da ist man mal ein paar Tage im Urlaub, kommt zur?ck und sieht, dass das Forum zwischenzeitlich regelrecht mit Bildern seiner Lieblings-Eloks geflutet wurde. Klasse, nur weiter so! Da geht der Urlaub fast weiter.
Vor einigen Wochen hatte ich ja auch mal angedroht, einige 141er einzuscannen. Nun ja, ehrlich gesagt, ist es mir daf?r derzeit zu hei? und die sch?nen Sommerabende verbringt man doch lieber drau?en.
Stattdessen gibt es hier eine kleine Geschichte von einer meiner ersten Fuzzytouren, die ich irgendwann mal niedergeschrieben habe. Vielleicht erging es einem von Euch ja mal ?hnlich wie bei mir mit 141 115. Waren wir nicht alle schon auf ?hnlichen "Trips"? Dass man sich beim Fuzzen die B?nder rei?en kann, haben wir im Forum ja schon erfahren m?ssen
Nun aber der Text!
Viele Gr??e und bis bald,
Julian
Dienstag, 9. Juli 2002: Ein wundersch?ner Tag im heimischen Mittelhessen. Deutschland war kurz zuvor v?llig unerwartet Fu?ball-Vizeweltmeister geworden und es waren Ferien. Kann sich ein Sch?ler ?ber mehr freuen? Ja, er kann ? wenn er denn Fuzzy ist. Meine Stimmung stieg umso mehr ins Euphorische, als ich erfuhr, dass sich die gr?ne 141 115 aus Saarbr?cken in die Frankfurter ?Knallfrosch?-Pl?ne verirrt hatte und an diesem Nachmittag ?ber die heimische Main-Weser-Bahn laufen sollte. Dem Internet sei?s gedankt. Von einem Informationssystem dieser Art h?tten unsere ?Vorfahren? im Eisenbahnhobby wohl nicht zu tr?umen gewagt. Bei mir war es gerade dieses Medium, das mich wieder verst?rkt an die Schiene brachte, waren hier?ber doch viele interessante Dinge zu erfahren, die vorher unbemerkt an einem vorbeiliefen. Auch hatte ich irgendwie erst ?ber das Netz wahrgenommen, dass der Stern des Knallfrosches sinkt, und so galt es nun, sich fotografisch um eine Lokomotive zu k?mmern, die aus meinem bisherigen Leben eigentlich nicht wegzudenken war. Nahezu t?glich f?hrte mein Weg am Bahnhof Marburg (Lahn) vorbei und nahezu t?glich hatte ich ihr markantes Knallen beim Anfahren vernommen. Und das sollte bald vorbei sein? Als ?Belohnung? f?r das mehr oder weniger erfolgreiche Schuljahr hatte mir mein Onkel ein paar Tage vorher seine lange Zeit im Schrank liegende Spiegelreflexkamera geschenkt, mit der nun wenigstens bildliche Erinnerungen an die gute alte 141 gesammelt werden sollten.
Die Gr?ne aus dem Saarland kam gerade recht, um mit der ?neuen? Kamera die Fotojagd auf den Knallfrosch zu er?ffnen. Als ich mittags von ihrem Einsatz erfuhr, blieb noch etwas Zeit um den Drahtesel fit zu machen, und als dann immer noch genug Zeit war, entschloss ich mich vor der Fahrt an die Eisenbahn, mit dem Rad noch eine Runde durch die nahgelegenen W?lder der Lahnberge zu drehen. Doch diese Tour h?tte beinah ein b?ses Ende gefunden: Auf der R?ckfahrt aus dem Wald musste ich einem pl?tzlich auftauchenden Auto ausweichen, fuhr dabei im spitzen Winkel auf einen ?Drempel? (Schwelle zur Verkehrsberuhigung), so dass ich ? noch immer mit Talw?rtsschwung ? vom Fahrrad st?rzte. Was genau in diesem Moment geschah, wei? ich nicht mehr. Ich erinnere mich erst wieder, als ein Anwohner zur Hilfe kam und mir am Boden liegend ein Taschentuch reichte, um die blutende Wunde am Kinn zu stillen. Anstatt Schmerzen qu?lten mich jedoch vielmehr andere Fragen: ?Ist der Kamera was passiert?? ? ?Was wird nur mein Onkel denken, wenn das Teil schon nach wenigen Tagen kaputt ist?? Und am allermeisten: ?L?sst sich damit noch ein Foto von ?der Gr?nen? machen?? Nach kurzem ?Zwangshalt? ging es weiter Richtung Strecke. Meinen Erst-Helfer hatte ich naiverweise beschwichtigen k?nnen, ?dass es doch nur halb so schlimm sei wie es aussehe? ? was nat?rlich v?lliger Quatsch war, aber ich hatte einfach nur das Foto von 141 115 im Kopf. Das Knallfrosch-Fieber war die Krankheit, die sich ?ber alle anderen Schmerzen legte. ?Knallkopf? ? das w?re die beste Bezeichnung f?r mich an diesem Tag gewesen. Auf dem weiteren Weg an die Bahn fing mein rechtes Handgelenk zu stechen an. Es muss neben dem Kinn den Gro?teil des Aufschlags abgefangen haben. Aber selbst das konnte mich nicht vom weiteren Plan abbringen. Zu sehr hatte ich einen Narr an einer E 41 im Ursprungslack gefressen. (Die Frankfurter 141 228, heute im Museum Kranichstein, war mir davor l?nger nicht begegnet.)
