Passend zu den Beiträgen aus dem deutschen Elbtal möchte ich aufzeigen, dass selbiges auch auf der anderen Seite der Grenze schön ist. Eine sehr bekannte und reizvolle Fotostelle befindet sich am südlichen Ortsausgang von Ústí nad Labem, im rechtselbisch gelegenen Stadtteil Střekov, mit der namensgebenden Burg Schreckenstein als Hauptmotiv. Vom Bahnhof Střekov aus sind es noch ca. 25 Minuten zu Fuß, sofern man nicht mit dem Auto anreist und einen passenden Parkplatz in der Nähe findet.
Für mehrere Fotografen ist die Stelle allerdings nicht so geeignet, denn die ideale Fotoposition befindet sich auf einem kleinen Bootsanleger und bietet max. 2 Leuten vernünftig Platz. Aus den Taschen fallen sollte einem da auch nichts, denn man steht bereits über der Elbe.
Die Fotos sind vom 01. Juni 2017.
Kaum angekommen, die Kamera noch nicht passend eingestellt, kam bereits der erste Güterzug angefahren, bespannt mit 189 016 von DB Cargo:
Für den ersten Probeschuss aber gar nicht übel, trotz Wolkenschatten auf der Burg.
Eine Viertelstunde später kam 122 035 von ČD Cargo mit einem gemischten Güterzug:
Im Abstand fuhr 162 040 "Růženka" (dt. Röschen) mit dem Os (Nahverkehrszug) 6411 nach Lysá nad Labem:
Wiederum im Abstand 189 013 von DB Cargo mit einem KV-Zug:
Danach ein halbe Stunde nichts. Die Zugfolge auf der Strecke ist sehr unterschiedlich - mal durchwachsen, mal kommt eine halbe Stunde oder länger gar nichts, danach dann mehrere Züge im Abstand.
Schließlich kam der R (Schnellzug) 789 nach Kolín (Köln an der Elbe) vorbeigefahren, gezogen von 162 011. Sie wirbt dauerhaft für das firmeneigene Museum der ČD in Lužná u Rakovníka (Luschna bei Rakonitz).
Mit dieser Garnitur bin ich, von Prag kommend, ab Všetaty angereist und abends auch wieder zurück gefahren. Stilecht im Bautzener Schnellzugwagen mit richtigen Abteilen, Übersetzfenstern und Klotzbremsen. Das wird es in dieser Form in Tschechien leider auch nicht mehr ewig geben. Seit Jahren wird fleißig modernisiert und das, ähnlich wie in Deutschland, auch von oben herab so gefordert.
20 Minuten später ein Taktverstärker nach Štětí - 163 077 "Lenička" mit dem Os 6455:
Ein Blick in die Gegenrichtung. Vom Bf Sebuzín her kamen die Transistoren 742 260 und 529 von IDS Cargo mit einem Kesselzug.
Wiederum eine halbe Stunde später ČD Cargo mit 163 233, am Haken 122 007 und einen Škoda-Autozug nach Děčín východ und anschl. weiter nach Deutschland.
Wieder Richtung Nymburk: 130 011 mit einem KV-Zug.
Die Reihe 130 unterscheidet sich von den fast baugleichen 122 und 123 durch die eingebaute elektrische Bremse, was sich äußerlich durch die großen Lüftergitter im Dachbereich bemerkbar macht. Ansonsten sind es immer noch klassische Gleichstromloks mit Widerstands-Steuerung, die beim Beschleunigen für eine herrliche Soundkulisse sorgen. Das gilt an dieser Stelle ganz besonders, denn die Akustik ist dort im engen Elbtal... nennen wir's mal eigenartig.
Besonders die Güterzüge durchfahren den Bf Střekov langsam, zumal sie, wenn sie vom Westbahnhof (Ústí nad Labem západ) kommen, nur mit 30 km/h über die Elbebrücke dürfen (das gilt allerdings für alle Züge), und beschleunigen bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof wieder auf die zulässige Höchstgeschwindigkeit. Man hört sie schon eine Weile, bevor man sie zu Gesicht bekommt, allerdings klingt es phasenweise, als würde der Zug am linken Elbufer fahren, da der Schall von da zurückgeworfen wird. Und eben dort befindet sich ja auch eine Bahnstrecke: Die Fernbahn Prag - Děčín, auf der sich u. a. die EC-Züge austoben dürfen. Man kann also durchaus ein paar Parallelen zum Mittelrheintal ziehen...
--- Fortsetzung folgt ---
[CZ] Schön ist es am Schreckenstein...
- Marcel Zehl
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[CZ] Schön ist es am Schreckenstein...
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit.
Re: [CZ] Schön ist es am Schreckenstein...
Tolle Stelle, tolle Farben und Vielfalt! Sehr schön!
- Marcel Zehl
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Re: [CZ] Schön ist es am Schreckenstein...
Teil 2.
