Rheinmodellbahn: St. Goar im Modell

Benutzeravatar
St. Goar
Amtmann A11
Beiträge: 897
Registriert: Do 17. Mai 2007, 16:29
Kontaktdaten:

Re: Rheinmodellbahn: St. Goar im Modell

Beitrag von St. Goar »

Hallo Modellbahnfreunde,

mit der Begrasung bin ich nur wenig weiter gekommen. Warte noch aus Grasfasern. Daher konnte ich mich um alte Kibri-Bausätze kümmern. Hier Bilder von einer Kaelble-Zugmaschine mit Culemeyer Straßenroller.

Kaelble Z 6 R 2A 100 plus Culemeyer Straßenroller

Die Zugmaschine wurde ab 1939 gebaut und unterschied sich vom Vorgängermodell Z 6 RL aus dem Jahr 1936 durch ein moderneres Führerhaus. Bis 1940 wurden 20 dieser Zugmaschinen gebaut, wobei 19 Stück an die Reichsbahn gingen. Zur besseren Unterscheidung vom Vorgängermodell wurde die Zugmaschine in der zweiten Bau-Serie als Z 6 R 2A 100 bezeichnet. Dabei steht das Z für Zugmaschine, die 6 für die Anzahl der Zylinder, das R für Reichsbahnmuster und 2A für die Anzahl der angetriebenen Achsen. Schließlich gibt die 100 die Motorleistung in PS an. Der Sechs-Zylinder-Motor mit einem Hubraum von 9,4 Litern hatte ein Bohrung von 110 mm und einen Hub von 165 mm. Das zulässige Gesamtgewicht war mit 14,09 Tonnen angegeben, wobei das Leergewicht 9,25 Tonnen betrug. 40 Tonnen durften angehängt werden.
Solche Zugmaschinen wurden von der Reichsbahn dringend für den Straßenrollerbetrieb und den Schwertransport gebraucht. Um Eisenbahnwaggons bis zum Endkunden auf der Straße zustellen zu können, hatte Reichsbahn Oberbaurat Johann Culemeyer, der für die Entwicklung von Straßenfahrzeugen beim Zentralamt der Reichsbahn in Berlin zuständig war, ab 1930 den Straßenroller entwickelt. 1933 nahm er damit den ersten regulären Betrieb als fahrbares Anschlussgleis auf. Die Reichsbahn plante den Straßenrollerbetrieb schnell auszuweiten. Dafür benötigte sie nicht nur die Culemeyer, wie die Straßenroller schnell allgemein genannt wurden, sondern auch geeignete Zugmaschinen. Die Firma Kaelble konnte mit dem S 6 R schon ein gutes Fahrzeug bieten. Davon wurden 1933 aber nur drei Stück gebaut. 1934 kam dann der Z 4 GR mit 65 PS dazu, von dem schon 39 Stück gebaut wurden. Das neue System der Straßenroller sollte nach den Vorstellungen von Culemeyer noch leistungsfähiger werden. Sowohl der Handhabung als auch die Anhängerlasten sollten erhöht werden. Bis zu 80 Tonnen sollte die Last betragen können. Dazu benötigte die Reichsbahn stärkere Zugmaschinen mit einer Leistung von 100 PS. Diese konnte der Kaelble Z 6 RL und Z 6 R 2A 100 liefern. Doch schon Ende der 30ger Jahre tauchte der Wunsch nach stärkeren Motoren auf. Für die Wehrmacht wurde dann der Z 6W 2A 130 gebaut, der über eine Leistung von 130 PS verfügte. Diese Zugmaschinen kamen jedoch nur zur Wehrmacht und zu Betrieben, die auf diese stärkeren Zugmaschinen angewiesen waren.
Nach dem Kriegsende benötigte zunächst die Reichsbahn in den drei Westsektoren Zugmaschinen für den Schwerlastverkehr mit Straßenrollern, denn durch die Kriegszerstörungen fehlten Schienenverbindungen und Anschlussgleise zu den Unternehmen. Die Reichsbahn und später die Deutsche Bundesbahn konnte auf die alten Reichsbahn-Fahrzeuge und auch auf Wehrmachtsmaterial zurück greifen. So kamen auch die Z 6 W 2A 130 in den Eisenbahn-Schwertransport. Noch vor der Gründung der Deutschen Bundesbahn lieferte Kaelble im Jahr 1948 weitere 5 "Wehrmachts-Zugmaschinen", die jetzt aber als Z 6 R 2A 130 bezeichnet wurden. Die Teile für die Fahrzeuge waren neu nach den alten Fertigungsplänen angefertigt. Lediglich die abklappbaren Bordwände der Zugmaschinen wurden abweichend aus Holz gefertigt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die junge DB noch rund 150 Culemeyer. Die Straßenroller mussten jedoch weiter entwickelt werden. Ab 1953 übernahmen die Siegener Eisenbahnbedarf AG (SEAG) und die Maschinenfabrik Donauwörth (WMD) diese Aufgabe von der DB. Sie bauten dann auch die ersten neuen Straßenroller vom Typ LR40. Den "Culemeyer" gab es in verschiedenen Varianten bis zur SLR 40.9 aus dem Jahr 1970/71. In der Regel hatten die LR40 acht Achsen mit 16 luftbereiften Rädern. Die Nutzlast lag bei 40 Tonnen. Gefedert waren die Straßenroller zunächst mechanisch, dann ab 1958 auch lufthydraulisch. Das Eigengewicht des LR40 lag bei rund 8 Tonnen. Die Zustellung von Güterwagen über die Straße erlebte in den 50er und 60er Jahren eine zweite Blüte. 1964 verfügten 123 Orte über einen Straßenroller-Regelbetrieb. In den 70er Jahren ersetzten Scheuerle-Transporter zunehmend die älteren Culemeyer-Straßenroller. Bald zeichnete sich der Container als Transportbehälter für Waren aller Art ab. Dadurch nahm die Zustellung von Güterwagen über die Straße immer weiter ab, so dass die Bundesbahn 1987 die Zustellung von Güterwagen mit dem System einstellte.
Nach wie vor werden schwere Lasten mit Straßenrollern in aller Welt transportiert. Die Transporte werden jedoch von Logistikunternehmen durchgeführt.


