Wenn nicht, dann würde ich mir wünschen, daß man sehr sehr dankbar schweigend darauf hofft, daß es nie so weit kommt und eine weitschauende Umsicht walten läßt, die ich von einem Triebfahrzeugführer erwarten muß.
Es gibt eine Verpflichtung außerhalb jeder vermeintlich noch so klaren Rechtslage.
Der Respekt vor dem Leben und die Pflicht es zu schützen.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
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westerwald-schlumpf
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Re: PM: "Zwei Menschen sterben bei Zugunglück in Zotzenheim"

Beitrag von westerwald-schlumpf »

Horst Heinrich hat geschrieben:Alle diejenigen, die jetzt hier mit 12, 60 oder 120 Tonnen unter dem Hintern Allmachts- und Großmachtsphantasien entwickeln und am liebsten trotz geöffneter Schranke mit 80 über einen Bahnübergang donnern würden, möchte ich fragen
ob sie
- das Knirschen von Blech, Glas und Kunststoff auf Schiene und Schotter gehört,
- wochenlange zermürbende Wartezeiten (..."wird das Verfahren...eingestellt")

Wenn nicht, dann würde ich mir wünschen, daß man sehr sehr dankbar schweigend darauf hofft, daß es nie so weit kommt und eine weitschauende Umsicht walten läßt, die ich von einem Triebfahrzeugführer erwarten muß.
Es gibt eine Verpflichtung außerhalb jeder vermeintlich noch so klaren Rechtslage.
Der Respekt vor dem Leben und die Pflicht es zu schützen.
Ja, auch das habe ich schon durchgemacht.
Sicher sollen (müssen) wir weitschauende Umsicht walten lassen, aber was nützt der, wenn es immer wieder Zeitgenossen gibt, die der Meinung sind das Schranken und/oder Blinklichter für ihn nicht gelten? Oder die anderen, die der Meinung sind, das ein Anderaskreuz ein vollkommen sinnloses :roll: Verkehrszeichen ist an dem man ja nix zu tun hat, und einfach weiter fährt?
Was will man da denn machen wenn man bei einem technisch oder auch an einem nicht technisch gesicherten Bü mit Tempo 60 oder mehr ankommt und dann 30m!!! vor einem doch noch jemand auf den Bü latscht oder fährt?
Irgendwann ist es dann auch mal mit dem Respekt vorbei, weil man einfach keine Chance hat noch etwas zu tun oder zu verhindern. In solchen Fällen kann man sich einfach nur noch auf die Rechtslage zu stützen und verlassen.
Ich erlebe fast jeden Tag Situationen, die ganz knapp nur einer "Katastrophe" entgehen - und das nur weil ich es noch rechtzeitig geschafft habe zu reagieren. Die anderen Verkehrsteilnehmer haben ja keinen Respekt mehr vor der Bahn (O-Ton eines Fahrlehrers: "Was interessiert mich ein Bü wenn ich am Fahren bin, der hält mich doch nur auf"), da lernt's der Fahrschüler ja schon "richtig :cry: "oder sie sind ganz einfach strohdoof.
Von daher kann (und will) ich es nicht mehr verstehen oder einsehen, das die "lieben" anderen Verkehrsteilnehmer immer und immer wieder in Schutz genommen werden - wo doch die StVo genau sagt wie ich mich bei Annäherung/am Bü zu verhalten habe - und der Tf immer der dumme ist.
Denkt mal nach, vor 50 Jahren waren viele Bü's nur mit Andreaskreuz für die Straße und Pfeif/Läutetafeln für den Zug gesichert - und es ist weniger passiert als an technisch vollausgestatteten Bü's von heute. Und bitte schiebt es nicht auf die Zunahme des Verkehrs - früher wussten die Leute eben noch das sie keine Chance hatten gegen das was da kreutzt.
Bis dann, ich schlumpf mal weiter ... Bild
Henning
Oberrat A14
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Re: PM: "Zwei Menschen sterben bei Zugunglück in Zotzenheim"

Beitrag von Henning »

Hi,
auch Eisenbahnfreunde umfahren ganz gerne mal Halbschranken:

Bild
Gruß
Henning

Inzwischen gibt es über 1000 Bilder aus den letzten 30 Jahren auf meiner Homepage.
Dieselpower

Re: PM: "Zwei Menschen sterben bei Zugunglück in Zotzenheim"

Beitrag von Dieselpower »

Henning hat geschrieben:Hi,
auch Eisenbahnfreunde umfahren ganz gerne mal Halbschranken:

Bild
Hat jemand was anderes behauptet? :evil: Auch noch gelbes Nummernschild - das bekommt doch nur, wer dreimal durch die Fahrprüfung gefallen ist (alte Kölsche Volksweise) :lol:

Im Übrigen kann ich dem Schlumpf nur beipflichten.

