nachdem ich bei so vielen Auslandsberichten (insbesondere aus der Schweiz) immer sehr interessiert mitlese, möchte ich nun auch mal was beitragen. Im November war ich in Vietnam unterwegs und natürlich stand auch eine Zugfahrt auf dem Programm. Mit dem Tageszug ging es von Hanoi in die Berge nach Lao Cai. Man kann zwei Arten von Tickets kaufen: "Soft Seat" und "Hard Seat" ... ersteres kostete knapp 5 Euro für 9,5 Stunden gemütliche Zugfahrt in einem Wagen, dessen Kunstledersitze den Charme der 70er versprühten. Etwas abgeranzt war es schon, wenn ich ehrlich bin

Ein Blick in die Holzklasse allerdings zeigte, dass die "Investition" jeden Cent wert war:

Die Eisenbahn in Vietnam wurde größtenteils zur Zeit der französischen Kolonialherrschaft errichtet und ist heute nur noch auf wenigen Hauptrouten vorhanden (u.a. Hanoi - Lao Cai - China und Hanoi - Ho Chi Minh City). Innerhalb der Städte bieten sich recht abenteuerliche Zustände:
Blick durch ein Gitter auf den Bahnhof von Hanoi. Außerhalb von Abfahrtszeiten ist es schwierig, dort hinzukommen.

Blick auf den Streckenverlauf in der Innenstadt:

Als ich im Zug saß, hab ich festgestellt, dass es noch enger geht... man fährt den Leuten quasi durchs Wohnzimmer...
In Vietnam kann man trotz Klimaanlage die Fenster noch öffnen:

Und wo wir es gerade von selbiger haben: wenn sie mal ausfällt (was gar nicht so selten ist) dann kündigt sich das meist durch ein schnelles Auf und Ab der Temperatur verbunden mit lautem Dröhnen an. Generell hatte ich das Gefühl, dass in dem Land bei allem was sich irgendwie bewegt ein Mechaniker an Bord ist... so auch hier und nach 15 Min. schrauben und fluchen (ist glaube ich in jeder Sprache der Welt gleich


Auch die Landschaft links und rechts der Strecke lohnt sich:

An den Bahnhöfen wird mit Qualität geworben:

Und zum Abschied noch ein Foto vom Zug selbst:

Es ist eine DFH 21 gewesen...mehr kann ich dazu leider nicht sagen.
Die Fahrt ansich zog sich etwas... ich schätze der Zug fuhr maximal mit 30km/h, alles darüber hätte höchstwahrscheinlich verheerende Folgen für die Einheimischen und ihre Haus- und Nutztiere. Der grobe Ablauf bei der Fahrt war wie folgt: man sieht in etwa 50m Entfernung Menschen und Tiere auf den Gleisen. Der Lokführer lässt ein dezentes (...) Warnsignal ertönen - Keiner rührt sich - 30m: die ersten schauen genervt nach dem Zug - 20m: man bequemt sich, aufzustehen - 10m: die Tiere werden weggescheucht - 5m: auch der letzte hat seinen Allerwertesten von den Gleisen geschoben

Güterverkehr gab es auch, meist in Form von abgestellten Wagen in den Bahnhöfen. Während der ganzen Fahrt habe ich vielleicht 4 Güterzüge in Bewegung gesehen. Leider habe ich keine Bilder von den Bahnhöfen machen können.
Reisegrüße,
Sascha