Culemeyer Straßenroller
Ab 1930 war Culemeyer Reichsbahn-Oberbaurat im Zentralamt der Reichsbahn in Berlin. Siehe dazu Kaelble Z6.
Der Straßenroller LR 40 wurde ab 1953 gebaut. In der Folgezeit gab es verschiedene Varianten des LR40. Der LR40.9S wurde 1970/71 geliefert. In der Regel hatte der LR40 acht Achsen mit 16 Rädern. Die Nutzlast lag bei 39/40 Tonnen. Die Federung war zunächst mechanisch, dann auch ab 1958 lufthydraulisch.
Die Straßenroller sind Fahrzeuge für den Transport von Eisenbahnwagen und für Schwerlasten auf Straßen. 1930 entwickelte Johann Culemeyer die Straßenroller. Daher werden sie auch allgemein als Culemeyer bezeichnet. Aus der Reichsbahnzeit übernahm die DB rund 150 Culemeyer. Ab 1953 entwickelte und baute die Waggon- und Maschinenfabrik Donauwörth (CWMD) und die Siegener Eisenbahnbedarf AG (SEAG) neue Straßenroller im Auftrag der DB als LR40. Das Eigengewicht des Fahrzeugs beträgt 8 Tonnen. Als Zugmaschine kam oft der Kaeble Z6 R2 A100, ein Fahrzeug aus dem Jahr 1939 zum Einsatz. Dabei standen die Kurzzeichen für:
Z = Zugmaschine
6 = Zylinderzahl
R = Reichsbahnmuster
2A = Anzahl der angetriebenen Achsen
100 = Motorleistung (ab der zweiten Lieferserie)?

