schwellensittich hat geschrieben:
Und man hat ja auch eine Alternative zum ICEng, den Regionalverkehr. Es kostet zwar etwas mehr an Zeit, aber dafür sieht man noch Landschaft und genießt -bei guter Platzwahl- Beinfreiheit.
Wenn man das ganze komfortmäßig halbwegs optimale Fahrzeugmaterial zusammenziehen und z.B. auf die kastrierten ehemaligen D-und E-Züge, die jetzt RE heißen, verteilen würde, könnte man ja mit den "innovativen" Fahrzeugneuschöpfungen im IC- und ICE-Bereich leben, getreu der Maxime: Wenn es einer eilig hat, dann soll er auch im Zug sitzen wie in der Economy-Class des Flugzeuges oder er muß sich ja auch gar nicht hinsetzen, denn es macht sich doch immer gut, stehend mit dem Tablet in der Hand Geschäftigkeit als Erfolg vorzutäuschen.
Das Problem ist nur, daß die Innovations- und Konstruktionszumutungen nach und nach auch den Nahverkehr heimsuchen und man auch dort -z.B. durch die zum Fenster asymmetrische Sitzanordnung- am Landschaftsgenuß gehindert und der Beinfreiheit z.B. der Silberling-Ära inzwischen beraubt ist.
Wenn man gehässig wäre und man das ganze mal auf eine ganz entfernt scheinende soziologisch-psychologische Ebene heben würde, könnte man von einem kollektiven Zwangsmasochismus reden: Der Bahnreisende soll, er darf sich gar nicht mehr wohlfühlen, seine immerwährende Schuld- und Büßerrolle, das Bewußtsein, es gar nicht mehr schön und bequem haben zu dürfen -da könnte man sogar politisch korrekt wieder die unerträgliche deutsche Geschichte bemühen- wird in allen Daseinsbereichen manifestiert.
Einer "Im Schweiße Deines Angesichts sollst Du..."-Maxime entsprechend muß die Bahn-Teilhabe so weh tun, wie irgend möglich.
Erst dann winkt vielleicht einmal die Andeutung einer Erlösung, z.B. bei einer Sonderfahrt mit dem alten Rheingold, die man sich vom Mund abgespart hat und auf die man vielleicht Jahre warten mußte.
Zu weit hergeholt?
Vielleicht, vielleicht aber auch nicht, man kann ja -während man auf viel zu kleinen Plastikhartschalen herumrutscht- einmal darüber nachdenken und über die neuen Folterinstrumente der bahntechnischen Inquisition, die schon einmal damit beginnt, daß man nach Schließung der meisten Empfangsgebäude und dem Abbau von Bahnsteigdächern schon vor der Ankunft des Metallschlauchs ungeschützt Regen, Wind, Hitze oder Kälte ausgesetzt ist.
"Zeigt ihm die Instrumente..."