Noch nicht erblaut kamen 123 010 und die geschleppte 123 008 mit einem gemischten Güterzug daher:
163 070 mit Os 6413 nach Lysá nad Labem:
189 013 auf dem Rückweg nach Deutschland:
163 066 mit R 791 nach Kolín:
Wie man sieht, war es in der Sonne schon sehr warm. Kurz vor der Schleuse im Hintergrund erfrischten sich sogar ein paar Schwimmer in der Elbe.
Aus der Gegenrichtung kam Os 6456 aus Štětí, geschoben von der schon gezeigten 163 077.
Diese Steuerwagen entstanden von 2011 bis 2013 durch Umbau von Großraumwagen aus der Waggonfabrik Studénka. Passend dazu wurden Loks der Reihen 162/163 und 362, später auch 242 durch Modernisierung der Führerstände und Einbau von WTB und Seitenkameras wendezugtauglich umgebaut. Die beiden Mitteleinstiegswagen stammen aus der Waggonfabrik Bautzen und werden von den Tschechen "Honeckers letzte Rache" gennant.
Das liegt nicht an technischen Mängeln, wie man im ersten Moment vermuten mag (im Gegenteil: es sind recht komfortable und zuverlässige Fahrzeuge), sondern an vertraglichen Verpflichtungen. Bestellt wurden sie noch kurz vor der Wende, nach selbiger wollte man sie jedoch aus finanziellen Gründen nicht mehr haben. Der Waggonbau Bautzen wiederum, wie alle Betriebe von der Plan- in die freie Marktwirtschaft katapultiert, bestand auf Einhaltung des Kaufvertrags und die damit zugesicherten Einnahmen.
122 025 beschleunigte ihren gemischten Güterzug:
123 017 durfte sich ebenfalls noch in alter Lackierung zeigen:
Das soll's für heute gewesen sein, ein dritter Teil wird noch folgen.
Noch nicht erblaut kamen 123 010 und die geschleppte 123 008 mit einem gemischten Güterzug daher:
163 070 mit Os 6413 nach Lysá nad Labem:
189 013 auf dem Rückweg nach Deutschland:
163 066 mit R 791 nach Kolín:
Wie man sieht, war es in der Sonne schon sehr warm. Kurz vor der Schleuse im Hintergrund erfrischten sich sogar ein paar Schwimmer in der Elbe.
Aus der Gegenrichtung kam Os 6456 aus Štětí, geschoben von der schon gezeigten 163 077.
Diese Steuerwagen entstanden von 2011 bis 2013 durch Umbau von Großraumwagen aus der Waggonfabrik Studénka. Passend dazu wurden Loks der Reihen 162/163 und 362, später auch 242 durch Modernisierung der Führerstände und Einbau von WTB und Seitenkameras wendezugtauglich umgebaut. Die beiden Mitteleinstiegswagen stammen aus der Waggonfabrik Bautzen und werden von den Tschechen "Honeckers letzte Rache" gennant.
Das liegt nicht an technischen Mängeln, wie man im ersten Moment vermuten mag (im Gegenteil: es sind recht komfortable und zuverlässige Fahrzeuge), sondern an vertraglichen Verpflichtungen. Bestellt wurden sie noch kurz vor der Wende, nach selbiger wollte man sie jedoch aus finanziellen Gründen nicht mehr haben. Der Waggonbau Bautzen wiederum, wie alle Betriebe von der Plan- in die freie Marktwirtschaft katapultiert, bestand auf Einhaltung des Kaufvertrags und die damit zugesicherten Einnahmen.
122 025 beschleunigte ihren gemischten Güterzug:
123 017 durfte sich ebenfalls noch in alter Lackierung zeigen:
Das soll's für heute gewesen sein, ein dritter Teil wird noch folgen.
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit.
- Marcel Zehl
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Re: [CZ] Schön ist es am Schreckenstein...
Dritter und letzter Teil.
Die nicht umgebaute 163 260 kam mit dem R 788 aus Kolín:
Statt des hier ohnehin nicht nutzbaren Steuerwagens befand sich ein Bautzener Halbgepäckwagen im Zug.
123 016 mit einem Getreidezug nach Deutschland:
Dann kam die erste ihrer Reihe, zum Glück noch in grün unterwegs - 122 001 mit einem mutmaßlichen Kohlezug:
386 007 (METRANS Rail) mit einem KLV-Zug von Praha-Uhříněves nach Hamburg-Waltershof:
Normalerweise kommen mir Bombardier-Loks nicht auf die Speicherkarte, aber manchmal passieren eben Missgeschicke...
Da die Hauptaufmerksamkeit immer in Richtung Burg ging, habe ich erst spät bemerkt, dass sich von hinten auf leisen Sohlen ein Stück Bundesbahn-Qualität anschlich:
Das Gespann 628 239 / 928 343 von GW Train Regio auf dem Weg von der Modernisierung zur neuen Heimatdienststelle.