Die DB stellte die Zustellung von Güterwagen mit Straßenrollern 1987 ein. Schon in den 70er Jahren nutzte die DB verstärkt die Firma Scheuerle-Transport für die Zustellung von Güterwagen über die Straße.
1964 gab es in der Bundesrepublik noch 128 Orte mit Straßenroller-Regelverkehr. Einsatzorte für die Straßenroller waren Celle, Dorum, Geislingen, Glinde, Heilbronn, Messel, Rahden?, Türkheim, Pinneberg, Walkenried und Lohne?. (die Ortsangaben muss ich nochmals prüfen.

Modell Kibri Nr. 13570

Bild

Bild

Bild
Gruß aus Bielefeld

Gerhard Kutziewski
Bild
Benutzeravatar
bigboy4015
Amtsrat A12
Beiträge: 1310
Registriert: Mo 26. Jun 2006, 13:40
Kontaktdaten:

Re: Rheinmodellbahn: St. Goar im Modell

Beitrag von bigboy4015 »

Schon in den 70er Jahren nutzte die DB verstärkt die Firma Scheuerle-Transport für die Zustellung von Güterwagen über die Straße.
Wie meinst du das?
Scheuerle ist ein Hersteller von Schwerlast Fahrzeugen. Die legendären LS250 HEULER der DB und die Nachfolger von DAHER hat Scheuerle im schwäbischen Pfedelbach gebaut.
Mitbewerber für Schwertransportfahrzeuge von Scheuerle sind z.B. heute Goldhofer, Nooteboom, Faymonville, ES-GE. Die Culemeyer von KIBRI sind Vorbildern von SEAG in Siegen nachgebildet.

Die US Spedition LAMPSON nutzt einen gigantischen Goldhofer Plattformroller mit 2500 Tonnen Ladekapazität, gezogen von zwei HENDRICKSON Schwerlastzugmaschinen und zwei MONROE Schleppern, um die bis zu 1700 Tonnen schweren Reaktorsektionen von ehemaligen Atom U-Booten und Atom-Kreuzern vom Anleger in Benton/Richland die 11 Kilometer zum Endlager TRENCH 94 in Hanford/Washington zu fahren
https://www.explorermagazin.de/boote/trench94.htm
Ulrich Wolf
Ansonsten sind die Diesel größer: Die im Westen der USA
Bild
Benutzeravatar
St. Goar
Amtmann A11
Beiträge: 897
Registriert: Do 17. Mai 2007, 16:29
Kontaktdaten:

Re: Rheinmodellbahn: St. Goar im Modell

Beitrag von St. Goar »

Hallo Ulrich,

ich habe mich da ungenau ausgedrückt.
Gemeint ist, dass die Straßenroller der Firma Scheuerle für Transporte der DB genutzt wurden. Also nicht nur die Straßenroller von SEAG.
Gruß aus Bielefeld

Gerhard Kutziewski
Bild
Benutzeravatar
St. Goar
Amtmann A11
Beiträge: 897
Registriert: Do 17. Mai 2007, 16:29
Kontaktdaten:

Re: Rheinmodellbahn: St. Goar im Modell

Beitrag von St. Goar »

Hallo Modellbahnfreunde,

heute habe ich für euch weitere Bilder von Kaelble Zugmaschienen. Ein interessantes Thema, wie ich finde. Der Güterbereich im Bahnhof St. Goar konnte wohl nicht mit Straßenrollern angefahren werden. Dafür war die Zufahrt zu steil. Einen Bedarf für solche Transporte dürfte es im Weinstädtchen auch nicht gegeben haben.

Kaelble KV 632 ZB mit Anhänger

Der Bausatz wird in grauer Farbgebung geliefert.