Und den Horst Heinrich mag ich nur fragen, ob er schon mal das Vergnügen hatte, auf einem Führerstand diese Situationen mehrmals in der Woche zu erleben? Man stumpft wirklich ab (schon aus Selbstschutz), und wechselt an dieser Stelle den Respekt vor dem (selbst aufs Spiel gesetzten) Leben dieser Idioten gegen eine gewisse Gleichgültigkeit aus. Mit welcher Hybris stellst du "weitschauende Umsicht" von einem Tf in Frage, der tagtäglich wertvolle Lebensenergie opfert, um Waren und Reisende möglichst pünktlich und sicher ans Ziel zu bringen? Allein der Wechseldienst kostet einen am Schluß Lebensjahre - und jede dieser Schrecksekunden bringt noch ein paar Sekunden früher das Ende - das ist arbeitsmedizinisch bewiesen. Und jetzt kommt mir bloß nicht mit dem Spruch, ich hätte es mir ja selbst gewählt. Wenn es nicht genug ideologisch angehauchte und von der Sache überzeugte Menschen gäbe, könntet Ihr Euch ein anderes Hobby suchen, denn wegen der Kohle wird keiner Tf, glaubts mir!
Der Beitrag von HH war sowas von kontraproduktiv und überflüssig, da man inzwischen sogar dazu übergeht, Tfs im Unterricht psychologisch darauf zu schulen, daß sie sich im Falle eines Falles keine Vorwürfe machen brauchen, da sie eh keine Chance haben. Und nun kommt jemand und argumentiert genau in die entgegengesetzte Richtung. Schlimmer noch, es werden einem "Allmachts- und Großmachtsphantasien" unterstellt - gehts noch??? Außerdem sprachen wir von Rotlichtsündern und nicht von offenen Schranken. Ich hatte die Situation, daß die kinetische Energie von 1900 Tonnen (120? lachhaft!) mit 100 km/h von einem Spinner mit nem Golf GTI auf die Probe gestellt wurde....er schlich nach Umkurven der Halbschranke mit seiner tiefergelegten Karre über den Asphalt der im Gleisbogen überhöhten Strecke, damit ja nix an den geilen Spoiler kommt, boah ey! Ganz Oberhausen-Sterkrade wurde vom Makrofon und dem Kreischen von -zig Graugußsohlen auf Güterwagenradsätzen geweckt. Und ich muß mich hier fragen lassen, ob ich nicht den nötigen Respekt vor dem Leben habe? Haben die Respekt vor meinem???
Manchmal verstehe ich gewisse Forumsmitglieder nicht so recht... :roll:
Naja, mag manchen mit mir auch so gehen...
eta176
Präsident der Deutschen Bundesbahn B11
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Registriert: Do 21. Jun 2007, 19:52

Re: PM: "Zwei Menschen sterben bei Zugunglück in Zotzenheim"

Beitrag von eta176 »

Dass die halbseitige Beschrankung des Bahnüberganges in Zotzenheim nur
wenige Wochen nach einem tödlichen Verkehrsunfall in Angriff genommen
wird, ist nach Auskunft der Bahn Zufall.
:roll:

Bahnübergänge werden saniert
Vom 4. März bis Ende Mai werden die zwei BÜ an der K4 und K7 erneuert.
Nach Angabe der DB-Pressestelle, werden die bisherigen Blinklichtanlagen
durch Lichtzeichenanlagen mit gelb-rot-Folge und Halbschranken ersetzt.
Der Übergang an der K 7 soll auf Wunsch der Gemeinde Zotzenheim zu-
sätzlich einen Gehweg mit einer Fußwegschranke erhalten.

http://www.allgemeine-zeitung.de/region ... 248228.htm
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