Hallo.
Dampfabschied vor 40 Jahren im Bw Bingerbrück,Lok 051 587-4 vom
Bw Kaiserslautern hatte am 30 Mai 1975 die Aufgabe den letzten
Planzug nach Kirn zufahren.
Gr.J.Th
Bingerbrück
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Re: Bingerbrück
Das schaut ja fast aus wie ein modernes Colorkey-Bild.
Ein sehr schönes Zeitdokument, danke fürs Einstellen...
Guido
Ein sehr schönes Zeitdokument, danke fürs Einstellen...
Guido
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- Oberrat A14
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Re: Bingerbrück
Schön, daß nach 40 Jahren Fotos von diesem denkwürdigen Ereignis "auftauchen", wer dabei war und die teils unwürdigen und unschönen Begleitumstände des Bingerbrücker Dampfabschiedes erlebt hat, insbesondere wie mit Bw und Personal umgegangen wurde, denkt nur mit Trauer und Wut an diese Zeit zurück, obwohl sie auch noch mal für ein paar Jahre den Bogen in eine ungleich bessere Zeit schlug und dem einen oder anderen jungen Reservelokomotivführer noch eine Einweisung in die Baureihe 50 und ihre Ableger bescherte - Eindrücke, die die meisten nicht missen möchten.
Soweit mal etwas Positives.
Als absolutes Negativbeispiel möchte ich dutzende Heizerschicksale benennen. Gerade die beamteten, die aufsteigen konnten bis zu A 5 und eine recht angesehene Position hatten, da sie im Notfall befähigt waren, einen Zug anzuhalten oder bis zum nächsten Bahnhof mit Ausweichmöglichkeit vorzuziehen, fanden sich nicht selten in abgelegene Schrankenwärterhäuschen abgeschoben vor und mußten sich z.B. als Faulenzer anpöbeln lassen, wenn es BÜ-Benutzern nicht schnell genug ging.
Da viele Nebenstrecken in dieser Zeit stillgelegt wurden, ergaben sich auch teils große Anfahrtswege - nur die wenigsten hatten einen Führerschein und waren dementsprechend mobil.
Ein anderes unrühmliches Kapitel waren die Gebäude, denen man beim Verfall zusehen konnte.
Erste Anzeichen finden sich schon auf dem obigen Bild.
So trug man alsbald das Dach des Lokschuppens ab, also standen fortan die Fahrzeuge im Freien.
Im Winter -und damals gab es auch am Rhein noch harte Winter- gaben manche Batterien auf.
Die "Starthilfe" wurde dann mangels Werkzeug improvisiert, z.B. indem man von einer Lok, die noch gut "im Saft" stand aus abgelegten Signaldrähten eine Brücke zur fast leeren Batterie der zweiten Lok baute.
Erst 2010, also 35 Jahre nach dem Dampfabschied und gute 15 Jahre nach Schließung der Bw-Außenstelle erbarmte man sich der alten Lokleitung. Hier hatten Vandalen bereits fast alles, was kaputtzumachen ging, kaputtgemacht und jeder Bahnreisende oder Passant wurde Zeuge dieser "Unternehmenspolitik".
Alle diese Dinge fallen mir ein, wenn ich das Bild vom Dampfabschied betrachte.
Es war zugleich ein Abschied vom Eisenbahnknoten Bingerbrück, wo von 600 Arbeitsplätzen in den 1970er Jahren aktuell noch etwa 10 übrig sind...
Es sind 40 Jahre einer völlig sozialunverträglichen Neugestaltung eines einstigen Vorzeigekonzerns hin zu einem Pleiten-Pech- und Pannen-Gebilde, das seinen Beschäftigten keine Zukunft mehr zu geben vermag.
Ein Jammer!
Soweit mal etwas Positives.
Als absolutes Negativbeispiel möchte ich dutzende Heizerschicksale benennen. Gerade die beamteten, die aufsteigen konnten bis zu A 5 und eine recht angesehene Position hatten, da sie im Notfall befähigt waren, einen Zug anzuhalten oder bis zum nächsten Bahnhof mit Ausweichmöglichkeit vorzuziehen, fanden sich nicht selten in abgelegene Schrankenwärterhäuschen abgeschoben vor und mußten sich z.B. als Faulenzer anpöbeln lassen, wenn es BÜ-Benutzern nicht schnell genug ging.
Da viele Nebenstrecken in dieser Zeit stillgelegt wurden, ergaben sich auch teils große Anfahrtswege - nur die wenigsten hatten einen Führerschein und waren dementsprechend mobil.
Ein anderes unrühmliches Kapitel waren die Gebäude, denen man beim Verfall zusehen konnte.
Erste Anzeichen finden sich schon auf dem obigen Bild.
So trug man alsbald das Dach des Lokschuppens ab, also standen fortan die Fahrzeuge im Freien.
Im Winter -und damals gab es auch am Rhein noch harte Winter- gaben manche Batterien auf.