Bis ins Jahr 1884 gehen die Ursprünge des Unternehmens zurück. In Cannstadt gründeten Caroline und Gottfried Kaelble eine Reparaturwerkstatt für Gerberei- und Dampfmaschinen. Nach einem Umzug nach Backnang begann 1895 die Produktion von selbstfahrenden Steinbrechern. 1907 folgte der erste Lastkraftwagen. Ab 1933 wurde Kaelble der Hauslieferant für die deutsche Reichsbahn für Zugmaschinen in der Hauszustellung von Güterwagen auf Straßenrollern. Im zweiten Weltkrieg wurde fast ausschließlich für die Wehrmacht produziert. Nach 1945 begann schnell wieder die Produktion der Vorkriegsfahrzeuge. Die Deutsche Bahn hatte von der Reichsbahn eine Flotte von Straßenfahrzeugen übernommen, die für die neuen Transportaufgaben weiter geführt und modernisiert werden musste. Für den Schwerverkehr mit Straßenrollern lieferte die Firma Kaelble weiterhin Zugmaschinen an die Eisenbahn-Schwerlastgruppen (ESG). Zum Unternehmen gehörte in den 60ger Jahren auch die Lokomotiv-Fabrik Gmeinder und die Feuerwehrgerätefabrik Metz. 1973 lieferte Kaelble die letzte Zugmaschine an die Deutsche Bundesbahn.

Das Modell
Kibri gibt an, dass es sich bei dem Modell um eine Kaelble-Zugmaschine vom Typ KV 632 ZB handelt, die von 1962 bis 1971 an die Bundesbahn für den Straßentransport beschafft wurden. Anfang der 70er Jahre wurden neue Fahrzeuge in kieselgrau von der DB bestellt. Nur die letzte Serie des KV 632 war 1971 schon in der neuen kieselgrauen Lackierung zur Auslieferung gekommen. Es gibt Bilddokumente, wo der KV 632 ZB in beiden Farbvarianten bei einem Transportauftrag zum Einsatz kam.
Der KV 632 ZB wurde ab 1962 in 217 Exemplaren von Kaelble gebaut. Der Dieselmotor von Kaelble mit 6 Zylindern hatte einen Hubraum von 11.945 ccm und eine Leistung von 270 bis 280 PS. Die maximale Anhängelast betrug bis zu 100 Tonnen.
Nachfolgemodell der Zugmaschine KV 632 ZB war KV 633 ZB ab 1973. Es war, bis auf eine Ausnahme, die letzte Bestellung der DB bei Kaelble. Dabei kam eine Motor von Daimler-Benz (OM 403) zum Einsatz. Dafür musste die Motorhaube breiter und nach vorne steiler abfallend ausgeführt werden. Die Außenplaneten an der angetriebenen Vorderachse bekamen ebenfalls eine andere Form. Die Auspufrohre wurden hinter dem Führerhaus nach oben gezogen. Sie waren doppelt ausgeführt. Sonst war das Fahrzeug aber weitgehend baugleich mit dem KV 632 ZB.
1980 kam die Deutsche Bundesbahn noch einmal mit einem Auftrag auf die Firma Kaelble zu. Es wurde ein Fahrzeug vom Typ KdvW 421 ZB bestellt. Die Hoffnung auf weitere Bestellungen der DB zerschlugen sich.
Bei sehr schweren Transporten konnten die drei Typen KV 632 ZB, KV 633 ZB und KDVW 421 ZB gemeinsam vor einem Straßenroller gesehen werden.

Ich habe den Bausatz einmal schwarzgrau (RAL 7021) lackiert. Die Farbgebung wurde von 1950 bis 1971 bei DB-Zugmaschienen von Kaelble verwendet. Ab 1971 änderte sich die Lackierung in kieselgrau (RAL 7032). Die letzte Serie des KV 632 ZB wurde schon in der neuen Farbgebung ausgeliefert. Der zweite Bausatz ist kieselgrau lackiert.

Hier der Bausatz in den zwei Lackierungen

Bild

Bild

Bild

Bild


Hier Bilder der Zugmaschine in verschiedenen Situationen

Bild

Bild

Bild

Bild
Gruß aus Bielefeld

Gerhard Kutziewski
Bild
Antworten