Und hier die Chronik der Reise...
Am Freitag, den 11.September bekam ich morgens den telefonischen Bescheid, daß es keine ex-vectus-VT seien, die man mir geben könne, allerdings auch keine GTWs, man befürchtete einen Ausfall fernab jeder Erreichbarkeit. Unbürokratisch (auch wenn es Tags zuvor noch nicht so aussah) hatte man mir zwei VTs aus dem LVR-Netz reserviert, welche pünktlich in der Werkstatt Limburg fertig werden sollten.
Und so fuhren wir, die Bürgermeisterin und ich, zur Brauerei, den Kühlwagen zu holen, beluden ihn aus dem Kühlhaus der Mehrzweckhalle, fuhren nach Limburg, brachten ihn zu dem mit dem Leiter der Werkstatt verabredeten Platz, und schlossen ihn an. Die Bürgermeisterin ließ uns (ein zweiter Kollege war noch mit dabei) dann zurück, um die nächste Logistikaufgabe zu erledigen, den Transport der Kühltruhen, während wir auf unsere VTs (277 und 282) warteten. Der erste (der mit dem LKW bei Gießen zusammengestoßene) sah aus wie neu, noch nicht einmal das Logo war angebracht. Er war in Halberstadt instandgesetzt worden. Der andere hatte nur noch eine Bremsenuntersuchung offen...
Langsam wurde die Zeit knapp, da meinte der Werkstattmeister, die Toilette im 282 sei defekt. Grande Catastrophe! Irgendwie schafften sie es noch in letzter Sekunde, sie instandzusetzen. Sie sollte später aber noch immer herumzicken...Schnell wurde auf den planmäßigen kleinen LINT nach Au aufgekuppelt, und das lange Gespann an den Bahnsteigen immer weit vorbei gefahren, der Kollege auf dem 207 sagte dann immer den Halteplatz an. Wir wollten ja den sauberen Sonderzug auch sauber nach AK bringen, man kennt ja seine Kundschaft....
Überführung der langen Fuhre im letzten Abendlicht bei Hachenburg:
Und am Abend wurde im bahnsteigfreien Gleis 4 zwischengeparkt, bis wir nach Beendigung des Planverkehrs an den Bahnsteig zum Beladen konnten:
Früh am nächsten Morgen begab ich mich mit einem Nachbarn und einem jungen Kollegen zum Zug zwecks Vorbereitung. Der Himmel war leider grau in grau, und verhieß nichts Gutes. Die Zeit rannte, und gegen 7:30 kam der Zubringer aus Höchstenbach....
Viele Reisende waren ob der Zuglänge irritiert, die "Herzlich Willkommen"-Banner hatte die Brauerei uns leihweise überlassen, und während sich die ersten 100 Reisenden ein schönes Plätzchen suchten...
...spielte der Posaunenchor in kompakter Besetzung auf, und zog sogar die Neugier der Anwohner auf sich.
Pünktlich um 8:03 Uhr fuhren wir ab, und auch ansonsten wurde der Fahrplan - bis auf die Überholung in Rhöndorf, die auf Troisdorf vorgezogen wurde - ziemlich genau eingehalten. Selbst für einige Raucherpausen war Zeit. Kurioserweise liefen wir sogar ständig auf den IC auf...seltsam. Im Lahntal war ich entsetzt ob der Verschandelung der Bahnhöfe, konnte aber nach der schönen Fahrt am Rhein entlang die Aufmerksamkeit der Reisenden auf die dennoch schöne Landschaft lenken. Sogar das Wetter wurde besser....
In Limburg verteilten sich die fast 160 Reisenden in der Stadt, einige Helfer fuhren mit zum Tanken und in die Werkstatt zum "Nachmunitionieren". Das Werkstatt-Team hatte sogar Gleis 919 zum Beladen frei gehalten - perfekt!
Also viel besser hätte das logistisch nicht zu machen sein können....wie man am Kabel sieht, bekamen während der Standzeit die Kühltruhen auch noch mal 230 Volt...
Dann wollten wir eine gute halbe Stunde vor Abfahrt an den Bahnsteig, was leider nicht ging, der RE hatte 20 Minuten Verspätung, und auch ansonsten hatte es der Fdl nicht sehr eilig mit uns, führte erst noch die eine oder andere Rangierfahrt durch, so daß es leider kein Ständchen am Bahnsteig, wie geplant war, gab. Dennoch wurde noch einmal das Transparent hervorgeholt...
Das mitreisende Team der Werkstatt Limburg und ein DB-Schenker-Kollege (links) und mein spaßig gekleideter Nachbar, der Fahrkarten abstempelte...der Wagenmeister (Schorsch - mit der getönten Brille) hatte sogar das zickige Klo zur Raison gebracht...Ähm, ja, wir HATTEN Spaß an diesem Tag....
Weiter lahnaufwärts lagen wir dann so gut im Plan, daß sogar ein extra Zigarettenstop in Weilburg drin war.
Dann ging es weiter lahnaufwärts, im Gbf Wetzlar machten wir Kopf, und der Fdl ließ uns sogar an den Bahnsteig zur nächsten Raucherpause. Über Haiger und Burbach - wo wieder Nikotin aufgenommen werden konnte - erreichten wir dann wieder das Siegtal. Nur ein zu spät bestellter Schlußsender sollte dann zur ersten nennenswerten Verspätung (18 Minuten) führen. Wegen einer Störung des SZB-Blocksystems wurde es ganz am Schluß auch noch knapp mit dem letzten Zug nach Westerburg, der schon beinahe vor uns in Au abgelassen werden sollte. Aber es klappte dann doch noch, in AK wurde schnell wegrangiert, um die Planzüge durch zu lassen, und dann ging es wieder ans Aufräumen...wie man am direkt an der Tür stehenden Anhänger sieht, logistisch perfekt am Bahnsteig 1:
Nach Beendigung der Arbeit machten wir, die Aktiven, es uns noch bei einem letzten Bierchen im Mehrzweckraum gemütlich, und ließen zufrieden den Tag noch einmal Revue passieren. Die durchweg positive Resonanz und auch die Begeisterung bei den damals noch skeptischen Gemeinderatsmitgliedern ließ die Mühen und den Ärger vergessen. Auch die Rücküberführung der beiden VTs nach Limburg und Gießen, sowie der Rücktransport des Kühlanhängers verliefen unproblematisch - nachdem endlich der Fahrplan da war....
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
Albert Einstein
"Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich...!"
Konrad Adenauer