Die "Starthilfe" wurde dann mangels Werkzeug improvisiert, z.B. indem man von einer Lok, die noch gut "im Saft" stand aus abgelegten Signaldrähten eine Brücke zur fast leeren Batterie der zweiten Lok baute.
Erst 2010, also 35 Jahre nach dem Dampfabschied und gute 15 Jahre nach Schließung der Bw-Außenstelle erbarmte man sich der alten Lokleitung. Hier hatten Vandalen bereits fast alles, was kaputtzumachen ging, kaputtgemacht und jeder Bahnreisende oder Passant wurde Zeuge dieser "Unternehmenspolitik".
Alle diese Dinge fallen mir ein, wenn ich das Bild vom Dampfabschied betrachte.
Es war zugleich ein Abschied vom Eisenbahnknoten Bingerbrück, wo von 600 Arbeitsplätzen in den 1970er Jahren aktuell noch etwa 10 übrig sind...
Es sind 40 Jahre einer völlig sozialunverträglichen Neugestaltung eines einstigen Vorzeigekonzerns hin zu einem Pleiten-Pech- und Pannen-Gebilde, das seinen Beschäftigten keine Zukunft mehr zu geben vermag.
Ein Jammer!
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.
Re: Bingerbrück
Hallo Jörg,
Danke für das so bemerkenswerte und auch hervorragend digitalisierte Bild des Abschieds vom Dampf in Bingerbrück. Fünf Jahre hatte ich auch bis dahin das Geschehen verfolgt, aber diesen Moment nicht festgehalten.
Hallo Horst,
Deine Feststellungen und Bewertungen sind absolut zutreffend. Gerade die Schicksale mancher Personale sind mir damals auch sehr nahegegangen ......
Wenn man so wie Du hinter die Kulissen schaut, kann man eigentlich nicht mehr von einer "guten, alten Zeit" sprechen.
Es grüßt Euch
Günter
Danke für das so bemerkenswerte und auch hervorragend digitalisierte Bild des Abschieds vom Dampf in Bingerbrück. Fünf Jahre hatte ich auch bis dahin das Geschehen verfolgt, aber diesen Moment nicht festgehalten.
Hallo Horst,
Deine Feststellungen und Bewertungen sind absolut zutreffend. Gerade die Schicksale mancher Personale sind mir damals auch sehr nahegegangen ......
Wenn man so wie Du hinter die Kulissen schaut, kann man eigentlich nicht mehr von einer "guten, alten Zeit" sprechen.
Es grüßt Euch
Günter
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- Oberinspektor A10
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- Registriert: Fr 3. Nov 2006, 20:26
Re: Bingerbrück
Dieselschrauber hat geschrieben:Noch zwei Fotos.
Leider war das Wetter am 30.Mai 1975 nicht gut,aber egal
es bleibt eine schöne Erinnerung.
Gr.J.Th
Hallo Jörg,
das Wetter war offensichtlich dem Anlaß angemessen. In Mayen scheint es einen Touch besser gewesen zu sein, wenn ich mir meine Dias vom 30.5. so betrachte.
Ja, es ging schon eine bedeutende Epoche zu Ende.
Herzliche Grüße
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- Oberrat A14
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- Registriert: Sa 18. Okt 2008, 23:07
Re: Bingerbrück
Ich möchte die schöne Erinnerung beileibe nicht schmälern, aber man muß sich noch folgendes vergegenwärtigen:
Gewissermaßen In letzter Minute bekam die Redaktion der Allgemeinen Zeitung "Wind" von der Sache - natürlich sollte der Dampfabschied auch pressemäßig dokumentiert werden.
Wer es letztlich war, der Lokleiter oder der Bahnhofsvorsteher weiß ich nicht mehr, dem Pressefotografen wurde die Fotographiererlaubnis auf dem Bahngelände nicht erteilt.
Warum auch immer, damals gab es noch bei bestimmten Leuten ganz große Empfindlichkeiten hinsichtlich Presse oder privaten "Hobbyknipsern".
Die DB war halt noch eine Behörde und in Bingerbrück gab es sogar noch einen Bahnpolizeiposten.
Wichtig wichtig...
Also zog der Zeitungsfotograph um an den BÜ Drususbrücke, dort wurde dann der letzte Plandampfzug aus Bingerbrück auch pressemäßig dokumentiert und das Bild erschien dann auch konsequenterweise am übernächsten Tag in der Lokalgazette.
Irgendwo fliegt der Artikel noch bei mir herum - ich verfüge aber auch über keinen Scanner.
Aber vielleicht kann ja noch ein anderer Forianer aushelfen.
SOLANGE NICHT DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ EINE EINSTWEILIGE VERFÜGUNG ERWIRKT UND SIE MIR PERSÖNLICH AN DER HAUSTÜR ÜBERREICHT,BLEIBE ICH BEI DER ALTEN RECHTSCHREIBUNG.