Bei C?lbe kam ich dann auch zu meinem Foto, doch sp?testens w?hrend des schmerzhaften Ausl?sens wurde mir klar, dass eine R?ckkehr nach Hause nun besser w?re. F?r eine Strecke, die ich normalerweise in gut zehn Minuten zur?cklege, brauchte ich in diesem Zustand mehr als eine halbe Stunde. Mancher Abschnitt war nur im Schieben zu ertragen. Als ich gerade wieder einmal vom Rad gestiegen war, ?berholte mich auch noch unser Auto: ?Warum halten die denn nicht an? Die sehen doch, wie ich mich hier abqu?le?, schossen verzweifelte Gedanken durch meinen Kopf. Der Schmerz in der Hand stach immer mehr. Sollte ich mich nach dem ?Erlegen? der Gr?nen nun freuen oder den Tag nach dem Sturz einfach nur verdammen?
Endlich zu Hause war niemand da ? niemand, der mir weiterhelfen konnte. So legte ich mich zun?chst auf Sofa und schlief ein, was den Schwindel im Kopf und das Stechen in der Hand zumindest etwas ertr?glicher machte. Mein Vater kam als n?chster nach Hause und empfahl in seiner ?blichen, abwartenden Art erstmal gar nichts zu machen als sich weiter auszuruhen. ?Das wird morgen schon besser sein.? Meine Mutter, die kurze Zeit sp?ter eintraf, z?gerte keine Sekunde, um zum R?ntgen in die Klink zu fahren. Dass etwas gebrochen sein k?nnte, musste ich beim immer st?rker werdenden Schmerz in der Hand inzwischen selbst einsehen. Warum sie erst sp?ter heim gekommen war, fragte ich sie unterwegs. Sie habe noch das Auto aus der Werkstatt abgeholt. ?Dann hat vorhin ein Mechaniker eine Probefahrt gemacht?? ? ?Ja, denke ich mal, wieso???Mir war damit klar, warum das Auto nicht angehalten hatte?
Gebrochen war gl?cklicherweise nichts, wie sich in der Klinik herausstellte. Das Stechen im rechten Handgelenk dauerte aber noch einige Wochen an. Solange blieb 141 115 leider nicht: Sie verschwand hingegen bald wieder gen S?dwesten und wurde alsbald verschrottet. Einen gr?nen Knallfrosch im Planeinsatz habe ich nach diesem Tag nie wieder erlebt. Einen ?hnlichen Unfall gl?cklicherweise aber auch nicht mehr. Im Nachhinein schmunzele ich ?ber meine damalige Naivit?t und Borniertheit: Wie sehr man doch auf eine ganz bestimmte Sache fixiert sein kann?Gesamt betrachtet ist diesem Ereignis aber auch etwas Positives abzuringen: Danach ging ich das Hobby ruhiger an und war nicht mehr derma?en verbissen bei der Sache. Entspannt ? sieht man vielleicht einmal von der ?Festhaltung unter Terrorverdacht? mit Kollege Christoph an der Ruhr-Sieg-Strecke nach den Anschl?gen von Madrid ab ? kam ich bis zum Einsatzende der 141 noch zu einigen sch?nen Aufnahmen dieser Elloks, die f?r viele so lange so unscheinbar waren.
?brigens, das Bild von Frosch 115 am 9. Juli 2002 ist leicht unscharf geworden, nachdem das 135mm-Objektiv den Sturz nicht unbeschadet ?berstanden hatte. Das Kamerageh?use jedoch leistet nach wie vor treue Dienste. Ebenso blieb bis heute eine kleine Narbe am Kinn, die mich im Allgemeinen immer wieder an die ?Knallfr?sche? erinnert, im Besonderen an diesen Tag mit 141 115 und ganz besonders daran, beim Hobby ein gesundes Ma? einzuhalten?