Nach endlosen Wochen der Planung, des Hoffens und Bangens auf gutes Wetter und intensiven Austauschs mit Hobbykollegen habe ich es am Pfingstsamstag endlich geschafft, einen Fototag im Vorharz einzulegen.
Zuletzt habe ich das dortige Streckennetz im den Jahren 1982 bis 1985 besucht, als es hieß, die „Eierköpfe“ der Baureihen 612 und 613 aufzunehmen und letztendlich deren Abschied zu dokumentieren. Heute fahren dort zwar wieder 612, die mit den damaligen Exemplaren aber nicht mehr viel zu tun haben. Dafür rückt das Augenmerk auf die in den Achtzigern allgegenwärtige 218 und die für heutige Verhältnisse überwältigende Ansammlung alter, mechanischer Signaltechnik, insbesondere auf die geniale Signalbrücke von Bad Harzburg. Beides hat aber nur noch eine Galgenfrist, und so brach ich nach fast dreißig Jahren erneut auf, um im Harzvorland zu fotografieren.
Bevor ich meine Bilder aber zeige, möchte ich allen danken, die mich in der Vorbereitung so massiv unterstützt haben! Gemäß der Devise, dass man normalerweise die besseren Bilder immer erst am zweiten Tag macht, konnte ich durch gezielte Vorschläge und Tipps punktgenau meine Motive ansteuern und so eine für mich mehr als befriedigende Auswahl mit nach Hause bringen. Ein weiterer Dank geht auch an Petrus, der mich den ganzen Tag vor Quellwolken verschont hat. Genug der Worte aber jetzt, los geht’s:
Nach der Anreise am Vorabend ging es gleich am nächsten Morgen um halb sieben zum Vorsignal von Baddeckenstedt. Zwei weitere Fahrzeuge mit drei Fotografen kurz nach Sonnenaufgang auf einem einsamen Feldweg mitten in Niedersachsen haben mir zum Glück bewiesen, dass ich nicht der einzige Verrückte mit der Leidenschaft für Spiegeleier zum Frühstück bin


Irgendwie hatte ich die Baureihe 218 anders in Erinnerung, was sich aber bald darauf schon bestätigte. 218 470 passiert mit der ersten RB nach Bad Harzburg im schönsten Morgenlicht die Fotostelle:

Für den folgenden Wendezug nach Hannover ging es dann an die westliche Ausfahrt von Baddeckenstedt. Wie oft findet man noch solche Ensembles von Stellwerk, 218 und Signal?

Die 218 wechseln sich mit den 612 vom Harz-Express ab, hier eine Einheit am östlichen E-Sig. von Baddeckenstedt (Anm.: Graffity auf dem zweiten Zug digital entfernt):

Die lichttechnisch optimalen 218 – Leistungen sind die Züge gegen 9 Uhr. 218 447 rollt in den letzten Tagen vor ihren Fristablauf am südlichen Blocksignal von Othfresen vorbei:

Darauf folgte postwendend der Nachschuss am nördlichen Signal auf 218 470

Unbedingt aufnehmen wollte ich auch die Kombination von Vorsignal und der alten Gitterbrücke bei Salzgitter-Ringelstedt. Leider reichte es mangels genauer Ortskenntnis nicht zur optimalen Fotostelle, quer durchs Kornfeld gehört sich nicht, aber so ging’s dann auch:

Dann stand schließlich der erste Abstecher nach Bad Harzburg auf dem Programm. Vor der Ausfahrt der 218 rollte noch ein 648 ins Bild:

Der im ersten Bild gezeigte Schotterzug wurde an diesem Samstag in Bad Harzburg beladen, was leider den Blick auf das Stellwerk behinderte. Eine 218 entstellt aber nix:

Vor fast auf den Tag genau dreißig Jahren, am 19. Mai 1984, sah die Szene noch so aus:

Dann wurde es Zeit für die RB aus Richtung Goslar. Hier fiel meine Wahl auf die Einfahrsignale von Bad Harzburg:

Und der zeitgleich einfahrende 628 645 durfte auch noch aufs Bild

Bis zur Ausfahrt der 218 war nun reichlich Zeit, die ich in Goslar verbrachte. 218 473 während ihrer Wochenendruhe:

612 662 wird von den westlichen Ausfahrsignalen eingerahmt:

Dann ging es wieder nach Bad Harzburg für die Ausfahrt der RB nach Hannover unter der Signalbrücke. Scheinbar verhinderte dies aber ein technischer Defekt, so dass erst einmal der recht blasse 628 619 einfuhr. Man beachte die „dekorativen“ Schotterwagen


Auf Gleis fünf rührte sich immer noch nichts, so dass mittlerweile 218 470 auf Gleis sechs einrollte.

Kaum angekommen, war 218 474 wieder gesundet und rollte unter der Hp 2 zeigenden Signalbrücke hindurch

In Erinnerung an alte Zeiten fand (nach einem leckeren Dönerteller im empfehlenswerten Bad Harzburger Imbiss am Bahnhof) noch ein 612 (leider neu) den Weg auf den Chip.

Für die 15 Uhr – Züge wird es lichttechnisch schon etwas schwierig, wenn man sich nicht mit reinen Landschaftsfotos begnügen möchte. Im Kornfeld nahe dem Stellwerk Othfresen fand sich aber in einer passenden Treckerspur noch eine vernünftige Fotostelle:

Dann wurde es von Westen her zunehmend schlonzig. Verbunden mit dem nun schon starken Seitenlicht ist die Aufnahme des Schiebers nach Hannover am nördlichen Blocksignal Othfresen sicher nicht mehr ganz so optimal, verkaufen wir’s deshalb mal als Stimmungsbild ...

Angesichts des nun unsicheren Wetters fiel nun die Entscheidung zugunsten eines Espressos in Goslar, schließlich musste ich ja auch noch ein paar Lebensgeister für die Rückfahrt aktivieren. Da sich die Sonne dann aber doch noch mal durchsetzte, entstand dieses Bild vom Harzexpress am E-Sig. Goslar:

Und auch für das wohl mittlerweile jedem bekannte Motiv in Goslar-Baßgeige reichte das Licht noch, ehe es dann richtig matschig wurde:


Mit diesen beiden Aufnahmen endete ein höchst erfolgreicher Fototag, der bei mir ein ausgesprochenes Gefühl der Beruhigung hinterlassen hat. Ich kann mir zwar sehr gut vorstellen, vor Dezember noch einmal dort einzufallen, bin aber um die Bilder, die jetzt schon im Sack sind, außerordentlich froh.
Ich würde mich freuen, wenn die Aufnahmen gefallen und möchte zum Schluss noch die Fotografen grüßen, die mir begegnet sind, so die Drei vom Spiegelei in Baddeckenstedt und besonders den netten Pentax-Kollegen!
Herzliche Grüße
Frank