Ob "einmännig" oder "zweimännig" besetzt - mir geht mehr im Kopf herum, wie man solche Unfälle verhindern kann und ich möchte mal einen Aufruf starten an alle, sich kreative Gedanken zu machen. Bei all den Beinahe-Chrashs, die ich erlebt habe - der richtige ist mir Gottseidank bisher erspart geblieben- konnte man hinterher, wenn es denn die Gelegenheit dazu gab und sich der Autofahrer nicht aus dem Staub gemacht hat, eine Grundhaltung heraushören, die ich mal so beschreiben möchte: "Die Eisenbahn ist doch was von gestern, die paßt doch nicht mehr in die moderne Zeit". Ist das nicht auch eine Frage der sozialen Prägung? Bahn und Bund sind die beiden einzigen Institutionen, in denen es noch eine geradezu wilhelminische Hierarchie gibt: Der Panzer fährt nicht eher los, bis der Leutnant den BEFEHL gibt und der Zug nicht eher über das rot-zeigende Hauptsignal, bis der Fdl den BEFEHL dazu gibt. Klare Regeln mit schärfsten Konsequenzen bei Nichtbefolgung. In beiden Fällen zur Not -wenn etwas schiefgeht- KNAST. Der Gesellschaft von heute ist so etwas fremd. Ein Lehrer, der an der grünen Ampel sagt: "Jetzt gehen wir los" kann sich von 12-jährigen anhören: "Ach fick Dich doch du Wixer". Ein Polizeibeamter, der im Zivilfahrzeug 5 Kilometer lang mit 130 im 70er Bereich einen Raser verfolgt muß sich den Zigarettenqualm ins Gesicht blasen und fragen lassen: "Und sonst haben Sie keine Probleme?" Ein Mann, der randalierenden Hosenscheißern an einem U-Bahn-Haltepunkt Einhalt gebieten will, wird gemeinschaftlich togeschlagen.
Ich denke, das alles ist kein Problem von Halb- oder Vollschranken, guter und schlechter BÜ-Sicherung, es ist das Problem, das wir in unserer softigen Konsensgesellschaft heute glauben, über alles DISKUTIEREN und frei entscheiden zu können. Jeder entscheidet frei, ob er bei Rot anhält oder ob sein Anliegen nicht wichtiger ist als die StVO. Am Ende lassen wir darüber abstimmen, ob 2+2=4 oder 2+2=5 ist. Jeder entscheidet frei: Fahre ich schnell noch um die Halbschranke herum oder bleibe ich stehen, vielleicht wegen eines Zuges, in dem "keiner sitzt". Der Mensch im Führerstand wird bei solchen Betrachtungen übrigens gerne ignoriert, obwohl er ja schließlich nicht "keiner" ist.
Ich glaube, es ist die "Erziehung"/Sozialisation in -Familie kann man ja kaum noch sagen- Lebensgemeinschaft, Kindergarten, Schule, Medien und Gesellschaft, die dem Menschen verbindliche BEFEHLE -nichts anderes sind ja Rotlicht, Andreaskreuz oder eine geschlossene Schranke- fremd und inakzeptabel werden lassen und dazu führen, daß jeder spontan aus dem Augenblick heraus dann die Entscheidung trifft: Halte ich an oder fahre ich?
Nun aber die Frage: Wie kann ein Bahnbetrieb, der im Prinzip immer noch auf den gleichen VORSCHRIFTEN beruht wie vor 100 Jahren, mit diesem "Mainstream"
umgehen? Wenn dieses Verhalten sich weiter ausbreitet, dann ist ja jeder Tf nach 15 Dienstjahren untauglich. Denn mit der Angst, daß hinter der nächsten Kurve
munter bei Rot über die Schienen gerast wird, kann man doch nicht dauerhaft leben.
Die Regel sollte doch sein, daß ein Zug bei geschlossener Schranke eine hindernisfreie Fahrt erwarten darf und nicht, daß er grundsätzlich einmal mit einem Lkw auf den Schienen zu rechnen hat und nur mit etwas Glück mit einem freien Gleis
![Shocked :shock:](./images/smilies/icon_eek.gif)
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Aber -wie eingangs erwähnt- was gibt es für Lösungen?
P.S. Gerade schreibt mir ein Bekannter per eMail: Eisenbahner sollten in die Fahrschulen gehen und mal dort ein wenig Aufklärungsarbeit leisten. Vielleicht könnte man ja auch einmal eine DVD mit Bahnunfällen brennen, Bremswegberechnungen Auto/Zug durchführen, Fahrschüler mal mit in den Führerstand nehmen...
Auch nicht schlecht, die Idee.