als ich vorhin im aktuellen Kursbuch, Teil H, also Bayern, geschm?kert habe, bin ich im Vorwort ?ber folgende Textpassage gestolpert: ?Zwischen H?rpolding und Trostberg wird es nur noch ein Zugpaar f?r den Berufsverkehr geben?
Ich war schockiert.
Einerseits kenne ich den Streckenabschnitt von fr?her als landschaftlich sehr ansprechend.
Andererseits dachte ich, dass das Kapitel der ?Alibi-Zugpaare? (also Zugleistungen, die nur verschleiern sollten, dass Strecken f?r den Personenverkehr faktisch stillgelegt waren), sei im Rahmen der Renaissance der Eisenbahn endg?ltig beendet ..... offenbar ein Irrtum.
Und so kam es zu folgendem, zweigeteilten Beitrag:
Einerseits ein paar Bilder des Streckenabschnitts Trostberg-H?rpolding aus den 80er Jahren, andererseits eine kurze Betrachtung der Phase der ?Alibi-Zgpaare?, hier stellvertretend anhand der Gegend um Bamberg im Sommer 1984.
Teil 1:
Zun?chst eine ?bersichtskarte, die den Stand 1947 (ohne Abzweig nach Traunreut) zeigt:

Unser kleiner Ausflug an die Strecke beginnt im S?den, also in H?rpolding. Hier zweigt nach Osten die Stichstrecke nach Traunreut ab, welche jetzt wieder Personenzugverkehr aufweist.

Wir haben eben den Bahnhof und die dortige, imposante Reihe von Formsignalen verlassen. Hinter dem linken Bildrand liegt die relativ steil trassierte Zweigstrecke nach Traunreut. Im Bildhintergrund die Kirche von St. Georgen.
Zu sehen ist am 10.08.1988: 798 780 + 998 + 998 als 6483

Blick in die Gegenrichtung, am gleichen Tag wieder mit der Kirche von St. Georgen und dem n?rdlichen Einfahrsignal von H?rpolding, mit 218 340 als 6468.

Ein Jahr sp?ter, am 21.07.1989, jetzt mit 218 347 als 6468.

Wir haben mittlerweile Stein an der Traun durchfahren. Es er?ffnet sich der Blick auf Altenmarkt mit dem wundersch?n gelegenen Kloster Baumburg, einem ehemaligen Augustiner-Chorherren-Kloster. Auch der dortige Brauereiausschank ist einen Abstecher wert!
Am 05.08.1988 begegnet uns als 6480 eine Schienenbusgaritur.

Werfen wir zum Abschluss noch einen kurzen Blick zur?ck auf Stein an der Traun, mit der links in Bild sichtbaren, f?r Deutschland einzigartige, in einer 50m hohen Nagelfluhwand errichtete H?hlen- bzw. Felsenburg, der dar?ber gelegenen Oberburg und der Brauerei (!).
Uns kommt dabei am 05.08.1988 218 358 als 6486 entgegen.
Teil 2:
Vor 20 Jahren gab es eine Phase, da wurden teilweise Strecken nicht stillgelegt, sondern der Zugverkehr auf ein ?Alibi-Zugpaar? ? in der Regel mit einer Verkehrszeit ohne jegliches Verkehrsbed?rfnis - reduziert. So konnte man sich unter anderem die zu erwartenden Proteste bei einem f?rmlichen Stilllegungsverfahren ersparen....
Ich m?chte dieses merkw?rdige Ph?nomen stellvertretend anhand der Gegend um Bamberg zeigen. Im Sommer 1984 gab es dort gleich vier derartige Bahnlinien:
1. Erlangen=Bruck - Herzogenaurach

Erlangen=Bruck ab 14.05 Uhr (8750), an 14.24 Uhr in Herzogenaurach, ab 14.40 Uhr (8751), an 14.55 Uhr Erlangen=Bruck.
Am 04.06.1984 im Endbahnhof Herzogenaurach, leider ohne jegliche Sonne: 211 191 als 8751
2. Forcheim- H?chstadt

Forchheim ab 15.40 Uhr (6756), an 16.20 Uhr in H?chstadt, ab 16.50 Uhr (6757), an 17.28 Uhr in Forchheim.
Am gleichen Tag wieder dortigen Endbahnhof H?chstadt: Die gleiche Lok, der gleiche Zug, mit neuer Zugnummer 6757: Sehr praktisch f?r mitfahrend Eisenbahnfreunde wie mich, da musste man aus Herzogenaurach kommend erst gar nicht umsteigen. Echte Reisende in nennenswerter Anzahl sind mir jedenfalls nicht aufgefallen ....
3. Bamberg - Sche?litz

Ein ?hnliches Bild auch hier:
Bamberg ab 14.15 Uhr (7713), an 14.36 Uhr in Sche?litz, ab 14.59 (7714), an 15.20 Uhr in Bamberg.
Am n?chsten Tag konnte ich ? wieder im dortigen Endbahnhof ? 211 265 als 7714 ablichten.
4. Ebern ? Maroldsweisach

Und zum Schluss noch die Strecke Ebern-Marolsweisach. Auch diese Strecke hatte ich damals mit dem Zug abgefahren: Ebern ab 18.00 Uhr (8726), an 18.26 Uhr in Maroldsweisbach, ab 18.31 Uhr (8727), an 18.53 Uhr in Ebern.
Das hier gezeigte Bild stammt allerdings vom 13.05.1988. Da war ich ? anders als bei meiner Mitfahrt im Sommer 1984 ? gemeinsam mit meinem Bruder G?nter mit dem Auto vor Ort und hatte Zugang zu Streckenaufnahmen wie hier s?dlich Todtenweisach mit 211 021 als 8727.
Und als trauriger H?hepunkt ? wenn auch ohne eigenes Bild ? der Alibizug auf der Stichstrecke Schweinfurt ? Kitzingen=Etwashausen, also sogar unter Verzicht auf den Gegenzug ....
Man sieht, es kommt alles wieder, nicht nur das Gute.
Es gr??t euch
Andreas T