Da lohnte sich auch ein Nachschuss, zumal er wegen Abstand am Esig anhalten musste:
Soweit ich bisher mitbekommen habe, sind die 628er beim tschechischen Personal unbeliebt, vor allem wegen ihrer lahmen Beschleunigung. Stattdessen schwört man lieber auf die kultigen, aber viel unkomfortableren Brotbüchsen.
Naja... jedem das Seine, die Fahrgäste sehen das vermutlich anders...
163 233 diesmal in der Gegenrichtung:
Ebenso 163 260 mit dem R 792 nach Kolín:
Vom Sonnenstand her war es inzwischen Zeit, Feierabend zu machen, doch es lohnte sich, noch ein Weilchen zu warten. Eine 363, also die mehrsystemfähige Ur-Variante der 163, ist auf dieser Strecke eher seltener anzutreffen, so dass ich die 008 mit ihrem Kesselzug nur zu gerne ablichtete:
Zum Schluss noch ein Blick hinüber ans linke Elbufer, wenn auch leider ohne Tele-Objektiv:
Eine 184.5 der Gesellschaft SD-KD mit einem Kohlezug in Richtung Nordwesten. Von dieser Reihe existieren nur 4 Maschinen, die vor allem durch ihre Leistungsdaten interessant sind. Für weitere Infos: https://de.wikipedia.org/wiki/SD-KD_184.501_bis_184.504
--- Schluss, aus, vorbei! ---
Die nicht umgebaute 163 260 kam mit dem R 788 aus Kolín:
Statt des hier ohnehin nicht nutzbaren Steuerwagens befand sich ein Bautzener Halbgepäckwagen im Zug.
123 016 mit einem Getreidezug nach Deutschland:
Dann kam die erste ihrer Reihe, zum Glück noch in grün unterwegs - 122 001 mit einem mutmaßlichen Kohlezug:
386 007 (METRANS Rail) mit einem KLV-Zug von Praha-Uhříněves nach Hamburg-Waltershof:
Normalerweise kommen mir Bombardier-Loks nicht auf die Speicherkarte, aber manchmal passieren eben Missgeschicke...
Da die Hauptaufmerksamkeit immer in Richtung Burg ging, habe ich erst spät bemerkt, dass sich von hinten auf leisen Sohlen ein Stück Bundesbahn-Qualität anschlich:
Das Gespann 628 239 / 928 343 von GW Train Regio auf dem Weg von der Modernisierung zur neuen Heimatdienststelle.
Da lohnte sich auch ein Nachschuss, zumal er wegen Abstand am Esig anhalten musste:
Soweit ich bisher mitbekommen habe, sind die 628er beim tschechischen Personal unbeliebt, vor allem wegen ihrer lahmen Beschleunigung. Stattdessen schwört man lieber auf die kultigen, aber viel unkomfortableren Brotbüchsen.
Naja... jedem das Seine, die Fahrgäste sehen das vermutlich anders...
163 233 diesmal in der Gegenrichtung:
Ebenso 163 260 mit dem R 792 nach Kolín:
Vom Sonnenstand her war es inzwischen Zeit, Feierabend zu machen, doch es lohnte sich, noch ein Weilchen zu warten. Eine 363, also die mehrsystemfähige Ur-Variante der 163, ist auf dieser Strecke eher seltener anzutreffen, so dass ich die 008 mit ihrem Kesselzug nur zu gerne ablichtete:
Zum Schluss noch ein Blick hinüber ans linke Elbufer, wenn auch leider ohne Tele-Objektiv:
Eine 184.5 der Gesellschaft SD-KD mit einem Kohlezug in Richtung Nordwesten. Von dieser Reihe existieren nur 4 Maschinen, die vor allem durch ihre Leistungsdaten interessant sind. Für weitere Infos: https://de.wikipedia.org/wiki/SD-KD_184.501_bis_184.504
--- Schluss, aus, vorbei! ---
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit.
Re: [CZ] Schön ist es am Schreckenstein...
Hallo Marcel,
ganz herzlichen Dank für die drei umfangreichen Beiträge vom Schreckenstein.
Bei der Menge an Zügen blieb ja gar keine Zeit, mal die Füße ins Wasser der Elbe
zu halten. Heutzutage müsste das ja wieder ohne Gefahr für die Gesundheit mög-
lich sein, während man früher nach einem Kontakt eher "schwarze Füße" hatte.
Gruß
HaPe
ganz herzlichen Dank für die drei umfangreichen Beiträge vom Schreckenstein.
Bei der Menge an Zügen blieb ja gar keine Zeit, mal die Füße ins Wasser der Elbe
zu halten. Heutzutage müsste das ja wieder ohne Gefahr für die Gesundheit mög-
lich sein, während man früher nach einem Kontakt eher "schwarze Füße" hatte.
Gruß
HaPe