Ich will jetzt keinem auf die Füße treten, aber ich lese hier immer nur den Streit um Minuten, Fahrzeitoptimierung, virtuelle Fahrtplanung (Google-Routenplaner "Grau, treuer Freund, ist alle Theorie"... ), bessere Trassierungen etc. heraus als wären die Menschen inzwischen nur noch seelenlose Robotor, die -in Metallschläuche verfrachtet- möglichst effektiv unter bester Ausnutzung der kostbaren Lebenszeit von A nach B gebracht werden müssen.Rolf hat geschrieben:Und mit dem Auto dauert es laut Google Routenplaner 37 Minuten von Ulmen nach Koblenz. Ohne Autobahn über andere Straßen dauert es 67 Minuten.Westeifelbahner hat geschrieben:...Ulmen - Kaisersesch 20 Minuten, Kaisersesch - Andernach 54 Minuten, Wende 6 Minuten, Andernach - Koblenz ca. 15 Minuten = 95 Minuten.
Dagegen braucht der Schnellbus 57 Minuten, bedient aber nur Ulmen...
Dabei weiß doch jeder: Eine einzige von einem popeligen Pritschenwagen auf die Straße gewehte Gießkanne bringt schon jede Kalkulation durcheinander, ein einziger gestörter Parkscheinautomat am Löhr-Center bringt mich im Zeitfenster schon weit hinter den Zug zurück.
Warum lese ich stattdessen nicht einmal etwas von Reisekultur, von einer bequemen, entspannten Zugfahrt durch schöne Landschaften, befreit von den Sorgen des stets wachsamen, angespannten Autofahrers, von einer gemütlichen Mittagsrast am Rheinufer bei einem oder zwei Schoppen bzw. Weizenbier, die ich mir ohne Reue leisten kann, weil ein gewissenhafter Triebwagenführer meine Heimfahrt übernimmt?
Der Reisende von heute ist schon sehr verarmt, wenn er -beständig auf der Suche nach dem zeitlichen Optimum- für die vielen angenehmen Begleiterscheinungen des Bahnfahrens keinen Draht mehr hat.
Und die paar Minuten Ersparnis, die zwischen Daun und Koblenz auf der A 48 vielleicht wettzumachen sind, gehen unter Garantie auf der chronisch überlasteten B 9 wieder verloren.
Und selbst wenn einmal ein Anschlußzug weggefahren ist - mir ist kein Fall bekannt, wo ein zurückgelassener Fahrgast nicht auch wieder nachhause gekommen ist.
Wenn es wirklich gelingt, zwischen Gerolstein und Andernach wieder SPNV zu etablieren, wäre das für Menschen und Region
ein so gewaltiger Gewinn, daß Minuten in der Reiseplanung doch weiß Gott keine Rolle mehr spielen.