Der Bahnhof Monschau steht zum Verkauf. Innen liegen noch alte Flyer mit der Überschrift "Mit der Bahn zum Weihnachtsmarkt nach Monschau". Da kommt Wehmut auf, auch wenn der neue Fahrradweg begeistert. Den Bahnhof habe ich noch mit zwei Gleisen und der französischen Aufschrift Montjoie" in Erinnerung. Da scheint jetzt das Schild "a vendre" drüber zu hängen:

Obwohl das Wetter schlecht ist (immer wieder Regenschauer, die später in Dauerregen übergehen), sind zahlreiche Radfahrer unterwegs. Einerseits freue ich mich über den schönen, gut gemachten Radweg, andererseits bin ich traurig, dass die schöne Strecke für immer verschwunden ist. Zuletzt war ich hier mit der Vennbahn-Dampflok:

Von der alten Bahnhofsausstattung ist nicht mehr viel übrig; lediglich eine umgesetzte Lichtzeichenanlage und der alte Güterschuppen. Immerhin...

Der Fahrradweg selbst hat eine tolle Oberfläche, die auch für Skater ideal ist. Der Weg ist breiter als üblich, ich schätze mal 3 Meter. Das gibt mehr Sicherheit, um den zahlreichen Radlern auszuweichen. Obwohl das Wetter gruselig ist und wir immer wieder Schutz vor den Regenschauern suchen müssen, kommen uns zahlreiche Radler entgegen. Es ist richtig was los.

In dem von uns befahrenen Abschnitt sind alle Viadukte erhalten geblieben, so dass der Fahrradweg keine gefährlichen "Brüche" aufweist und auch für Familien mit Kindern genutzt werden kann. Hier hat man offenbar dazu gelernt. Der (obere) Ahrtalradweg (und auch der Maare-Mosel-Radweg) beispielsweise hat stark abschüssige Abschnitte, wo Brücken entfernt wurden. Diese Schwachstellen sind sehr gefährlich und für Kinder ungeeignet. Inzwischen scheint die Erkenntnis Oberhand zu gewinnen, dass, wenn schon Fahrradwege auf Bahntrassen angelegt werden, diese auch ohne Brüche/Gefahrenstellen, familienfreundlich realisiert werden sollten.

In Kalterherberg endet der Fahrradweg abrupt. Hier beginnt am alten Bahnhof die Draisinenstrecke, und zwei alte Waggons stehen auf dem Gleisrest. An ihnen wurde gerade gearbeitet. Die Umfahrung haben wir nicht getestet. 2013 soll der Fahrradweg durchgängig bis Luxemburg befahrbar sein. Wir freuen uns drauf.

Fazit: Der Fahrradweg ist, so weit ich die Strecke befahren habe, absolut vorbildlich angelegt und somit ein echter Knüller. Obwohl ich die wunderschöne Strecke noch mehrfach mit der Vennbahn bereist habe, entdecke ich die Schönheit der umgebenden Landschaft erst jetzt so richtig. Insofern ist der Fahrradweg ein Gewinn. Mich schmerzt es allerdings, dass die schöne Bahnstecke endgültig Geschichte ist, und so fährt auch immer ein Stück Wehmut mit, wenn ich auf solchen Bahntrassen unterwegs bin. Aber die Vennbahn war wohl chancenlos. Ich erinnere mich noch gut an ein langes Gespräch mit dem Stadtdirektor von Eupen Ende der 90er Jahre. Ich wollte ihn von der Vennbahn überzeugen, aber am Ende hatte er mich überzeugt, dass eine Sanierung der Vennbahn für die deutschsprachige Gemeinschaft nicht zu finanzieren und ein Sprengsatz für den viel zu kleinen Haushalt wäre. Schade, trotz schönem Fahrradweg.